Shining Line / Same
Same Spielzeit: 76:16
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2010
Stil: Prog/Pop Rock

Review vom 26.05.2010


Wolfgang Giese
Egal, ob wir nun "Die Zeitmaschine" oder den "Time Tunnel" nutzen, die Zeitreise geht unweigerlich zurück, etwa 25-30 Jahre. Melodic Rock der 80er, oder AOR, das sind hier klare Stichworte, wenn es um die grobe Einteilung der hier gebotenen Musik geht.
Darüber hinaus gibt es einige Ohrwürmer, die Atmosphäre ist durchgehend recht 'altmodisch' gehalten. Davon kann man halten, was man will, einige werden eine solche Zeitreise lieben, andere mögen das Gebotene für überflüssig erachten.
So denke ich, werden sich hinsichtlich der Beurteilung der Musik die Geister scheiden, Aussagen von 'absolut empfehlenswert' bis 'völlig durchschnittlich und belanglos' dürften hier auftauchen. Wie sehe ich das nun?
"Shining Line" ist erst einmal als 'All-Star-Projekt' zu betrachten. Neben einer Basisformation tummeln sich ständig wechselnde Vokalisten und Solisten. Verderben nun viele Köche den Brei? Bekommt das dadurch einen 'Sampler-Charakter'?
Nach einer hymnischen Keyboard-Einleitung rockt es alsbald gewaltig los, und Erik Martensson greift herzhaft ins Geschehen ein mit kraft- und ausdrucksvollem Gesang. Asia, einen Tick härter gespielt, lassen grüßen!
Mit Harry Hess an den Vocals geht es dann etwas verhaltener zu und der Druck ist zurück genommen, auch ist hier der Gesang 'großflächiger' und die Musik tendiert klarer Richtung Pop-Rock. "Amy", das könnte ein Hit für den AOR-Markt werden.
Und so geht es im Wechsel weiter, je nachdem, welcher Vokalist im Rampenlicht agiert, steht und fällt die Ausrichtung, mal härter, mal poppiger, aber stets stehen Harmonie und eine melodische Gangart im Vordergrund. Bei den Solisten bemerkt man nicht unbedingt große Unterschiede, die Soli sind doch leider recht kurz … so hätte ich mir zum Beispiel eine typische Entwicklung mit Aufbau eines Solos bei "Strong Enough" interessant vorgestellt, denn das, was Tommy Ermolli hier anreißt, hätte sich gut entwickeln können.
Drei Instrumentals finden sich auf der Platte, das erste, "Heaven's Path", kommt mir ziemlich verloren vor, auch hinsichtlich der kurzen Spielzeit und es wäre klüger gewesen, es zwischen die Tracks drei und fünf zu verflechten. Das hat man dann leider auch versäumt bei der kleinen Suite "Under Silent Walls": den Titeln 13-15.
Doch ich will nicht vorgreifen, denn auf "Heat Of The Light" wird nun erst einmal Robin Beck, die Dame aus der Coca-Cola-Werbung, vorgeschickt, um mit ihrem rauen Vokalbeitrag einen kraftvollen Popsong zu gestalten.
Aus genereller Sicht kann ich nicht umhin, festzustellen, dass die meisten Titel zwar einen hart rockenden Drumbeat aufweisen, sich darüber aber typische Achtziger-Jahre-Rockmuster mit teilweisen Bombast-Elementen aufbauen. Wirklich schlecht interpretiert ist wohl kein Song, und gefällig wirkt das auch, mit großem momentanen Unterhaltungswert, aber ob das auch für eine hohe Bewertung eines Repertoirewerts reicht, bezweifele ich. Es bleibt nicht wirklich viel hängen, zu ähnlich klingen die Titel für mich. Hinzu kommt eine gewisse Abnutzungserscheinung im Laufe der Platte und nur ab und an vermag ich nur annähernd über ein 'Aha-Erlebnis' zu berichten. Die Keyboards sind mir persönlich etwas zu sehr dominant, etwas mehr 'Guitar Power' wäre mir lieb gewesen.
"The Meaning Of My Lonely Words" ist eine schöne Pop Rock-Ballade mit einem guten Vokalarrangement geworden, ich mag diesen Track, auf dem Michael Shotton singt. Dieses Teil würde ich als Single auskoppeln, wenn man ein Stück auswählen müsste. Allerdings ist er eher untypisch im Gesamtzusammenhang .
Die wohl interessanteste und beste Vorstellung gibt die Band m. E. mit der dreiteiligen Suite zum Schluss ab. Ein sehr gefühlvolles Intro auf der Leadguitar von Marco Tansini bringt einen schleppenden Rhythmus auf den Weg. Diese gesamte Einleitung des Dreiteilers ist instrumental. Und, wie ich bereits bemerkte, endet der Titel und der zweite Teil der Suite startet. Allerdings stimmungsmäßig ist er anfänglich identisch, nur hier tritt Michael Bormann mit rauchigem Gesang hinzu. Schön und passend ist die lange Spielzeit. An der Gitarre hören wir Mario Percudani, doch kommt er trotz der Länge nicht richtig zum Zug. Schade.
So, letztes Stück, wieder instrumental, mehr eine Ausleitung, hier darf der eben genannte Musiker einige harmonische Töne zum Besten geben. Leider wird die Suite ausgeblendet. Das ist mir völlig unverständlich. Einerseits mein Lieblingstitel, die komplette kleine Suite; in diesem Ambiente und mit diesem Ausdruck wünschte ich mir die ganze Platte, das gäbe eine feine Prog Rock-Scheibe ab!
Die Unterbrechungen zwischen den drei Teilen und die Ausblendung zum Schluss schmälern meine positive Einstellung jedoch etwas.
Line-up:
Pierpaolo Monti (drums )
Marco D'Andreda (guitar)
Amos Monti (bass)
Alessandro Del Vecchio (keyboards)
Marlo Percudani (drums)

Plus:
Erik Martensson (lead vocals - #1, backing vocals - #1)
Tank Palamara (guitar solo - #1)
Harry Hess (lead vocals - #2, backing vocals - #2)
Michael T. Ross (keyboard solo outro - #2)
Robbie LaBlanc (lead vocals - #3)
Brian LaBlanc (backing vocals - #3)
Tommy Ermolli (guitar solo - #3)
Douglas R. Docker (ending keyboards arrangement - #3)
Robin Beck (lead vocals - #5)
Mikael Erlandsson (lead vocals - #6)
Michael Voss (guitar solo - #6, 11, lead vocals - #8, backing vocals - #8)
Michael Shotton (lead vocals, backing vocals - #7)
Elisa Paganelli (backing vocals - #7)
Ivan Varsi (guitars - #7)
Carsten "Lizard" Schulz (backing vocals - #8, lead vocals - #10)
Vinny Burns (guitar solo - #8)
Sue Willets (lead vocals - #9)
Bob Harris (lead vocals - #9, backing vocals - #9)
Tim Manford (guitar solo - #9)
Ulrich Carlsson (lead vocals - #10)
Johan Bergquist (backing vocals - #10)
Marko Pavic (guitar solo - #10)
Phil Vincent (lead vocals - #11, backing vocals - #11)
Matt Filippini (guitar solo - #11)
Brunorock (lead vocals - #12, backing vocals - #12)
Jack Meille (lead vocals - #12, backing vocals - #12)
Graziano De Murtas (lead vocals - #12, backing vocals - #12)
Walter Caliaro (guitar solo - #12)
Marco Tansini (intro lead guitar - #13)
Michael Bormann (lead vocals - #14, backing vocals - #14)
Tracklist
01:Highway Of Love (Pierpaolo Monti) (6:13)
02:Amy(Pierpaolo Monti & Harry Hess) (4:31)
03:Strong Enough (Pierpaolo Monti) (5:18)
04:Heaven's Paths (Del Vecchio)(Instrumental) (1:30)
05:Heat Of The Light (Pierpaolo Monti) (5:49)
06:Can't Stop The Rock (P. Monti & A. Del Vecchio) (5:01)
07:The Meaning Of My Lonely Words (Ivan Varsi & Alessandro Del Vecchio) (4:40)
08:The Infinity In Us (P. Monti & Alberto Re) (5:46)
09:Still In Your Heart (P. Monti & Alberto Re) (6:08)
10:Homeless' Lullaby (Pierpaolo Monti) (5:28)
11:Follow The Stars (Pierpaolo Monti) (European Bonus Track) (5:06)
12:Unbreakable Wire (Pierpaolo Monti) (4:33)
13:Under Silent Walls - Part I Blossom: From Night To Dawn (Instrumental) (A. Re) (5:52)
14:Under Silent Walls - Part II Alone (Alberto Re & Pierpaolo Monti) (8:02)
15:Under Silent Walls - Part III Epilogue: Death Of Cupid (Instrumental) (A. Re) (2:20)
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