Die US-Kult-Elektro Rock-Band
Shock Therapy hat zwischen 1985 und 1999 insgesamt 15 Platten rausgebracht. Erstaunlich daran ist: Darunter findet sich kein einziges Live-Album. Erst die jetzt erschienene CD mit dem Titel "Live From Hell" ist das erste offizielle Live-Album von
Shock Therapy. Die zwölf darauf enthaltenen Songs sind ein Konzertmitschnitt von 1995 in Querfurt.
Shock Therapy mit ihrem extrovertierten Frontmann und Gründer
Gregory 'Itchy' John McCormick galten zu ihrer aktiven Schaffenszeit als eine der wichtigsten Kapellen in der Elektro Rock-Szene. Trefflicher lässt sich ihr Stil dem Elektro Punk zuordnen und als eine Mischung aus New Wave, Industrial Rock und Punk Rock umschreiben. Einflüsse wie
Alice Cooper, die
Sex Pistols oder die
Ramones sind offenkundig. Neben seinem ekstatischen Gesang war
McCormick vor allem auch dafür bekannt, sich live bei jeder Songankündigung der Selbstdarstellung hinzugeben und seinen Drogenkonsum zu glorifizieren. Seine verbalen Provokationen finden sich erfreulicherweise auch auf dieser Platte. Bei "Everyone Hates Me" fordert er die Fans gar auf, ihn zu hassen, was er durch die Andeutung, er habe mit den Mädels der Fans geschlafen
»or something«, auch konsequent zu erreichen versucht.
Allerdings lassen sowohl die CD-Aufmachung als auch die Aufnahmequalität dieser Platte erheblich zu wünschen übrig. Booklet, Bandfotos oder anderes Beiwerk: Fehlanzeige. Die drei abgedruckten Bilder, die einen abgewrackten Clown zeigen, sind aus dem einzigen Videoclip der Band zum Song "I Can't Let Go", der von Splatterguru
Jörg Buttgereit gedreht wurde. Was die Songauswahl betrifft, finden sich neben der scheinbar endlosen Klangcollage "Exploration" und dem wohl bekanntesten, aber tontechnisch ordentlich verhunzten Song "Hate Is A 4-Letter Word" auch die zwei Coversongs "Break On Through (To The Other Side)" der
Doors und
The Stooges "I Wanna Be Your Dog".
Der Mix dieses Live-Albums ist zwar roh und basisbelassen, doch leider auch drucklos, sodass sich in den wenigsten Momenten eine Konzertatmosphäre einstellt. Alles klingt einfach zu matschig und wie aus einer lang zurückliegenden Erdepoche. Ob die Tonmeister wirklich versuchten, das Beste aus dem vorhandenen Konzertmaterial herauszuholen? Ich bezweifle es. Leider kommt im Endergebnis nur ansatzweise die hohe Qualität dieser Band rüber. Aus diesem Grund kann man dieses Live-Album höchstens den Shock Therapy-Hardcore-Fans ans Herz legen, die ihre Sammlung komplettieren möchten. Alle anderen sollten für sich zunächst hochwertigeres Studiomaterial dieser Combo entscheiden.
Das bedauerlicherweise schludrig zusammengeschusterte Album ist übrigens dem Frontmann gewidmet: Als Gregory John McCormick im Milleniumsjahr 2000 offenbar wegen einer Lappalie inhaftiert wurde, lag die Band verständlicherweise schlagartig komplett auf Eis. Doch als Itchy 2007 entlassen wurde, gingen er und seine Musiker sofort wieder an die Arbeit. Die Veröffentlichung des daraus entstandenen 16. Albums "The Moon & The Sun" Ende November 2008 erlebte Itchy nicht mehr, das Gefängnis hatte ihn offenbar gebrochen: Gregory John McCormick wurde am 5. November 2008 tot auf einem Acker nahe der Wohnung seines Vaters bei Detroit gefunden. Vermutete Todesursache: Alkoholmissbrauch.