Letztens flattert mir aus Ulm "Time Is Short" von Short Sellers auf meinen Schreibtisch. Von denen habe ich bisher so viel gehört, wie von so manchen Straßenmusikanten, die sich gerade in Berlin zu Hunderten tummeln, nämlich rein gar nichts. Da ich nach fast allen Seiten der Musik offen bin, gebe ich dem Silberling, der mir allerdings nur sechs Songs in gut einundzwanzig Minuten offenbart, eine faire Chance, um mich zu beeindrucken.
Nach dem ersten Check wird mir schnell bewusst, dass hier die Akustikgitarren, neben den Texten, ganz klar im Vordergrund stehen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, wie es die Herren Richie Arndt, Alex Conti und Timo Gross mit The Vineyard Sessions Vol. II schon zelebrierten. Nun gut, von der Qualität der drei professionellen Musiker ist das baden-württembergische Trio doch noch einiges entfernt. Die Truppe bewegt sich ausschließlich auf Folk- und Pop-Terrain, auch ein Grund, neben der knappen Spielzeit, dass hier nicht mit musikalischen Auswüchsen zu rechnen ist.
Léon Rudolf und Ina Neumayr verschmelzen oftmals gemeinsam in einem butterweichen Gesang. Die Qualitäten ihrer Stimmbänder sind durchaus O. K., doch ob sie damit bei jedem Musikfreund punkten können? Ich habe da so meine Zweifel. Es mag auch daran liegen, dass meine gewonnenen Eindrücke die sind, dass sich ihr Songmaterial fast komplett nach Weltfrieden-Musik anhört. Besonders Track Nummer drei, "Don't Lie" mit der Querflöte von Ina, passt hervorragend in eine Friedensmission, die an einem lauen Sommerabend inklusive Lagerfeuer entstanden sein könnte. Ich bin eher realistisch veranlagt, kann mit dem Lied nur wenig anfangen und glaube längst nicht mehr an den Weltfrieden.
Kein einziges Lied eckt an, läuft alles in völliger Harmonie von der Platte und kann sicherlich bei dem ein oder anderen Musikfan zum Alltagsstressabbau dienen. Diese dürften mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer sehr sensiblen Seele ausgestattet sein, während der hartgesottene Hard Rock-Liebhaber wohl gleich das nächstliegende Bierzelt aufsuchen wird, weil er das Album nur im Dauerdelirium ertragen kann. Sicher, die Band wird es verschmerzen, spricht sie mit ihrem Akustikgitarren Rock, Folk und Pop, eine ganz bestimmte Zielgruppe an.
Die Qualität des Trios ist zwar nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Musikalisches Talent hat es, ohne nun gleich für ein großes 'Halleluja' zu sorgen. Wenn ich aber Abwechslung, Spektakuläres oder gar Außergewöhnliches bewerte, und kein einziger Song mich zu Jubelarien veranlasst, kommt die Kapelle bei mir leider nicht über den Durchschnitt hinaus. Ich selbst, da bin ich ganz ehrlich, würde mir die CD nicht zulegen. Doch da alles reine Geschmackssache ist, sollte der Konsument vorher selbst mal reinhören, ob er bereit ist, ein paar Euro zu investieren, um sich die Tonkonserve zuzulegen.
Line-up:
Léon Rudolf (Gesang, Gitarre, Schlagzeug)
Ina Neumayr (Gesang, Bass, Querflöte)
Samuel Brachmann (Gesang, Bass, Ukulele)
Tracklist |
01:Care
02:Last Wish
03:Don't Lie
04:Utopia
05:Facing Your Fate
Bonustrack
06:Let The Sun Come Out
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