Siberian? "Modern Age Mausoleum"? Das Frontcover zeigt einen Wald, auf dem Backcover ist ein Schwan zu sehen. Titel/Bandname gibt es nur auf der Seite (CD-Rücken)
Hm, sind das russische Öko-Freaks? (irgendwie musste ich an Lenin denken, obwohl dessen Mausoleum nicht in Sibirien steht) Nö, die kommen aus Linköping und das liegt in Schweden. Sanft oder friedlich ist das, was sie machen, auch nicht.
Im Gegenteil, man könnte meinen, jemand hätte Frontmann Gus Ring angedroht, ihn im Wald (in Sibirien, fernab vom Schuss) auszusetzen - oder warum brüllt der so? Wobei… vielleicht wäre das mit dem Aussetzen so eine Idee… oder wenigstens die Empfehlung, mal ein paar Stunden durch den Wald zu rennen, bis er sich ein wenig ausgetobt und beruhigt hat.
Also irgendwie befindet er sich auf einem anderen Aggressionslevel als die instrumentale Seite der Musik auf "Modern Age Mausoleum" und ist meiner Meinung nach der Schwachpunkt der Scheibe, weil er die Stimme recht gleichförmig einsetzt, vorwiegend wütendes Gekeife/Geschrei.
Denn der Rest - wenn er mal nicht so zugebrüllt wird - hat einige interessante Momente. Zumindest für Fans, die modernem Metal aufgeschlossen gegenüber stehen. Denen wird ein Mausoleum geboten, das gemauert ist aus Elementen von Black Metal, Death Metal, Thrash Metal bis hin zu Doom/Sludge, verbunden mit ein paar neueren progressiven Strukturen.
Die Riffs sind teilweise recht eigenwillig und schräg (genau dann finde ich es am reizvollsten), das Tempo wechselt von schleppend über groovig bis polternd. Gerade bei Letzterem ist ein deutlicher Hardcore-Einschlag zu merken.
Wobei ich Siberian bevorzuge, wenn sie eher abgefahren klingen und der Sludge/Drone-Anteil im Gesamtsound durchkommt. Nebenbei: Seit der Gründung 2010 bis zu dieser Veröffentlichung nannten die Schweden sich Shrine und wurden als Sludge Metal-Band eingeordnet, wobei auch da schon Death Metal und Hardcore-Elemente dabei waren.
"Modern Age Mausoleum" ist also nicht wie ein friedlicher Abendspaziergang im sanften Licht der sinkenden Sonne. Sondern eher etwas um sich nach einem stressigen Tag bis in die Nacht auszutoben, im heimischen Wohnzimmer vor der Anlage oder in Form von durch die Natur rennen und erst anhalten, wenn im Dunkel der Nacht die ersten Motten tanzen. Manchmal einen Moment innehalten, die Schönheit bewundern, und dann weiter stapfen zwecks Frustabbau bis man sich wundert, warum der Typ (Gus) eigentlich so angepisst ist.
Mag ja sein, dass das der Sinn der Sache ist und alles genau SO wie es ist gewollt ist, aber ich fände es besser, wenn die Stimme sich mehr der doch recht vielfältige Einflüsse verarbeitenden Musik anpassen würde, das heißt variabler eingesetzt wäre.
Dann würden nämlich auch die abgefahrenen Momente stärker hervortreten - und meinetwegen können die zudem zukünftig erweitert und mehr eingesetzt werden.
Schon jetzt hat das Ganze einen gewissen Reiz, der jedoch noch ausgebaut werden könnte.
Line-up:
Gus Ring (Gesang, Gitarre)
Linus Marron de Martin (Gitarre)
Marcus Skön (Bass)
Daniel Eklöw (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Gift Curse
02:Moth
03:Paragon
04:Misfit Opening
05:Hollow Bearer
06:Birthmarks
07:Heirdom
08:Delusional Kings
09:Celestial Collapse |
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