Sigur Rós / Takk
Takk Spielzeit: 65:33
Medium: CD
Label: EMI, 2005
Stil: Postrock

Review vom 05.07.2009


Michael Knoppik
Wer kennt "Ágætis Byrjun"? Wohl ziemlich viele. "Svefn-G-Englar" war - seltsamerweise - Teil des Filmsoundtracks zu "Vanilla Sky". Mir wurde das Stück auf einer Skifahrt während des Abiturs (2003) bekannt. Das Album, welches ich zuvor schon mal bei meinem Cousin als »Das ist ein Mann, der spielt Gitarre mit Geigenbogen« gehört habe.
Nun, als erstes musste ich feststellen, dass Sigur Rós kein Mann, sondern eine isländische Band ist. "Ágætis Byrjun" legte ich mir aufgrund der Faszination von "Svefn-G-Englar" zu. Einige Stücke waren nicht so gut, aber mindestens drei lange Tracks hatten es mir angetan. Das Album war ein Klassiker, für mich hat es heute Kultstatus. Solche Musik war bis dahin nicht zu hören. Auch wenn Talk Talk in den 80ern und später Radiohead und Björk in den 90ern den Grundstein für den Postrock gelegt haben, so war hier einiges neu. Die Geigengitarre, der E-Bow war bereits seit Nazareths "Love Hurts" in den 70ern bekannt, jedoch nicht in solch einem Kontext wie bei Sigur Rós. Zudem sorgten ein Streicherensemble und der isländische Engels-Gesang für einen ganz eigenen Genre-Stempel.
Im Jahr 2002 erschien mit "()" ein Album ohne eigenen, und auch ohne Song-Titel. Auch eine Neuheit, wobei es ähnliches schon mal von anderen Interpreten (z.B. Prince) gab. An "()" war neu, dass die 'Walls of sounds' der Gitarren länger aufgebaut wurden und am Ende exzessiver ausbrachen. Darüber hinaus hatte das Piano eine dominantere Rolle übernommen. Der isländische Gesang wurde durch das von der Band eigens erfundene Hopländisch ersetzt.
Sowohl, "Ágætis Byrjun" als auch "()" hatten also ihren eigenen Touch. Was sollte also drei Jahre nach "()" für ein Album kommen? "Takk" soll laut einigen Quellen zugänglicher und fröhlicher sein als die Vorgängeralben. Ich finde, es klingt wie ein Mix beider Klassiker. Immer dieser zerbrechliche Engelsgesang, 'Walls of sounds', auf- und absteigende Gitarrenakkorde und irgendwelche spärlichen Pianoklänge. Dieser isländische oder hopländische Singsang, das Orchester und das viel zu aufgeblasene Arrangement kann irgendwann einfach nur noch nerven. Langsam hat sich so was doch überlebt.
Sigur Rós wollten einmal die Musik neu erfinden. Dazu hatten sie mit "Ágætis Byrjun" zwar einen großen Schritt getan. Doch spätestens mit "Takk" hätte etwas Neuartiges folgen müssen.
Ich sage ja nicht vielen Bands nach, dass sie sich selbst kopieren. Und ich rege mich selber auf, wenn Kritiker meinen, Pink Floyd hätten sich spätestens seit "A Momentary Lapse Of Reason" nur noch kopiert. Ich kann dagegen verstehen, wenn Saga jemandem zu eintönig sind, wobei ich selbst da finde, dass die Musik immer wieder Spaß macht. Ja auch auch bei einer Band wie AC/DC ist es einfach nur kultig, wenn sie klingt wie sie halt klingt.
Bei Sigur Rós nervt es jedoch, wenn man immer die gleichen Muster erkennt. Das ist irgendwann nicht mehr spannend, sondern nur noch langweilig. Immer denke ich: Wann passiert denn endlich etwas Spannendes? Um Missverständnissen vorzubeugen, "Takk" enthält keine schlechte Musik. Jedoch scheinen Sigur Rós hier einfach irgendwelche Spuren der Vorgängeralben vertauscht und vermischt zu haben. Und das ist alles andere als eine große Leistung. Da höre ich mir lieber ehrliche Rockmusik an. Sigur Rós sind nun mal nicht King Crimson, die sich ständig neu definieren. Sie sind eine Postrock-Band, und scheinbar ihres eigenen Patentrezeptes des Postrock verpflichtet.
Also liebe Isländer, ihr seid mir zu wenig innovativ geworden, ich werde erstmal nach keinen neuen Alben von euch suchen…
Line-up:
J.Þ.Birgisson (vocals, guitars)
O.P.Dýrason (keyboards)
G.Holm (drums)
K.Sveinsson (bass)
Tracklist
01:Takk... (1:59)
02:Glosoli (6:16)
03:Hoppipolla (4:29)
04:Meo Blodnasir (2:17)
05:Se Lest (8:40)
06:Saeglopur (7:39)
07:Milano (10:25)
08:Gong (5:34)
09:Andvari (6:40)
10:Svo Hljott (7:25)
11:Heysatan (4:09)
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