Stadion Rock, breitbeiniges Posing auf der Bühne, dazu kräftig die Mähne geschüttelt und die Nietenarmbänder gen Himmel gereckt; das waren die 80er-Jahre für diejenigen, die auf der Heavy-Schiene entlang rauschten.
Auch von Silent Rage rumpelten seit 1985 einige schwere Güterwaggons auf dieser Strecke mit. Etliche hohe Chartplatzierungen, inklusive der mehrmaligen Nummer Eins bei den European Import Charts bildeten auf dieser Fahrt ebenso die Durchgangsbahnhöfe, wie gemeinsame Tourneen mit beispielsweise Black Sabbath.
Nach diversen Umbesetzungen fand sich Silent Rage schließlich im Jahre 2001 wieder in der Originalbesetzung zusammen.
Jetzt, 23 Jahre nach der Bandgründung, kündigt das Label Frontiers Records mit "Four Letter Word" das vierte Studioalbum an, eine »rauhe Rock-Explosion für alle Melodic Hard Rock Fans«.
Produziert wurde "Four Letter Word" von Ex-Guns N' Roses-Gitarrist Gilby Clarke, der auf diesem Silberling deutlich seine musikalische Handschrift hinterlassen hat.
Doch haben wir es bei dieser CD wirklich mit einem solchen Explosivpaket zu tun, oder muss der Schwerlast-Güterzug nach all den Jahren immer mal wieder auf ein Nebengleis ausweichen, um einen Hochgeschwindigkeitszug durchlassen?
Letzteres ist wohl eher der Fall, auch wenn wir auf der vorliegenden Scheibe solides Handwerk und kräftigen Chorgesang aller beteiligten Musiker vorfinden.
Es ist ein generelles Problem, mit dem fast alle Formationen aus den 80er Jahren zu kämpfen haben. Alles schon mal da gewesen, alles schon mal irgendwie in anderen Zusammenhängen gehört. Bei manchen Bands kann so etwas durchaus tragische Züge annehmen, die Kopie der Kopie der Kopie ihrer selbst produzierend und dabei nicht den Punkt zu finden, wann es an der Zeit ist, die Rockerjacke in die Abstellkammer zu hängen.
So schlimm steht es mit Silent Rage zum Glück nicht. Es gibt durchaus etliche Höhen auf "Four Letter Word", wie zum Beispiel im sehr spritzig vorgetragenen "I'm Not Lonely", oder bei "Trouble". Hier beansprucht der Güterzug das Überholgleis definitiv für sich.
Richtig schlecht ist auf dieser CD kein Lied, manchmal jedoch regiert ein bisschen der Durchschnitt, das Althergebrachte.
Trotzdem können Silent Rage die Bühne auch zukünftig erhobenen Hauptes betreten, laufen sie doch so mancher angeblich 'hochtalentierter' (oder eher hoch kommerzialisierter?) Band nach wie vor den Rang ab.
Wer ein bisschen in vergangenen Zeiten schwelgen und das Ganze in einem würdigen Rahmen betreiben möchte, muss den Griff zu "Four Letter Word" nicht scheuen. Es bleibt eine gute Portion Power-Play, die da aus den Boxen schallt.
Ob Silent Rage sich mit der aktuellen Veröffentlichung noch eine immense Schar an Nachwuchsfans einverleiben wird, sei vorerst dahingestellt. Die 'alten Knacker aus den 80ern', zu denen auch meine Wenigkeit zählt, werden "Four Letter Word" dennoch gerne hören.
Und wenn sich jemand der 'Youngsters' dazu gesellen möchte, basteln wir diesen auch ein paar flotte Nietenarmbänder...
Line-up:
Ej Curse (bass, vocals)
Jesse Damon (guitar, vocals)
Mark Hawkins (guitar, vocals)
Rodney Pino (drums, vocals)
Guests
Bruce Kulick (guitar solo & fills - #3)
Bobby Blotzer (drums - #3, 9)
Tracklist |
01:You Could Be The One
02:Four Letter Word
03:Man Or Machine
04:Feel My Love
05:Close Your Eyes
06:Sinister Man
07:Hard Habit To Break
08:Nobody Knows (Ballad Of Andy & Glory)
09:Bona Fide
10:I'm Not Lonely
11:Trouble
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