Es ist schon erstaunlich, wie sich Musikprojekte in der Rockszene immer mehr entwickeln. Eines davon ist Silver, die uns nun schon mit ihrem 4. Album mit dem klangvollen Namen "Addiction" beglücken.
Die Scheibe wurde wieder von Michael Voss (Demon Drive, Casanova, Mad Max, ex-Bonfire) in Münster im Barfly-Studio produziert.
Michael ist ja eigentlich der Mikroschwinger bei Casanova, aber irgendwie sieht er das Projekt als sein kleines Baby an, so viel Spaß macht ihm der Produzenten- und Gitarristenjob bei Silver.
Ähnlich ergeht es auch seinen Musikerkollegen, die dafür bekannt sind, immer
gute Qualität abzuliefern.
Früher hatte ich keine Ahnung, wer Gary Barden überhaupt ist, heute dagegen schätze ich den Sänger sehr. Wie ich erfahren habe, war die Arbeit für das Album ganz schön hart, denn er hatte beim Einsingen der Tracks sogar Tränen der Anstrengung in den Augen. So viel Gefühl hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Da dachte ich immer, diese Rocker kennen keine Schwächen und sind eher taff, aber bei Gary scheint das wohl das Gegenteil zu sein.
Einige der Silver-Songs haben etwas düstere und mystische Texte, das mag wohl am Einfluss von Andreas Broon (bekannt aus der Gothik-Szene) liegen, der bei den Sisters Of Mercy spielte und für Silver den Bass zupft.
Besonders möchte ich noch Don Airey ( Deep Purple, ex-Ozzy Osbourne, Rainbow, Whitesnake, Gary Moore) hervorheben. Er hatte sich wieder die Zeit genommen, um die Keyboards einzuspielen, obwohl er als Musiker ein sehr gefragter Mann ist, da er meisterhaft die Tasten drückt. An den Drums sitzt Marco Minnemann, der früher bei den H-Blockx trommelte und heute für Paul Gilbert tätig ist.
Auch Thommy Denander liefert bei Silver einen guten Job an der Gitarre ab. Michael Voss ist bei dem Projekt sozusagen "das Mädchen für alles": Produzent, Gitarrist und zuständig für den Backgroundgesang.
Wenden wir uns nun aber der CD zu.
Eröffnet wird die Scheibe mit dem recht flotten "Never Let Me Go". Jede Menge Effekte kommen zum Einsatz, die per Keyboards und Drums hervorgezaubert werden. Verbunden wird alles mit dem dreistimmigem Gesang von Gary Barden, im Background von Michael Voss und dem neuen, noch unbekannten Talent Michaela Schober.
Wie im Trance steigert sich die CD voran mit dem nächsten Song "Angeline", der mich aufgrund des Gesanges sowie des Sounds an zwei alte Silver-Lieder erinnert: "Marianna" und "Christine".
Bei "I Saw" wurden mit dem Keyboard klassische Sound-Elemente eingebaut, so dass man den Eindruck hat, ein Orchester spielt im Hintergrund Cellos und Geigen.
Toll ist auch "Why Did You Come Back" - hier liefert Gary Barden einen hervorragenden Job am Mikro. Man hat beim Hören des Songs das Gefühl, der Mann möchte jemandem, der Trost und Mitgefühl braucht, neuen Mut zusprechen. Das Leben geht weiter.
Das mit über 7-minütige "This Is My Life" ist ein richtiges kleines sinfonisches Meisterwerk geworden - ein Stück zum Abschalten und Träumen. Dazu wiederum Gary´s ausdrucksstarker Gesang - ein wirklich tolles Stück.
Alles in allem ist die Scheibe ein sehr experimentelles, teilweise recht progressives und
düsteres Melodic-Hardrock-Werk geworden. Die Band hat ein Gespür für feine Melodien, denn natürlich sind hier erfahrene und erstklassige Musiker am Werk.
Ein "MUSS" für alle Freunde des guten Melodic-Rock.
Spielzeit: 50:48, Medium: CD, MTM Music & Publishing, 2004
1:Never Let Me Go 2:Angeline 3.I Saw 4:Finnish What Your Started 5:Why Did You Come Back 6:Addiction 7:This Is My Life 8:Leaving Tonight 9:Breathe 10:You Are Mine
Felicitas Köhler, 19.02.2005
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