Es ist eine dieser fiesen, hinterhältigen Gemeinheiten des Musikbusiness, wenn maßgebliche Musiker einfach aus der Historie einer großen Bands ausgeblendet werden - ganz so, als hätte es gemeinsame Zeiten nicht gegeben.
Black Sabbath tut bspw. so, als hätte es eine Zusammenarbeit mit
Tony Martin (1987 bis 1990 sowie 1993 bis 1997) nicht gegeben. Dabei sind immerhin fünf Alben in diesem Zeitraum entstanden - und beileibe nicht die schlechtesten! Trotzdem wird gerade diese Phase bei Compilations konsequent ausgespart.
Tony Martin hat sich zwar davon nicht unterkriegen lassen, aber der verdiente Durchbruch ist dem mit einer begnadeten Stimme Gesegneten bis dato nicht gelungen.
Das soll sich nun mit diesem neuen britisch-italienischen Projekt - zugkräftig
Silver Horses benannt - ändern. Und das könnte durchaus was werden, denn das gleichnamig betitelte Debütalbum ist gut gelungen!
Wer nun spekuliert, dass der Brite mit italienischen Wurzeln (seine Großmutter war Italienerin) 'rachsüchtig' bei
Black Sabbath wildert, hat aufs falsche (silberne) Pferd gesetzt.
Silver Horses vereint stattdessen den schweren Riff-Dampfhammer
Led Zeppelins mit dem treibenden Hard Rock
Whitesnakes. Das hört man bereits exemplarisch bei den ersten beiden Songs: "Rub It On Me" rumpelt mächtig wie
Zepp daher. Gelegentlich hat man zudem das Gefühl, als würde die Band den
Bo Diddley-Klassiker "Who Do You Love" zitieren. Wer diese geniale Harp spielt, gibt das Booklet nicht her - vermutlich aber der Mikroschwinger persönlich. "Run" macht seinem Titel alle Ehre und rockt vorwärts, wie die
Weiße Schlange zu ihren besten Zeiten.
Dass
Tony Martin zu den begnadeten Sängern der Hard Rock-Szene gehört ist zwar bekannt, wird aber auf "Silver Horses" mit unglaublich guten Gesangsleistungen belegt - wie bei "Diamond Sky", bei dem man seinen Gebetsteppich vor
Martins Mikroständer ausbreiten möchte. Hier klingt der 56-Jährige wie der junge
Robert Plant! Wer spielt hier nur diese herrliche Violine? Auch hier fehlt eine Info...
Seinen Peak erreicht diese streckenweise richtig gute Scheibe mit dem Titelsong "Silver Horses". Mit der Zwölfsaitigen als Halbballade startend, steigert sich der Song in einen formidablen stimmungsvollen Rocker... ich will jetzt nicht schon wieder das
Luftschiff zitieren. Bärenstark!!
Als weiterer Anspieltipp darf "Life And Soul" genannt werden. Hier erklingt erneut
Gianluca Gallis Zwölfsaitige und man glaubt es kaum: Die Strophe erinnert an DEN Hammersong der
Doobies schlechthin, "Clear Like A Driven Snow".
Auch die Balladen der
Silver Horses sind eine Bank. Aber warum muss ich bei der Pianoballade "Suddenly Lost" nur ständig an
Sorry Seems To Be The Hardest Word denken?? Egal, die Nummer drückt mörderisch auf die rechte, die 'emotionale' Hirnhälfte. Der spartanisch, überwiegend akustisch instrumentierte Rausschmeißer "Who's Holding On To You" ebenfalls...
Wenn man nicht bei zweieinhalb Songs das Gefühl hätte, mit füllendem 'Verpackungsmaterial' konfrontiert zu werden, wäre "Silver Horses" nahezu perfekt ausgefallen. Es ist also durchaus noch 'Luft nach oben', aber man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Tony Martin und seine starke, italienische Band bereits ihr Limit erreicht hätten. Da geht also noch was!! Wir warten gespannt darauf...