Silvertide / Show And Tell
Show And Tell
Fünf Burschen: Walt Lafty (Lead Vocals), Nick Perri (Lead Guitars, Backing Vocals), Mark Melchiorre (Guitars, Piano, B3, Backing Vocals), Brian Weaver (Bass, Backing Vocals), Kevin Frank (Drums, Percussion, Backing Vocals), gerade mal 20 Jahre alt aus Philadelphia,PA stammend, sind ausgezogen, um der Rock'n'Roll-Welt ordentlich einzuheizen und um so manchem altgedienten Mattenträger sein bereits in Ehren ergrautes Fell noch grauer werden zu lassen. Es sind Silvertide, eine junge Band voller Dynamik und Spielwitz.
Mein erster Eindruck:
Man könnte meinen, auf dem Album hätten sich die Musiker der Black Crowes, Van Halen und Sammy Hagar, Aerosmith, Led Zeppelin, aber auch den Faces sowie AC/DC zu einem Stelldichein versammelt.
Dabei hat man es mit Jungspunden so um die 20 zu tun, die einige der Bands der 60er/70er Jahre vielleicht gerade mal vom Namen her kennen, oder die Musik auf CD gepresst kennen gelernt haben. Denn zu der Zeit, als diese das Leben mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll in vollen Zügen genossen und ganze Stadien füllten, war an die Buben noch nicht mal im Traum zu denken.
Nun ja, wie könnte man kurz und prägnant den Sound der Band beschreiben?
Einfach jugendlich frisch und roh, dynamisch, dreckig und powervoll und immer schön knackig! Es macht Spaß, die Mucke auf sich wirken zu lassen. Man bekommt sofort ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht, die Alltagsorgen liegen mal für ne Dreiviertel-Stunde in der Schublade eingeschlossen und die Luftgitarre wird ausgepackt.
Der Stil? Nun, es wird klassischer Rock mit Bluesrock vermischt und selbst ein paar Southernrock-Einflüsse sind eingeflochten. Geile Gitarren-Soli und Chorgesang im Refrain machen das tolle Gesamtbild komplett. Die Gitarren liefern sich Wahnsinns-Duelle und spielen immer das volle Brett. Basser Brian legt den entsprechenden Soundteppich vor, damit sich Kevin ordentlich darauf austoben kann und das nutzt er auch, denn er drischt auf die Felle, als ginge es um sein Leben.
Lediglich bei "Heartstrong" und "Nothing Stays" wurde der Gang etwas zurückgeschaltet aber selbst diese Songs haben noch den nötigen Schmiss.
Der nächste Eindruck: hier sind keine Stümper am Werk, die Jungs verstehen ihr Handwerk und der Sänger wirkt, als würde er diesen Job schon seit 20 Jahren machen. Um es mal simpel auszudrücken: Laftys Stimme klingt wesentlich älter, als er eigentlich ist. Und nicht nur das: mal hört er sich an wie Steven Tyler oder Chris Robinson und manchmal sogar etwas nach Robert Plant.
Da werden einem die Riffgewitter dermaßen um die Ohren gefetzt, dass mein Bassbooster fast vom Zimmerboden abhebt. Nun ja, den Lautstärkeregler hab ich auch bis zum Anschlag hochgeschraubt. Die Amsel, die sich jeden Morgen hier am Futterhäuschen zu einem gepflegten Frühstück einfindet, schaut mich vorwurfsvoll an - vermutlich dröhnt es ihr etwas zu laut aus meinem Arbeitszimmer. Wieso verstehen diese Flattertiere nichts von guter Musik?
Es ist müßig, hier einen Track besonders zu loben. Das komplette Album ist ein einziges Sahnetörtchen, deshalb verkneife ich mir auch die Anspieltipps. Die Scheibe bleibt vom ersten bis zum letzten Song auf gleich hohem Level.
Silvertide, ein kleiner Silberstreifen am vom Kommerz verseuchten Musikhimmel.
Das Teil bekommt von mir glanzvolle 9 ½ Punkte auf meiner 10-Punkte-Werteskala. Den halben Punkt ziehe ich für die viel zu kurze Spielzeit ab - man braucht einfach noch mehr davon!*g*
Spielzeit: 45:03, Medium: CD, JRecords, 2004
1:Ain't Comin Home 2:Devils's Daughter 3:S.F.C. 4:California Rain 5:Blue Jeans 6:Mary Jayne 7:Heartstrong 8:To See Where It Hide 9:You Want It All 10:Nothing Stays 11:Foxhole J.C.
Ilka Czernohorsky, 02.01.2005