Sinfuroco / Alea
Alea Spielzeit: 27:03
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Alternative/Independent

Review vom 02.02.2011


Michael Knoppik
Sinfuroco ist eine vierköpfige Alternative/Indie-Band aus Berlin mit Standardinstrumentierung. Sie hat bisher drei bzw. vier Alben veröffentlicht und zwar die EP "Nothing Is Alright" (2007), das Album "O" (2008), "Elephant" (2009), sowie "Alea". Also jedes Jahr ein neues Werk. Die ersten beiden Scheiben sind ausverkauft, während man "Elephant" und "Alea" auf der bandeigenen Homepage beziehen kann.
Die Musik auf "Alea" pendelt zwischen ruhigen Phasen und rockigen Ausbrüchen, wobei der Gesang aber nie besonders aggressiv wird, aber trotzdem eine gewisse Intensität aufweist, die dem Album einen wiedererkennbaren Charme verleiht. Die genannten Ausbrüche müssen aber nicht immer sein. Es wird zwischendurch auch mal länger ruhig, mit wiederholten, einfachen Gitarrenpattern. Der Gesang ist zwar manchmal klarer und manchmal rauher und dreckiger, aber hält sich im Prinzip durchgänig melodisch. Selten wird auch die Stimme elektronisch verfremdet. Vor allem die Vocals scheinen ein wenig so mancher 80er-Pophymne nachempfunden.
Besonders das zweite Stück erinnert an eine bekannte Band, die mir aber leider nicht einfällt. Könnte aber eine von denen sein, die Gitarrist Steffen Vogel als einflussreich beschreibt: Motorpsycho, Radiohead, The Cure, Muse, The Doors, Fugazi, Interpol, Coldplay, The Beatles, Jeff Buckley, Tool, David Bowie, etc. Also ein breites Spektrum, welches abgedeckt wird. Sicher hört man nicht jeden dieser Interpreten sofort heraus, aber sicherlich werden die Hörer den einen oder anderen Künstler assoziieren.
Für musikalische Abwechslung ist in jedem Fall gesorgt. Nicht nur Tempo und Intensität ändern sich, auch die Stimmung und Songstruktur ist nicht immer gleich. Letztere sind sehr leicht nachvollziehbar und trotzdem nicht eintönig. Für ein erwartetes Minimum an Spannung ist gesorgt. Gerade der Sound wird vom Gitarristen als besonders wichtig empfunden, weil man damit alle Gefühle ausdrücken könne und meist noch viel Platz für andere Interpretationen bliebe.
Die sechs Titel beinhaltende CD ist in die Side Love und die Side Hate aufgeteilt. Aber äußert sich das? Hasserfüllt wirkt die zweite Seite nicht gerade. Außer vielleicht bei "The Abyss", welches doch eine kleine Portion Aggression erahnen lässt. Doch selbst dieses Stück hat einen gewissen Ohrwurmcharakter.
Nun, was ist nachteilhaft? Etwas mehr rhythmische Vielfalt im Track "Oughta Dance" wäre erwünscht, was leider erst gegen Ende des Stückes erfüllt wird. Weitere Songs könnten dem Ganzen auch gut zu Gesicht stehen, schließlich bringt es das Album nur auf 27:03 Minuten Spielzeit. Andererseits ist es vorteilhaft, dass keine Lückenfüller vorhanden sind. Jeder Song hat seine Daseinsberechtigung und würde bei Streichung schlicht und einfach auf dem Album.
Abschließend lässt sich sagen, dass ein wenig mehr Innovation auch nicht geschadet hätte. Aber in heutiger Zeit noch etwas Frisches und noch nie vorher Dagewesenes zu kreieren ist äußerst schwierig und erfordert viel Geduld und Experimentierfreude. Und das ist schließlich nicht immer nötig, vor allem nicht, wenn man einfach nur solide gemachte Rockmusik hören will.
Hinter der Musik, die die Band an ihren Instrumenten produziert, stehen die Jungs hundertprozentig. Aber Sie verbiegen sicht nicht, nur um ein bestimmtes Genre zu bedienen oder um einen Hit auf Teufel komm raus zu schreiben. Zu diesen Bemerkungen abschließend mal ein Zitat aus der bandeigenen Homepage: »Wir haben den Anspruch, die Songs in unserem eigenen Sinne perfekt zu gestalten, das heißt, ihnen genau das zu geben, was sie ausdrücken sollen. Es geht dabei nicht kategorisch um möglichst komplexe oder eben eingängige Strukturen. Auch muss nicht alles harmonisch sein oder gleich wieder zerstört werden, nur weil es schön klingt. Wir wollen auch nicht mit jedem Song zum Tanzen oder Nachdenken anregen. Eigentlich bringen wir immer das zum Ausdruck, was uns im jeweiligen Moment bewegt. Und das sind Höhen und Tiefen, Freude und Leid, Spaß und bitterer Ernst. Möglichst ohne Kompromisse.«
Das wichtigste von der Band beschriebene Element ist auch die Ehrlichkeit. Das klingt alles ganz sympathisch und passt auch zu dem Album in seiner Gesamtheit betrachtet.
Line-up:
Sebastian Wala (vocals, bass)
Steffen Vogel (guitar)
Jan Morawe (piano)
Rico Neumann (drums)
Tracklist
01:Magic Wooden Broom
02:Song To Believe
03:Travelling Inn
04:Oughta Dance
05:Wind
06:The Abyss
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