Sister Sin / Black Lotus
Black Lotus Spielzeit: 37:04
Medium: CD
Label: Victory Records, 2014
Stil: Hard Rock / Heavy Metal

Review vom 01.12.2014


Jochen v. Arnim
»We want to make you all bang your head, spill your beer and leave the gig with a big smile and a good wry neck!«
Diesen Worten von Liv Jagrell, Frontfrau von Schwedens wichtigster female-fronted Rockband, ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen. Ihr Wunsch ist den Fans ein Befehl - und die Band schafft es jedes Mal, auch sich selber diesen zu erfüllen. Erst kürzlich durfte ich mich mal wieder von den Live-Qualitäten überzeugen, als die Schweden unterwegs waren, ihre neue Scheibe zu promoten.
"Black Lotus" heißt das gute Stück, das sie im Gepäck hatten und das unlängst auf unserem heimischen Markt aufgeschlagen ist. Neun Songs, knapp vierzig Minuten, kurz und schmerzlos und voll auf die Zwölf (ok, diese beiden letzten Aussagen schließen einander im Prinzip aus, aber Ihr wisst schon…). Sister Sin fackeln nicht lange und kommen von der ersten Minute an direkt zur Sache.
So in etwa waren ja auch schon die früheren Alben, die in schön regelmäßigen Abständen erschienen und allesamt von der Bewertung her im oberen Drittel anzusiedeln sind, wenngleich die frühen Sachen besser gefielen. Rock und Metal, im Stil an die Achtziger angelehnt, aber mit einer Rotzigkeit, wie wir sie vergleichsweise selten finden. Es war immer der Wunsch der Fans gewesen, dass die Band sich eben dieses (besonders das Frühe) bewahren möge und jede neue Scheibe wurde mit einer gewissen Spannung erwartet. Fear not, my friends - heuer gibt es nix zu mäkeln.
Jimmy Hitulas Gitarre eröffnet den Silberling im Alleingang, bevor sich dann Dave Sundberg am Schlagzeug und der ultracoole Strandh mit seinem ewig hämmernden Bass dazugesellen. Rotzig, sleazig baut man die Hochgeschwindigkeitsgrundlage für Frontfrau Liv, die sich mal wieder nichts vergibt. Immer dreckig nach vorne getrieben, so beißt sich "Food For Worms" mit einer überzeugenden Eingängigkeit fest und bereitet den Weg für den Rest der Scheibe - will sagen, er macht alles platt.
"Chaos Royale" legt noch mal ein kleines Pfund obendrauf, da wird an der Drehzahlschraube gedreht. Dennoch ist den Schweden Geschwindigkeit nicht alles, die Melodiebögen passen angenehm gut ins Konzept, kleine Soli brechen die Instrumentierung geschickt auf. Paradebeispiel dafür ist "Au Revoir", das zudem mit melodiösen Backings aufwarten kann.
Dieses wird subjektiv noch von "Desert Queen" übertroffen, ein Song mit etwas gedrosseltem Tempo und so dermaßen gut rübergebrachten Anlehnungen an den guten alten Metal von vor dreißig Jahren, dass wir hier mal eben einen Anspieltipp vergeben.
In altbewährter Manier drücken die drei Jungs aufs Gas und der Frontfrau bleibt im Grunde gar nichts anderes übrig, als ebenfalls kernig-dreckig zu röhren. Dass sie es aber auch anders kann, wird bei "The Jinx" eindrücklich unter Beweis gestellt: Eine akustische Klampfe und ihr klarer Gesang eröffnen den Track. Ganz verhalten im Tempo bietet der Song eine schöne Abwechslung von den deftigen Stücken des Albums. Die Dramaturgie sieht natürlich vor, dass die Intensität zunimmt und so gesellen sich weitere Instrumente, auch elektrisch verstärkt hinzu.
Mit "Ruled By None" haut die Band noch mal richtig einen raus - Sleaze Metal par excellence. Der perfekte Song, um hundert- oder besser tausendfach mitgesungen zu werden. Schöne Melodielinie, passender Refrain, gute Backings und ein paar flinke Gitarren sind auch dabei. Und ich werde jetzt keine Parallelen zur guten alten Doro ziehen, nein, werde ich nicht!
"Sail North" entlässt uns dann standesgemäß aus der Scheibe - mit einem guten Gefühl. Sister Sin knüpfen an das an, was man ihnen zu Beginn ihrer Plattenkarriere so positiv zugesprochen hatte und was zwischendurch ein wenig aus dem Fokus verschwunden war. Sister Sin 2014 sind frisch, cool und sleazig, haben aber auch einen spürbaren Reifeprozess durchlaufen und die Erfahrungen daraus zum eigenen Wohl umgesetzt. Dass der Fan auch etwas davon hat, wird er merken, wenn er "Black Lotus" kauft - was er machen sollte!
Line-up:
Liv Jagrell (vocals)
Jimmy Hitula (guitar)
Strandh (bass)
Dave Sundberg (drums)
Tracklist
01:Food For Worms
02:Chaos Royale
03:Au Revoir
04:Desert Queen
05:Count Me Out
06:Stones Thrown
07:The Jinx
08:Ruled By None
09:Sail North
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