Guter, handgemachter Metal mit weiblichem Gesang ist wahrlich eine schmale Gratwanderung: Zuerst gab es in den frühen und mittleren 80ern einige wirklich sehr lobenswerte Kultbands wie zum Beispiel
Warlock mit Metal Queen
Doro, die mächtigen
Acid mit ihrer Powerfronterin
Kate,
Rock Goddess,
Holy Moses oder
Girlschool, allerspätestens Mitte/Ende der 90er ging die Zusammenarbeit von harten Gitarren und Damen im Mikro dann nahezu komplett im Sumpf der Gothen-Trulla-Trallala-Elfengesänge unter (Gemeint ist hier so was wie
Nightwish,
Epica,
Evanescence und wie diese ganzen Kulturbanausen alle heißen mögen ...).
Leider ist auch im Kalenderjahr 2010 noch sehr oft letzteres der Fall, was mich zu dem persönlichen Fazit kommen lässt, dass, mal abgesehen von so mancher, ganz guter
Doro-Soloscheibe und der kürzlich zu Tage getretenen 7-Inch-Single "Haunted House Tapes" von
Sign Of The Jackal, kaum noch gute aktuelle Metal-Veröffentlichungen mit Frauengesang erscheinen, selbst im Underground nur sehr begrenzt.
Doch die SchwedInnen von
Sister Sin mit ihrer Frontlady
Liv, deren Stimme schön rotzig wie bei
Girlschool in ihren besseren Tagen durch die Boxen dröhnt, sind eine Ausnahme: Hier wird metallisch gerockt, die elf Songs riechen aus jeder Pore nach Heavy Metal, Sleaze Rock, Glam Metal oder einfach nach ehrlichem Rock'n'Roll, wie auch immer ihr es nennen wollt. Auf musikalischer Ebene lässt man sich massenhaft von Glam- und traditionellem Heavy Metal beeinflussen, Bands wie
Accept (denen man indirekt mit der wirklich gelungenen
U.D.O.-Coverversion "24/7" Tribut zollt, außerdem klingt der Rausschmeißer "Beat 'Em Down" leicht nach der Solinger Stahlschmiede) und
Warlock standen ebenso Pate wie die jugendlichen Rebellion-Glam-Heroen von
Skid Row (recht gut herauszuhören im Song "Outrage"). Man lässt es aber immer noch um einiges metallischer als die Herren um
Sebastian Bach angehen.
Das Quartett existiert sogar bereits seit 2002, doch seltsamerweise bekam ich nie etwas mit von ihren zwei Scheiben, die zuvor erschienen, mit. Das Debüt "Dance Of The Wicked" (2003) erschien noch in Eigenregie, der Zweitling
Switchblade Serenades (2008) jedoch bereits auf Metal Heaven. Wirklich ungewöhnlich, dass diese Band bisher so verborgen blieb.