»What about them rioters? Four dipshits, making disgusting noise? I´d call them SKIN-JOBs!«
So umschreibt sich die 2012 gegründete Marburger Band Skinjob auf ihrer Facebook-Seite selbst.
Ich habe nun ihren in Eigenregie herausgebrachten Erstling "Proverbs For The Prodigal" vorliegen.
Böswillig könnte ich behaupten, es sei eine Eigenveröffentlichung, weil sie keinen Freiwilligen dafür gefunden haben. Anders betrachtet ließe sich natürlich auch bescheinigen, dass sie ihr selbst gestecktes, oben zitiertes Ziel erreicht haben.
Denn 'disgusting noise' (ekelhafter Lärm) passt hier durchaus - "Proverbs For The Prodigal" IST hässlich und nihilistisch. Und will genau das sein.
Damit ist schon mal klar: Für Schöngeister und empfindliche Naturen ist das nicht geeignet. Aber für wen ist es was?
Die Band selbst stellt Begriffe wie Sludge, Doom und Hardcorepunk in den Raum, was schon zutreffend ist. Blues und Southern Rock verwundern hier eher etwas, man sollte das Southern im Zusammenhang mit Bands wie Down, Crowbar, Acid Bath und Eye Hate God sehen, die genannt werden. Doch genug der Namen, denn diese geben zwar eine Richtung an, doch können keine endgültige Vorstellung von dem liefern was Skinjob machen.
Denn "Proverbs For The Prodigal" ist kälter und anders. Na ja, Marburg ist halt nicht der Süden der USA.
Die CD entführt uns eher in eine Art futuristische Welt, die ihre Zukunft schon hinter sich hat. Eine Moderne von gestern, aus Neonlicht und Beton bestehend, die vor zwanzig Jahren mal neu war. Der Putz bröckelt und die Lampen flackern trüb vor sich hin.
In einem Proberaum mit kaputten alten Glühbirnen, irgendwo im Keller zwischen halbverfallenen Hinterhöfen, könnte man sich den Entstehungsort für solche Musik, wie sie Skinjob machen, vorstellen. (Mal ehrlich: Ist es bei Euch wirklich so hässlich?)
Verzerrte, teilweise ins noisige gehende Gitarren schraddeln vor sich hin, dazu kommt eine Stimme, die sich zwischen keifig und kratzbürstig bewegt und eine schepprige Rhythmusfraktion. Mal schleppend, mal ein kleiner Wutausbruch, manchmal chaotisch, manchmal gezielt riffend - aber immer unfreundlich. Das ist das einzige, dessen man sicher sein kann, ansonsten ist "Proverbs For The Prodigal" recht unberechenbar.
Skinjob setzen verschiedene Soundelemente scheinbar wahllos ein. Meint man in einem Moment, dass sie sich einer bestimmten (der oben genannten) Stilrichtungen bedienen, ist der Eindruck kurz darauf wieder zerstört. Insgesamt wirken die Strukturen (absichtlich) zersplittert, das Klangbild roh und ungehobelt. Rückkopplungen und Sprachsamples verstärken den Eindruck - wobei ich finde, letzteres wird zu oft eingesetzt.
Wer die Beschreibung reizvoll findet, sollte ruhig mal die Scheibe antesten. Die meisten Musikfans werden sie jedoch eher abstoßend finden - wobei ich ja das Gefühl habe, dass Skinjob genau das wollten, nämlich eine Art Antiästhetik.
Ich attestiere mal: Interessant, weil eigenwillig und auf bestimmte Weise intensiv, aber nicht leicht verdaulich.
Line-up:
Loki (vocals)
Fexus XIV (guitar)
DD (bass)
MM (drums)
Tracklist |
01:Monitors Of Nil
02:Anti-Life Equation
03:Skinjob
04:Partizian Faith
05:Carapace And Thorn
06:Callous Unemotional Traits
07:Cancer, Rats And Dobermans
08:Resurrection Parasite
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