Skyliner / Outsiders
Outsiders Spielzeit: 75:53
Medium: CD
Label: Limb Music, 2014
Stil: (Progressive) Power Metal

Review vom 20.10.2014


Jochen v. Arnim
Heute schwappt mal etwas aus dem Sunshine State zu uns nach Europa, das sich bereits vor einigen Monaten den Weg in die Regale der Plattenläden verschafft hat. Power Metal mit progressivem Einschlag aus Florida klingt ja auch erstmal ganz gut, wenn man die Bandinfo so liest. Skyliner haben allerdings auf dem weiten Weg über den Ozean auch etwas vom europäischen Power Metal-Wasser verschluckt, was im Resultat zu einer Vermischung der Stile führt.
Das Trio, bestehend aus Jake Becker (vocals, guitar), Nathaniel Curtis (bass, backings) und Ben Brenner (drums, percussion), hat bereits vor rund neun Jahren sein erstes Demo aufgenommen. Diesem folgten ein weiteres Demo sowie eine EP. Obwohl in der Urform schon seit 2000 am Start, dauerte es bis zur Unterzeichnung eines weltweiten Plattenvertrags bei Limb Music dann allerdings bis 2013 und Anfang 2014 war das vollwertige Debüt mit Namen "Outsiders" fertig.
Mit über siebzig Minuten ist der Rundling ganz progressiv picke packe vollgestopft. Verteilt man diese Spielzeit auf gerade mal neun Tracks, zieht das dreiminütige Intro, "Signals", ab, dann bleiben verdammt viele Minuten für die anderen acht Tracks. Allein der Rausschmeißer mit dem Titel "Worlds Of Conflict" dauert schlappe einundzwanzig Minuten - true Power Metal…
Wir steigen mal mit dem zweiten Song, "Symphony In Black", in die Scheibe ein (der Opener bleibt bei mir irgendwie nicht haften) und erfreuen uns direkt an sattem Riffing und einem schön geschwungenen Melodiebogen. Geschwindigkeit passt, Gesang passt, Refrain passt, kann gerne so weiter gehen. Und weiter geht es in der Tat mit demselben powervollen Einsatz bei "Undying Wings" - viel Progressives höre ich da noch nicht. Macht auch nix, der Rest stimmt schon.
Bei "Forever Young" stimmen die ersten vier Minuten noch und das klingt alles ganz passabel im Stile der Vorgänger. Dann aber setzen Klang-Auswüchse ein, die man gut und gerne als nicht unbedingt notwendig erachten darf. Hier hätte der Track auch prima bei der Hälfte sein Ende finden können
"Aria Of The Waters" stellt sich als durchaus gefällige Ballade vor und zeigt vor allem die stimmliche Variabilität des Fronters. Jake Becker gibt sich hier nicht aggressiv, rau und kernig, sondern sanft und klar, gefällt vom Gesang her außerordentlich. Nach dreieinhalb Minuten müsste auch hier wieder Ende sein, das Stück weist an dieser Stelle eh einen Break auf. Nicht so mit unseren Jungs hier, die legen da noch mal fünf Minuten obendrauf und ziehen diverse Stil-Register - muss nicht sein, das geht etwas auf die Nerven und klingt, als wüsste man nicht so recht, wie die Marschrichtung auszusehen hat.
Mit "The Human Residue" reißen die Floridianer das Ruder wieder ein wenig rum und man kommt erneut in das richtige Fahrwasser. Aber auf Licht folgt ja bekanntermaßen auch wieder Schatten und so hinterlassen die verbleibenden drei Tracks beim Rezensenten ein wenig das Gefühl, dass weniger durchaus mehr machen kann. Hier hätte die staatliche Behörde zur Reinerhaltung von Arten mal kräftig den Zensurknüppel schwingen müssen.
Da sind echt gute Passagen enthalten, aber Skyliner überspannen den Bogen dann doch ein wenig - und enden in einem Mischmasch, der nicht immer mitreißt. Warum muss ich bei "Dawn Of The Dead" an einer Stelle intuitiv an Emerson, Lake & Palmer denken? Das gehört hier doch gar nicht hin.
"Outsiders" lässt mich ein wenig verwirrt zurück: Einerseits bietet das Album richtig gut gemachten Power Metal, andererseits ziehen sich manche Stücke weit über ihre eigenen Grenzen hinaus. Das ist etwas ungeschickt von den Jungs, so überdecken sie ihre wirklich gute Basis immer wieder selbst. Paradebeispiel ist "Worlds Of Conflict", das mit seinen einundzwanzig Minuten schlicht und ergreifend siebzehn Minuten zu lang ist. Da dürfen die Herren für die Zukunft gerne mal ganz radikal den Rotstift ansetzen und dann kriegen wir auf dem zweiten Album richtig was auf die Ohren.
Line-up:
Jake Becker (vocals, guitar)
Nathaniel Curtis (bass, backings)
Ben Brenner (drums, percussion)
Tracklist
01:Signals
02:Symphony In Black
03:Undying Wings
04:Forever Young
05:Aria Of The Waters
06:The Human Residue
07:Dawn Of The Dead
08:The Alchemist
09:Worlds Of Conflict
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