Mein erster Eindruck während des Anspielens der neuen Slates-CD "Prairie Files" brachte mich gedanklich in die siebziger Jahre zurück, als in London die Punkbewegung ihren Höhepunkt hatte. The Clash lassen grüßen, und dass es sich bei der CD auf Grund des Titels um Country Musik handeln könnte, ist ein Trugschluss. Da geht ja gleich richtig die Post ab, so wie man es normalerweise von einer schnodderigen Punkband gewohnt ist. Aggressiver Gesang und klirrende Gitarren und alles im schnellen Tempo. Es gibt also tatsächlich noch Punkbands, die der alten Linie treu geblieben sind.
Die ganze CD ist nicht unbedingt das Non Plus Ultra des Genres, eher Punk-Mainstream ohne großartige Höhepunkte. So lassen mich die beiden ersten Songs, "Sancti Spiritus" und "New Beginnings", auch nicht unbedingt vor Freude in die Luft springen. Interessant wird es erst mit "Heart Attack Scare". Das Stück ist melodiöser und der Gesang nicht mehr ganz so heftig. Natürlich ist es nicht im Sinne des Ur-Punk, aber deutlich angenehmer für die Ohren, ohne dabei den eigentlichen Sinn zu verfehlen.
Mein Lieblingsstück ist der vierte Track "Broken Parts". Die Gitarre wird endlich einmal richtig gut in den Vordergrund gebracht, der Sound hört sich nicht mehr so nach Garage an und der Gesang ist nun auch Gesang. Sicherlich werden mich die eingefleischten Punker unter Euch für diese Aussage ohrfeigen, aber vielleicht ist das ja gerade der Anreiz für Euch die Scheibe zu kaufen, um den Kontrast zwischen Gossen-Punk und Melodik selbst zu erfahren.
Um wieder zur alten Schule zurück zu kehren, dafür sorgen die im Weiteren auf die CD gebrannten Tracks wie "The Baker" oder "Bugs Meany". Rotzfrecher Gesang und die beliebte Haudraufmusik im alten Stil mit drei Akkorden. Die Länge der einzelnen Songs ist dem entsprechend angepasst, kurz, direkt und eindringlich. Nach dem Motto 'Wir sagen was wir denken' und das in drei Sätzen.
Gegen Ende der CD "Prairie Files" flacht das Ganze leider etwas ab. Titel neun und zehn mit Namen "Julieta" und "DNR", was auch immer das bedeuten mag, gehören eher zu den Langweilern von Slates. Beide sind nur so vor sich hin gespielt, ideenlos und ohne zündende Momente. Zum Ausklang kommt dann etwas ungewöhnlich Langes auf mich zu. Mit 6:23 Minuten wohl für Punk ein Ausrutscher, bringt der Titletrack "Prairie Files" noch einmal alle Facetten der Band auf den Punkt. Der Song ist recht hörenswert, wobei der Gesang eine Idee zu Agro ist. Die letzten Töne klingen sehr ruhig aus und bringen zum Abschluss ungewöhnliche Stille in den Raum.
Mein Fazit zur neuen CD von Slates ist, dass es nicht unbedingt jeden an den PC treiben muss, denn die Scheibe gibt es ausschließlich als Download. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, wenn ein Ur-Punker in seinem Lebenssinn das Überleben im Minimum als Inhalt hat und sich gegen jeden und alles auflehnt, wie können sich diese Leute einen PC leisten, das Ganze kostenpflichtig downloaden und dann vielleicht noch auf ihren nagelneuen I-Pod laden? Weitere Gedankenanregungen zu diesem Thema spare ich mir…!
Line-up:
James Stewart (vocals, guitar)
Eric Budd (guitar, vocals)
Stefan Duret (bass)
Dallas Thompson (drums)
Tracklist |
01:Sancti Spiritus (3:03)
02:New Beginnings (3:35)
03:Heart Attack Scare (2:59)
04:Broken Parts (4:40)
05:The Baker (2:55)
06:Bugs Meany (3:34)
07:Your Town Is Doomed (3:15)
08:Bun Bun (0:46)
09:Julieta (3:19)
10:DNR (2:56)
11:Prairie Files (6:23)
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