Für die Entwicklung des extremen Heavy Metals war und ist wohl keine andere Band so wichtig wie Slayer aus Los Angeles. Ihr bis heute unübertroffenes Meisterwerk "Reign In Blood" von 1986 setzte Maßstäbe in Sachen Härte, Geschwindigkeit und technischer Brillanz und wird auch bis in alle Ewigkeit das beste Thrash Metal-Album aller Zeiten bleiben. Legionen von Nachahmern haben es in den letzten zwei Dekaden versucht den vier Kaliforniern gleichzutun, ohne auch nur annähernd deren Klasse zu erreichen. Fast konkurrenzlos halten sie noch immer den Thron des Thrash Metal inne.
All diese Tatsachen waren für den jungen polnischen Schreiberling Jarek Szubrycht Anlass genug, die Geschichte dieser unvergleichlichen Formation zu Papier zu bringen. Leider handelt es sich bei "Slayer - Show No Mercy" mal wieder um keine wirklich offizielle Biografie. Zwar wurde dem Autoren von Seiten des Managements Unterstützung für sein Unternehmen zugesichert, was aber sehr schnell wieder im Sande verlief, da die anfängliche Begeisterung plötzlich in Desinteresse umschlug. So entstand ohne jegliche Hilfe von Außerhalb, aber mit dem Segen Kerry Kings, ein mehr als beachtliches Werk über die Geschichte der 'Totschläger'.
Da sich die Hauptakteure, wie bereits erwähnt, nicht sonderlich kommunikativ zeigten, führte der Verfasser Gespräche mit Personen aus dem Umfeld der Band. Neben Tom Arayas Schwester Jeanette liefert vor allem der Besitzer des Metal Blade Labels und Slayer-Entdecker Brian Slagel haufenweise interessante Informationen über die Frühphase des Quartetts. Aber auch Szene-Urgesteine wie Ron Quintany, der seinerzeit das amerikanische Metal Mania herausgab oder Dark Angel Drummer Gene Hoglan und Bitch Sängerin Betsy geben so manche unterhaltsame Anekdote zum Besten.
Das Herzstück des vorliegenden Buches bilden allerdings die sehr detaillierten Analysen der Slayer-Alben, bei denen jeder einzelne Song genauestens unter die Lupe genommen wird. Hierbei gehen dem guten Jarek allerdings ab und zu mal etwas die Gäule durch, da es an der nötigen Objektivität fehlt. Manchmal ist es doch ganz hilfreich, die rosarote Fanbrille abzusetzen.
Neben der Musik werden natürlich auch die für viele Leute kontroversen Texte kritisch durchleuchtet, die bis heute immer wieder für negative Reaktionen von Seiten religiöser Sittenwächter und ach so politisch korrekter Linker sorgen. In den eingeflochtenen Interviews erklären die Herren Tom Araya und Jeff Hannemann sehr offen und glaubhaft ihre 'Vorlieben' für Kriegsgeschichte, Serienmörder und die Abgründe der menschlichen Psyche und Kerry King äußert sich zu seiner Abneigung gegenüber organisierter Religion.
Nach dem Genuss dieser Lektüre dürfte auch dem verbohrtesten Slayer-Gegner klar werden, dass es sich bei dieser Band nicht um vier Gewalt verherrlichende Schwachköpfe mit faschistischen Tendenzen handelt, die mit dem Leibhaftigen im Bunde sind, sondern um völlig normale, sympathische und vor allem intelligente Typen, die nur ihren Spaß haben wollen und ihre Musik und Texte in erster Linie als Unterhaltung sehen.
Und gute Unterhaltung bietet auch "Show No Mercy" auf vierhundert Seiten, versorgt den geneigten Fan mit einer Flut von Informationen und lässt, abgesehen von der teilweise etwas abenteuerlichen Übersetzung, fast keine Wünsche offen. Zu haben ist der vierhundert Seiten starke, gebundene Wälzer für einen Spottpreis von nur 22 Euro.
Absolut empfehlenswert.
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