sleepmakeswaves / Love Of Cartography
Love Of Cartography Spielzeit: 55:02
Medium: CD
Label: Bird's Robe Records 2014
Stil: Post Rock, Ambient

Review vom 08.11.2014


Ingolf Schmock
Für den einen ein romantisiertes Sehnsuchtsziel voll uriger Geschichte, für den anderen ein mit reichhaltig Unberührtem gesegnetes Land, voll abenteuerlicher Klischees über verwegene Krokodiljäger, alles verbrennende Sonne über den Outbacks und putzigen Beuteltierchen. Für den gepflegten Rockkulturen gegenüber nicht abgeneigten Konsumenten hingegen gelten die drei rüden, jedoch in verschachteltes Timing verschweißten Riffs der mittlerweile vier Jahrzehnte schuftenden Institution AC/DC als musikalischer Inbegriff aller Aussie-Gitarrenhelden.
Wenn auch zugegebenermaßen Rockmusiker aus Down Under ihren vorherrschenden Hang zu etwas raueren Spielarten nie verhehlen mochten, gelten hier fortschrittlichere, zudem über breitbeinigen Posen stehende Einflüsse mittlerweile als aufgenommen und etabliert. Dabei versuchen sich dortzulande auch immer mehr höchsten Ansprüchen genügende Indie-Bands, aus dem unüberschaubaren Wust stilverwandter Streber erfolgreich freizuschwimmen.
Die australischen Postrocker sleepmakeswaves jedenfalls scheinen unterdessen einigen Genre-Kuratoren fundiertes Wohlwollen sowie wortreiche Rosinen-Positionen abgerungen zu haben. Ihr rein instrumentaler, zudem von einer Vielfalt stilistischer Achterbahnfahrten und energetischen Rockdramen angefüllter Studio-Zweitling "Love Of Cartography" sollte somit nun erneut den bisherigen Status des Sydneyer Quartetts untermauern. Dementsprechend inszenieren die Protagonisten ihre zehn von musikalischen Einfällen überlagerten, jedoch erstaunlich geschlossen wirkenden Kompositionen mit einer verwischten Post Rock-Charakteristika nicht selten angedichteten spielerischen Introvertiertheit und diffusen Grundstimmung, die dem Hörerwillen nach einem unvoreingenommenen Zugang einiges abfordert.
Angesichts der bedenklichen Situation, dass kommerzbefreite Subgenres seit geraumer Zeit scheinbar vermehrt kreatives Brachland als eines von klanglichen Neuebenen sowie akustischen Überraschungen gespicktes Feld offenbarten, wirken erste Abwehrreaktionen interessierter Konsumenten wohl mehr als verständlich. sleepmakeswaves hingegen arbeiteten weiter an ihrer musikalischen Identität, um sich mit ihrem neuesten Bastelwerk vom undurchdringlich erscheinenden Angebot maschenverwandter Laut- und Leise-Schrammler und somit vom nüchtern belegten Abgeschmack Grauzonen-lavierender Rock-Verwirklicher abzulösen. Wenn auch kein Geniestreich, so haben die Vier die etwas unterkühlte Ästhetik elektronischer Gimmicks, programmierter Drums und betäubender Synthies für sich entdeckt und ihrer großteils vorantreibenden, jedoch von kunstvolleren Rhythmus- sowie meterdicken Gitarren-Melancholie-Pinseln bestrichenen Soundpalette eine zusätzliche Eigennote verpasst.
Im Übrigen folgen die Australier nicht zwangsläufig den genreüblichen Blaupausen an- und abschwellender Dramaturgien, sondern verstehen es bravourös, die mit Gitarren und synthetischen Surrogaten betriebenen Trance-Tänzchen sowohl durch melodiös einprägsame als auch brutal-wuchtige Saitenkomplexitäten aufzubrechen. Dabei formen letztendlich "Love Of Cartography"s Instrumentaltrips die Finessen von Jonathan 'Kid' Khors sowie Otto-Wicks Greens Art Rock-nerdigen Fingerfertigkeiten nebst den hibbeligen Grundierungen und Synthie-Elektro-Bausteinen zu einer größtmöglichen Einheit, ohne auch nur Teile ihres gereiften Komponier-Anspruches dem handwerklichen Selbstzweck zu opfern.
Einerseits dürfte im Ergebnis ein kompletter Durchlauf des Zweitlings mit allen Höhen und Tiefen sämtliche genregeschärften Vorurteile entwaffnen, andererseits jedoch reichlich Kritiker-Vorschüsse und das australische Bestreben, den etwas in die Jahre gekommenen Post Rock-Muff mal wieder nachhaltig durchzulüften noch untermauern. Kurzum, eine längst fällige und hörbar gelungene Abstreifung verbrauchter Post Rock-Häute und daher eine klare Empfehlung.
Line-up:
Jonathan 'Kid' Khor (guitar)
Otto-Wicks Green (guitar)
Alex Wilson (bass, keys)
Tim Adderley (drums)
Tracklist
01:Perfect Detonator
02:Traced In Constellations
03:Singularity
04:Emergent
05:Great Northern
06:The Stars Are Stigmata
07:A Little Spark
08:How We Built The Ocean
09:Something Like Avalanches
10:Your Time Will Come Again
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