Manchmal ist es besser, man lässt die Band-Info komplett außen vor. In diesem speziellen Fall würde sich der Inhalt nur negativ auswirken, wenn man ihm Glauben schenken würde, bevor die ersten Töne eingeschlagen sind.
Snovonne gibt ihren Einstand als deutsche Gothic-Band, wobei die Gesangsprotagonistin und zugleich Namensgeberin derzeit in London ansässig ist. Theatralik und leichter Bombastikeinschlag erwarten einen, wenn die ersten Töne von "It's Sno, Baby - Not Sugar" erklingen. Weniger in Düstergefilden verweilend, überholen einen die Melodielinien auf einem mehr Art Rock-orientierten Kurs. Das Überraschende dabei ist, dass die Mikrohalterin stellenweise tatsächlich wie die deutsche Grand Prix-Überraschung 2010, Lena-Meyer Landrut klingt, allerdings nur phasenweise; und das ist hier durchaus positiv gemeint.
Die düsteren Wurzeln der Band kommen nur teilweise an die Oberfläche. Dominant und stilistisch sowwie textlich absolut ohne Schwäche, so kann man die Stärken der Vorsängerin bezeichnen, die jedoch manchmal etwas
zu stark in die Avantgarde-Richtung tendiert. Einerseits lässt sie Kate Bush in ihrer ureigenen Variantenbreite
auftreten, andererseits kann sie auch jederzeit die Rockröhre raushängen lassen. "Dressed In White (The Last Supper Song)" hingegen wirkt emotional abgeschlossen. Kontrastierend hierzu: "2 Damn Years" mit seiner leicht sphärischen Trägheit, die von sanften Pianoklängen untermalt wird, die die balladeske Seele zur vollen Entfaltung bringen. Die Hooklines entwickeln sich langsam zu einem musikalischen Gourmethappen mit Langzeitwirkung.
Einige Songs rauschen zwar ohne Wechselwirkungen durch die Gehörgänge und bleiben daher nicht im Gedächtnis kleben. Andere hingegen haben satte Grooves und sind sehr wohl der düsteren Liga zuzuordnen. Ab und zu erschallen Industrial-Klänge und die Vocals kommen verzerrt und eingebettet in harsche Gitarrenriffs, dies ist jedoch die Ausnahme. Das Album bewegt sich mehr im melancholischen Bereich und bringt es tatsächlich fertig, gute Laune aufzubauen - dies ist bei einem Gothic-Album nicht unbedingt die Zielrichtung. Also keine Verdammnis- und Verderbnis-Stoßrichtung, sondern interessant inszenierte wie auch verspielte und rhythmisch interessante Kompositionen. Dazwischen liegen Keyboardteppiche und stellenweise instrumental gehaltener Bombast.
Das ist jedoch gleichzeitig auch die Schwachstelle dieses an sich erstklassig produzierten Albums. Der Hörer fühlt sich hin- und hergerissen zwischen den Stilelementen und hat die Wahl zwischen rockig und manchmal poppig verspielt wie in "Useless" oder experimentell wie in "Tears Are Pretty". Fans des Genres müssen sich darüber im Klaren sein, dass es im Gothic viele Spielarten gibt - dies ist nur eine davon.
Line-up:
Snovonne (vocals)
Ed Balko (guitar)
Peter Bales (bass)
Lukas 'Tuky' Michalek (drums)
Tracklist |
01:It's Sno, Baby - Not Sugar
02:Dressed In White (The Last Supper Song)
03:2 Damn Years
04:Wasting Time
05:Useless
06:Things I Can't See
07:Cradlesong
08:My Sweet Friend
09:If I'm Not Me Then Who Is
10:Life Needs Fools
11:Tired
12:Not Me
13:(Sleep Well) Jermaine
14:Fatalism
15:Tears Are Pretty (Epilogue Version)
16:Temper
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