Snowball / Follow The White Line
Follow The White Line Spielzeit: 35:53
Medium: CD
Label: Sireena Records/WEA, 2011/1980
Stil: Rock

Review vom 03.04.2011


Wolfgang Giese
1977 gründetenCurt Cress und Dave King die Fusionband Snowball.
1980 erschien die dritte und letzte Platte dieser Allstar-Band, jedoch waren nur noch Cress und Schultze übrig geblieben. Der Sound war nach dem funkigen "Cold Heat" wieder deutlich rockiger geworden. Mit etwas Geschick hätte man aus dieser Formation eine international erfolgreiche Truppe machen können, höre ich doch reichlich Potenzial für ein solches Unterfangen heraus. Doch vielleicht war die Übermacht solcher 'Supergroups' wie Toto und anderen zu groß.
Irgendwie erscheint die Musik griffig, aber - etwas genauer hingehört - fehlt es am 'Hitcharakter', an einem Song, an dem man den Namen einer Band festmachen kann. Vielleicht hätte es der Eröffnungstitel, "I Can't See The Light" sein können, aber... Die ersten Songs klingen alle nach einem relativ gleichen Schema, bis mit "Follow The White Line Part 1" etwas Abwechslung in die Angelegenheit kommt - hier wird es lockerer, offener. Die Einbeziehung von Elementen aus der klassischen Musik legt den Schluss nahe, dass hier eine stärkere Orientierung hin zum Prog Rock á la Yes hätte starten können.
Doch der Zug schien wohl trotz großer Liveerfolge leider abgefahren. Der kommerzielle Erfolg blieb letztlich aus - die Band war gescheitert.
Die Wahl, Edward 'Eddie' Taylor als Sänger hinzuzuziehen, war eine gute Entscheidung. Er bereichert mit seiner rauen und rauchigen Stimme das Konzept. Überhaupt bestand die Band 1980 aus drei farbigen und zwei 'bleichgesichtigen' Musikern, wobei dieses 'Übergewicht' nicht in die zu vermutende Richtung - nämlich den Ausbau des Funkkonzeptes - führte. Nein, hier wird richtig gerockt, aber eben mit dem typischen Anstrich der Achtziger: Dem Schwerpunkt auf den Keyboards. Leichten Groove verbreiten die Musiker mit "New Generation", mit "Put Down" rockt es jedoch wieder.
Ich denke, dass das in Snowball steckende musikalische Vermögen nicht voll ausgeschöpft wurde, dabei brauchte man den internationalen Vergleich sicherlich nicht zu scheuen. Meiner Meinung nach ist auch der Einsatz der Gitarre viel zu zurückhaltend, den neuen Mann, Roykey Wydh hätte man ruhig etwas mehr in den Vordergrund stellen dürfen.
Der wohl aus meiner Sicht beste Titel ist der bereits oben erwähnte Titeltrack, der zweiteilig dargeboten wird - im ersten Teil instrumental und im zweiten mit Gesang. Das wäre die bessere Richtung für dieses Album gewesen. Nun gut, es waren schwierige Zeiten - der Jazz Rock hatte sich irgendwie verabschiedet oder war in der Entwicklung stehen geblieben. Hier weiter fortzufahren, wäre möglicherweise auch nicht der rechte Weg gewesen. In den Rock wollte man vielleicht nicht - so standen die Musiker irgendwie 'zwischen den Stühlen' und das drückt die Musik für mich auch aus.
Schön ruhig werden wir mit "Forgive Your Mother, Brother" verabschiedet. Das klingt wie eine Soulballade, man könnte vermuten, gleich taucht Roberta Flack auf. So repräsentiert man auch Snowballs sanfte Seite - das Keyboard dominiert und Taylor singt sehr gefühlvoll, mit viel Soul in der Stimme.
Kurzum: Gute Musik. Snowball war eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Musikszene. Schön, dass nun - dank Sireena Records - alle drei 'Schneebälle' wieder erhältlich sind!
Line-up:
Curt Cress (drums, percussion)
Kristian Schultze (keyboards)
Roykey Wydh (guitars)
Wally Warning (bass, vocals)
Eddie Taylor (vocals, saxophone)
Tom Cunningham (backing vocals)
Ramesh (backing vocals)
Tracklist
01:I Can't See The Light (4:18)
02:New Generation (3:52)
03:Let Me Be Me (3:57)
04:Put Down (3:52)
05:Follow The White Line Part 1 (7:25)
06:Follow The White Line Part 2 (4:33)
07:I Wanna Be A City Boy (4:02)
08:Forgive Your Mother, Brother (3:45)
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