'Sol' (lateinisch: Sonne) steht normalerweise für Licht und Helligkeit. Bei der dänischen Band Sol denke ich eher an tiefste Dunkelheit. Seit 2007 verbreiten sie düstere Klänge, die meistens in die Richtung Doom/Death eingeordnet werden können - auf der mir vorliegenden "Offer Thy Flesh To The Worms" (wie nett…) jedoch schon die Grenzen des Funeral Dooms in Richtung Ambient überschreiten.
Wagen wir zunächst einmal einen Blick in vergangene Düsternis: Gleich im Gründungsjahr 2007 erschien die erste CD, "Let There Be A Massacre", gefolgt von "I Am Infinity" (2008). 2010 verbreitete man "Old Europa Death Chants" und veröffentlichte außerdem eine Split-CD mit Grívf mit dem Titel "The Great Plague Imperium". 2011 schließlich gibt es bisher "Black Cloud Of Becoming" (als MP3 und Tape - einmal modern, einmal retro - oder was?) und eben die "Offer Thy Flesh To The Worms".
Der erste Song glänzt durch sakrale Gesänge - das ist Funeral Doom bis zum Extrem ausgereizt. Gleichzeitig minimalistisch (keine Gitarren sind zu hören) und bombastisch. Die Wiederholungen der Zeile »Offer Thy Flesh To The Worms« wirken hypnotisch und düster, verbreiten eine morbide Stimmung. Das Ganze erscheint wie eine Beschwörung von blasphemischen Dingen, die man besser nicht nennt (ja, einmal mehr kommt mir H.P. Lovecraft in den Sinn).
Song Nummer Zwei (Titel gibt es keine) besteht vorwiegend aus Akkordeon, Cello und Glockenspiel, dazu kommt Gefiedel, das Derrick Wang in Bejing (beim 'Temple Of Heaven') während einer China-Reise aufgenommen hat. Die 15 Minuten enthalten wenig Gesang, einmal nach mehreren Minuten und dann nochmal kurz vor Ende (hier wieder die beschwörend wirkende Zeile »Offer Thy Flesh To The Worms«. Metaltypische Instrumente sind erneut Fehlanzeige, so dass schon Offenheit angesagt ist und wahrscheinlich für viele Doom Metal-Fans, die noch etwas mit dem Opener anfangen konnten, hier dann Schluss ist, bzw. der Finger an die Skip-Taste wandert in der Hoffnung, dass Track drei anders ist.
Nun, diese werden enttäuscht, Klarinette und Akkordeon beherrschen das Klangbild, wobei es schon erstaunlich ist, wie düster diese sein können. Wer noch nicht abgeschaltet hat, wird erneut in einen dunklen Malstrom gezogen, welcher dieses Mal komplett ohne Stimme auskommt.
Song IV bietet etwas Neues und für Metal-Fans sehr Erfreuliches: Gitarren. Endlich, werden einige meinen. Was jedoch nicht bedeutet, dass es nun weniger düster wird. Auch beim letzten Song ändert sich an der Grundstimmung wenig, hier dröhnt Sol-Mastermind Emil Brahe alleine vor sich hin, langsam, schwermütig. Das geht schon ziemlich in die Esoterik-Ecke.
Die Musik von Sol auf "Offer Thy Flesh To The Worms" ist ganz sicher nicht massenkompatibel, sondern für die meisten Rock-, Metal- und sogar Doom-Hörer nur schwer zugänglich. Es gibt keine Riffs, es rockt nicht und ist überhaupt ziemlich eigenartig. Für diese Art von in Klängen eingefangener Dunkelheit werden sich wohl nur wenige begeistern können, diese sind vermutlich zu suchen unter: Extrem-Doomern, Ambient-Fans, Esoterik-Anhängern und Geheimgesellschaften, die sich zu namenlosen Ritualen treffen.
Überhaupt handelt es hier weniger um eine Band, sondern um ein 'acoustic drone'-Projekt (Eigendefinition) von Emil Brahe mit verschiedenen Musikern, die an verschiedenen Orten aufnahmen.
Reizvoll ist das durchaus und gerade die Gesänge haben etwas auf seltsame Weise Faszinierendes. Diese hätten ruhig noch öfters vorkommen können.
Das ungewöhnliche, jedoch interessante Werk gibt es als CD auf 300 Stück limitiert im edlen Schuber mit Cover von Hieronymus Bosch ("Ascent Of The Blessed").
Line-up:
Emil Brahe (accordions, glockenspiel - #2, percussions - #2, guitars - #4, harmonica - #5)
Tria (vocals - #1,2, percussions - #1)
Jens Balder (tuba - #1, trombone, flügelhorn - #4)
Asger Qvortrup (cello - #2, 4)
Mikkel Reiher-Langberg (dilruba - #2, clarinets - #3)
LS Mortensen (bass clarinet - #3)
Derrick Wang (fiddle - #2)
Tracklist |
01:I (3:20)
02:II (15:16)
03:III (5:28)
04:IV (6:51)
05:V (6:52) |
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Externe Links:
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