Sonic Drei / Paralelepipedo
Paralelepipedo Spielzeit: 56:50
Medium: CD
Label: Unit Records, 2012
Stil: Folk

Review vom 04.10.2012


Wolfgang Giese
"Paralelepipedo" (zu deutsch: Pflasterstein) - diesen Titel auszusprechen, fällt mir ausgesprochen schwer... Ob die Musik auch so ist? Butterweich agiert der Saxofonist, sein Vorbild scheint Paul Desmond zu sein. Dazu trommelt der Schlagzeuger schon fast enthusiastisch. Beide Musiker erzeugen so Gegensätze, die vom Bassisten verbunden werden. Dieser folgt sowohl dem Einen oder Anderen. Ein Zitat aus der Zeit des Be Bop scheint anzuklingen, wenn ich meine, das Thema "Salt Peanuts" von Dizzy Gillespie - leicht angerissen - im Eröffnungstitel zu hören. Der Sound wirkt durchgehend elegant und verspielt, nie mit jener Ernsthaftigkeit versehen, die so manche Jazzproduktion erschlagen kann. Nun, das hohe Maß an Feuer und Energie aus den Zeiten des Be Bop fehlt hier, dafür agiert mehr die Entspanntheit des Cool Jazz, auch Anklänge an den unterhaltenden West Coast Jazz finden sich überall.
So richtig viel Energie bietet diese Einspielung nicht, dafür aber eine gewisse Schönheit in ihrer Eleganz. Dennoch wird es für mich zupackend und ein wenig mitreißend, wenn "Why Not" in diesen lockeren Swing übergeht. Ein Basssolo bietet der Titel auch und wie einst Slam Stewart von Slim & Slam bringt Cudek hier die Stimme begleitend mit hinein. Eine erste Ballade erwartet uns mit "Kung-Fu Panda lebt". Leider verliert sich der Song in seinem Verlauf ein wenig und plätschert mehr oder weniger dahin. Hier hätte ich vom Zusammenspiel der Drei mehr erwartet.
Insgesamt bietet die Ausrichtung des Saxofonspiels für mich recht wenig Abwechslung. Der Sound bleibt relativ gleich im Ausdruck. Auf die Distanz der gesamten Platte fehlt mir persönlich etwas Abwechslung - nicht immer gelingt es der Band, mich mitzureißen. Dieses steht allerdings nie der Qualität der Musik entgegen, nur habe ich das Gefühl einer relativ schnell möglichen Ermüdung beim Hören, auch weil die Kompositionen noch nicht den Status von Klassikern innehaben. So hebt sich dann die einzige Fremdkomposition der Platte, der "Jitterbug Waltz" von Fats Waller, ein wenig ab. Hier ist eher eine klare Struktur zu erkennen, auf der dann improvisiert wird. Sehr gut ist die individuelle Bearbeitung des Stückes gelungen, so bleibt dieser Track neben der Eröffnungsnummer mein Favorit.
Die Platte wurde vor Publikum im Studio P4 in Berlin mitgeschnitten, in den Räumen des ehemaligen Studios des staatlichen Rundfunks der DDR, aufnahmetechnisch nur unter Verwendung von Röhren- und Bändchenmikrofonen sowie Röhrenvorverstärkern. Daher rührt diese warm anmutende Atmosphäre, die einen absolut natürlichen Klang hervorzaubert.
Line-up:
Florian Riedl (alto saxophone, clarinet)
Peter Cudek (acoustic bass)
Martin Kolb (drums)
Tracklist
01:Happy Barbie [Riedl] (5:09)
02:Why Not [Riedl] (7:17)
03:Kung-Fu Panda lebt [Cudek] (5:11)
04:Paralelepipedo [Riedl] (5:42)
05:In And Out [Riedl] (6:04)
06:Boom!!! [Cudek] (5:07)
07:Jitterbug Waltz [Waller] (5:36)
08:Too Much Thinking Can Cause Problems [Riedl, Cudek, Kolb] (4:14)
09:Zero Gravity [Cudek] (7:36)
10:Little Odessa [Cudek] (4:58)
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