Es war sicher nicht einfach, als Altsaxofonist ständig mit dem übermächtigen
Charlie Parker verglichen und an diesem gemessen zu werden. So mag es auch
Sonny Stitt ergangen sein. Doch der am 2. Februar 1924 als
Edward Boatner geborene Musiker wusste diese Hürde gut zu meistern, stieg er doch zwischendurch auch einmal auf das Tenorsaxofon um - auf dieser Kompilation ebenfalls drei Mal zu hören.
Zusammengestellt worden sind auf dieser CD die Alben "Rearin' It Back" aus dem Jahr 1962, in Chicago aufgenommen, und "Homage To Ellington", 1960 in Los Angeles eingespielt. Und alle Aufnahmen mit einem eigenen Sound, sein Ton ist auch anders als jener des Meisters, gleich waren wohl beider Neigung zu schnellen Läufen auf dem Sax. Beide trafen sich auch 1943 und zwei Jahre später spielte Stitt seine ersten Aufnahmen ein und auf diesen beiden Platten konnte er beweisen, wie er sich im Laufe der Jahre entwickelt hatte. Davon zeugen die sehr guten Eigenkompositionen - nur auf der zweiten Platte, die Widmung an den 'Duke', fehlen diese allerdings.
Mit einem feinen Stück im Calypso-Rhythmus startet "Rearin' Back" mit dem Titelsong, bevor "We" ganz schnell swingend vorantreibt und den Körper in Wallung bringt. Aber bereits der dritte Song ist eine Ballade und somit wird eindringlich vorgeführt, dass diese Platte sehr abwechslungsreich ist. "Cut Plug" swingt locker und lässig, völlig cool mit einem gehörigen Schuss Blues-Feeling und "Carpsie's Groove" deutet mit seinem eingebauten Marschrhythmus in Richtung
Art Blakey und dessen Musik. Insgesamt eine fröhlich anmutende Swingsession, auf der alle Musiker ihr Scherflein zum Gelingen beitrugen.
Bereits zwei Jahre vorher verfügte
Stitt über diesen warmen und weichen Ausdruck auf seinem Horn, dieses Mal spielt er zu Ehren des verehrten
Duke Ellington. Und diese Widmung ist hervorragend geworden! Besonders
Paul Chambers am Bass kann mich begeistern, wie elastisch swingend er die Band antreibt mit gleichzeitigem Groove und sogleich beim ersten Titel auch mit einem feinen kurzen Solo. Auch ist hier zeitlose Musik von hohem Anspruch zu hören. Das Emotionslevel wird sehr hoch gehalten. Diese Stimmung geht einfach in Mark und Bein. Dabei ist die Musik überhaupt nicht spektakulär, sondern eher ruhig und gelassen. Aber wohl gerade diese entspannte Atmosphäre mag es sein, die mich frohlocken lässt. Und wenn dann noch dieses so einfühlsame Tenorsaxofon erstmalig auf "Do Nothin' Till You Hear from Me" eingesetzt wird, und in dieser Ballade ein wenig in Richtung
Ben Webster steuert, aber auch
Lester Young in Erinnerung ruft, und dabei auch noch leicht rau und kratzig wirkt, dann merkt man, der
Sonny Stitt war schon gut. War - ja leider, denn bereits am 22. Juli 1982 verstarb er.
So genieße ich solche Preziosen wie die Interpretation des berühmten "C Jam Blues" und freue mich, dass diese beiden Einspielungen in dieser Form zu hören sind.