Die ersten Töne des neuen Soror Dolorosa-Albums "Blind Scenes" lassen mich aufhorchen: Das ist doch "Until It Sleeps" von Metallica. Eindeutig und unverkennbar wurde wohl beim Opener "Crystal Lane" dort abgekupfert. Aber da Gothic-Fans nicht zwangsläufig Heavy Metal mögen müssen, dürfte es wahrscheinlich nur den wenigsten auffallen. Als mildernde Umstände lassen wir mal gelten, dass es nur der einzige Ausrutscher in die falsche Richtung ist. Ansonsten ist das Album sehr The Cure-in-jungen-Jahren-lastig.
Immer wieder werde ich innerhalb der einzelnen Stücke daran erinnert, wie eine meiner damaligen Lieblingsbands in deren Anfangsphase geklungen hat.
Leider kommt "Blind Scenes" ohne jeden Höhepunkt daher. Alles fließt ruhig und melancholisch vor sich hin und zieht mich völlig runter. Ein wahres Prachtwerk für Abhänger, die mit leerem Blick in die Ferne starren und mit sich und der Welt nicht klar kommen.
Es mangelt in jeder Hinsicht a Pep oder an kleinen herausragenden Momenten und so lasse ich die CD einfach durchlaufen und versuche mich dabei zu entspannen.
Der zweite Track, "Autumn Wounds", lässt mich mit Einsetzen der Gitarre etwas aufhorchen. Der Song steigert sich vom ruhigen Anfang in ein etwas kräftigeres Finale, das aber vorerst der einzige Lichtblick bleibt.
"Damaged Dreamer" ist dann wieder von gewohnt ruhiger Sorte und während irgendwas Musikalisches im Hintergrund läuft, denke ich darüber nach, was ich nächsten Tag bei der Arbeit erledigen muss. Und da "Low End" nahtlos an seinen Vorgänger anschließt, bleiben mir noch weitere 7:23 Zeit, um mich gedanklich auf meinen nächsten Urlaub zu freuen.
Soll im Klartext heißen, die Scheibe ist von Anfang bis Ende langweilig. Dafür, dass es Soror Dolorosa seit 2001 gibt und in dieser Zeit gerade mal eine Midi-CD veröffentlicht wurde, habe ich mir mit "Blind Scenes" deutlich mehr erhofft.
Aber gut, ich werde nicht aufgeben und höre mal in Track fünf rein: Geprägt von sehr ruhigem Sprechgesang geht es zwar in der Mitte etwas zügiger zur Sache und schürt in mir einen Hoffnungsschimmer, der aber leider zum Ausklang wieder erlischt. Mit "Sears Of Crusade" kommt dann doch noch etwas Leben in "Blind Scenes". Ein sehr netter Groove bringt mich in Bewegung und macht endlich Spaß beim Hören und bereitet mich auf "In A Glance" vor. Dieses vorletzte Stück der CD hat es schließlich doch noch einmal in sich. Sehr schnell gespielt, mit Power in den Instrumenten und zum Ende ein sehr schönes Gitarrensolo. Damit hat mich die Band davor bewahrt in einen Tiefschlaf zu fallen, um mir aber schon mit dem letzten Song der CD, "Broken Wings", zu beweisen, dass meine Anfangs-These nicht ganz unberechtigt war. Nun starre ich auch mit leeren Blick in die Ferne und frage mich, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe, um mit dieser trübseligen Musik bestraft zu werden.
Line-up:
Andy (vocals)
Emey (guitars)
Herve´(bass)
Franck (drums)
Tracklist |
01:Crystal Lane (7:03)
02:Autumn Wounds (5:29)
03:Damaged Dreamer (6:29)
04:Low End (7:23)
05:Soror Dolorosa (4:08)
06:Sears Of Crusade (5:07)
07:In A Glance (6:04)
08:Broken Wings (6:06)
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