Neal Schon, hauptberuflich Saitenzauberer bei Journey, beschreitet immer mal wieder musikalische Nebenpfade. Ob er nun in Richtung Bluesrock wandert, wie mit Paul Rodgers, oder ob der Weg zu einem Instrumentalalbum wie das kürzlich veröffentlichte "I On You" führt - Neal mag sich wohl nicht so recht in eine Schublade stecken lassen. Gut so!
Nun hat er also mal den steinigen Weg des Hard Rock ausprobieren wollen. Ursprünglich unter dem Projektnamen "Planet Us" geplant, sind ihm unterwegs die Wandergesellen Sammy Hagar und Michael Anthony abhanden gekommen - in Richtung Van Halen abgewandert, so die offizielle Lesart.
Aber was tut der Wandersmann, der schon einen so weiten Weg hinter sich gebracht hat? Er sucht sich neue Wegbegleitung. Wie Neal sagte, hatte er schon zu viel zu gutes Songmaterial beisammen, das nicht einfach so auf dem Müll landen sollte.
Er tat sich zunächst mit Jeff Scott Soto ( Talisman, Yngwie Malmsteen) zusammen. Die beiden haben an einigen Songs zusammengearbeitet und "World Play" gemeinsam produziert. Für die Rhythmus-Abteilung wurden Virgil Donati ( Planet X, Ring of Fire, Steve Vai) an den Drums und Marco Mendoza ( Thin Lizzy - unter der Regie von John Sykes, Whitesnake, Ted Nugent) am Bass dazu geholt.
Wie ihr schon an der vielen blauen Farbe sehen könnt, haben wir da eine recht illustre Wandergruppe beisammen. Das schürt natürlich die Erwartungen!
72.51 Minuten zeigt mein CD-Spieler an, das liest sich schon mal gut!
Der Opener - und Titelsong - ist ein kurzes Instrumentalstück, eigentlich mehr ein Intro. Insgesamt wurden 16 Stücke aufs Silber gepresst, inklusive dreier Bonus-Tracks. Die Musik ist eine Mischung aus Hard Rock, Melodic und AOR - letzteres vor allem in den Gesangslinien. Nebenbei gibt es Spielraum für kleinere Eskapaden wie das jazzig-experimentelle "Abailar To' Mundo" oder eine Ode an James Brown, "James Brown". Sehr spaßig in diesem Bereich: "My Love, My Friend" - da wird ein Gospel mal eben zum Liebeslied umfunktioniert, unbedingt reinhören!
Weitere Anspieltipps:
"Highest Ground" entpuppt sich - nicht auf Anhieb, aber nach einigen Durchläufen - als echter Hit; mein Favorit: "Praise" mit dem dreckigen Riff (erinnert stark an Jake E. Lees Badlands) und das härtere, groovende "My Sanctuary".
Natürlich gibt es die obligatorischen Balladen, "Soul Goes On" und "Coming Home" sowie das orientalisch angehauchte "Another World", (erinnert an das Robert Plant / Jimi Page-Album "No Quarter").
"World Play" kann den Erwartungen nicht ganz gerecht werden. Das Album enthält alle Ingredienzien einer soliden Rock-Scheibe, ist aber beileibe kein Jahrhundertwerk. Irgendwie fehlt der Funke der Genialität, den man bei dieser Auswahl von Musikern doch erhoffen könnte. Allerdings muss ich zugeben, dass dieses Album mit jedem Hören gewinnt - legt die Scheibe also nicht gleich wieder weg, wenn sie nicht zünden sollte! Auf der Band-Homepage kann man in die Songs reinhören.
Neben der normalen CD gibt es eine Luxus-Version - natürlich als Limited Edition - inklusive einer DVD mit Videos und Interviews.
Spielzeit: 72:51, Medium: CD, Frontiers Records, 2005
1:World Play 2:Highest Ground 3:New Position 4:Another World 5:Soul Goes On 6:Alive 7:Periled Divide 8:Peephole 9:Abailar To' Mundo 10:Friends To Lovers 11:Praise 12:My Sanctuary 13:Coming Home 14:My Love, My Friend 15:Close The Door 16:James Brown
Ella Wirtz, 15.04.2005
|