Soul Takers / Tides
Tides Spielzeit: 58:52
Medium: CD
Label: Northwind Records, 2005
Stil: Prog Metal / Melodic Metal

Review vom 07.02.2007


Ulli Heiser
Kopfmusik, Nackenmusik, intelligente Arrangements, keine Samples, keine Keyboards, keine digitalen Instrumente. Die ersten drei Punkte der Aufzählung stammen von mir, die letzten drei stehen im Booklet.
Kopfmusik zum einen, weil die Jungs und Mädels aus 'Bella Italia' es mühelos schaffen, ihrer Musik das berühmte Etwas mitzugeben, welches beim Rezensenten das Kopfkino anwirft. Nackenmusik, weil man zu den 'Geschichten im Kopf' herrlich die Nackenmuskeln trainieren kann. Dann nämlich, wenn der metallische Teil der Musik dem Prog gewaltig in den Allerwertesten tritt. Das passt wie ein insalata mista zum fagiano arrosto, wobei wir auch gleich bei den intelligenten Arrangements angekommen sind. Von Langeweile keine Spur, die Mannen um die beiden Gründerinnen und Schwestern Francesca und Federica Badalini lassen es krachen und wie im Real Life sind auch die ruhigen Momente im Leben eines Italieners ausgefüllt mit Kleinigkeiten und Aufmerksamkeiten, die einfach nur begeistern. "The Fakest Jest" etwa: Herrliche Melodien, trotz des langsamen Tempos wälzt sich die Nummer unaufhaltsam nach vorne, die beiden zusätzlichen Gaststimmen... da passt das eine zum anderen.
Überhaupt sind die Arrangements sehr durchdacht und darauf ausgelegt, beim Hörer mächtig Spannung aufzubauen. Da klimpert das Piano, Dino intoniert mit perfekter Stimme gemächlich die Story, während im 'Hintergrund' der Saitenbass mit der Doublebass artilleriegleich Gefechte austrägt. Unendliche Trauer verbreitend beginnt "Tides" mit elegischem Piano, powervolle Vocals gesellen sich dazu, das Piano versucht die Oberhand zu behalten, während Bass und Felle wieder knallen, Haria steigt gesanglich mit ein, und die Nummer mausert sich fast zur Rockoperette.
Düstere, tiefer gestimmte, sägende Gitarren, einsames Pianospiel, Doublebass, Wechsel von Dur nach Moll... die Kompositionen strotzen vor intelligenten und ausgefeilten Ideen, ohne jedoch auch nur annähernd elitär oder abgehoben zu klingen. Herrlich, wie z.B. in "Bitter And Unsaid" um des Hörers Aufmerksamkeit gebuhlt wird. Die sägende Gitarre wechselt zwischen sphärischem Solospiel und aggressiven Riffs. Klagend mischen sich Cello und Violine dazu, und dann ist die Nummer leider schon zu Ende.
Eigentlich ist es Unsinn jeden Track zu beschreiben, denn ihnen allen ist eines ins Stammbuch geschrieben: Sie fesseln und lassen einen immer wieder aufs Neue zusammenzucken, wenn eine unerwartete Wendung in der Choreografie die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wenn süße Melodien urplötzlich in einem imaginären, musikalischen Schattenreich versinken. Stimmlich erinnert mich Dino Brentali stellenweise an eine Mischung aus Jon Anderson und Freddie Mercury, und wenn Francesca Badalini so darf wie sie kann (z.B. "Desert Dust"), dann klingt sie wie ein weiblicher Yngwie.
Eine Platte, deren Titel sehr gut gewählt ist, denn Gezeiten gleich wechseln die Ups und Downs, die Durs und Molls und auch das Coverbild spiegelt die Stimmungen sehr gut wieder. Im Frühjahr soll das neue Album "Flies" erscheinen und ich freue mich bereits darauf. Bis dahin genieße ich das Bonusvideo, denn neben der nun 'sichtbaren Musik' punkten auch die Akteure und da besonders die weiblichen. Donne belle... musica grande...
Line-up:
Dino Brentali (vocals)
Francesca Badalini (guitars)
Andrea Grumelli (bass & stick)
Federica Badalini (piano)
Jari Pilati (violin)
Mauto 'Jorgy' De Brasi (drums)

Guest:
Laura Stella (cello)
Haria 'Banshee' Taroni (vocals - #1,3,5)
Pascale (vocals -#5)
Tracklist
01:Red
02:Blind Dreamers
03:Tides
04:Bitter And Unsaid
05:The Fakest Jest
06:Breath Of Time
07:Crossing
08:Desert Dust
09:1936
10:C.R.A.
11:Sacrifice
12:My Infinite
Bonus Track: 13:Tides Videoclip
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