Die Finnen scheinen sich nur all zu gern in der Dunkelheit zu suhlen (*gg*).
Wieder einmal ist eine Band am Start, die sich der Marke 'finnischer Gothic Rock ohne Biss' verschrieben hat, d.h. es wird Stoff geboten, der glasklar auf süße Mädchenträume und Radiotauglichkeit zugeschnitten ist, denn Soulrelic sind nun wirklich nicht depressiv oder gar böse:
Ein Sänger mit schmalzig-schöner Stimme, ultrafette Gitarrenklänge, die aber keinesfalls weh tun sowie melodisch-packende Keyboards der Marke HIM oder The 69 Eyes (wen wundert's, war doch Hiili Hiilesmaa auch deren Knöpfchendreher) - also Musik ohne Ecken und Kanten und somit sehr 'MTVIVA'-freundlich. Dazu verschmolz man natürlich das passende Äußere (schmuck sehen die Bengel ja aus) plus noch passenderes Outfit (das aber mächtig tuntig wirkt) mit den dazugehörigen Herz-Schmerz-Texten. Klar, das kommt an und bietet bestimmt genügend (Bild)Material für die 'BRAVO'.
Tommy Suomala (Vocals), Antza Talala (Gitarre), Pecu Talala (Bass), Jay Hölli (Keyboards) und Raymond Pohjola (Drums) wissen ganz genau, wie man den Nerv der weiblichen Zahnspangen-Zuhörerschaft trifft, das beweisen sie mit ihrem Debüt "Love Is A Lie We Both Believed" sehr eindrucksvoll.
Die Stücke sind insgesamt sehr gefällig und melodisch und fressen sich sofort in den Gehörgängen fest. Wobei ich der Meinung bin, dass man von Gothic lediglich nur in zarten Ansätzen reden kann, denn die Songs wirken eher fröhlich verspielt und leicht melancholisch, statt düster-depressiv. Weltuntergangstimmung wird also nicht verbreitet.
Doch damit treffen sie vermutlich genau in's 'Schwarze', zumal ich mir lebhaft vorstellen kann, dass zu einem Live-Auftritt von Soulrelic ganze Heerscharen schwarzgekleideter, kajalbemalter 'Gothic-Girls' pilgern werden.
Richtige Ausfälle gibt es auf der Platte keine, technisch ist der Fünfer absolut fit, die Songs sind sehr flüssig-harmonisch, ab und zu gespickt mit feinen Riffs und Soli sowie kleinen Spielereien, wie bei "Dying Angels"; oder man greift auch mal in die etwas 'härtere' Kiste ("Down On My Path").
Nur leider hatten wir das alles schon und ich verstehe überhaupt nicht, warum die Jungs nicht nach einer gewissen Originalität streben, denn nur so könnten sie es schaffen, aus dem Schatten ihrer Vorbilder hervorzutreten und nicht als billige HIM-Klones abgetan zu werden.
Alles in allem haben Soulrelic ein handwerklich solides, homogenes Album abgeliefert. Für Fans, die den x-ten Aufguss von HIM und Konsorten mögen, eine Kaufempfehlung.
Spielzeit: 42:45 Min, Medium: CD, Spinefarm, 2006
1:Hollow Craving 2:Tears Of Deceit 3:Dying Angels 4:Down On My Path 5:The Key 6:Kiss Of A Saint 7:The Rain Of Sorrow 8:Still Breathing 9:It's All So Easy 10:Burned to Ashes
Ilka Czernohorsky, 16.01.2006
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