Space Probe Taurus / Same
Same Spielzeit: 43:17
Medium: CD
Label: Buzzville Records, 2008
Stil: Acid Fuzz Rock

Review vom 11.07.2008


Jürgen B. Volkmar
Im Recycling von Stilelementen und ganzen Musikstilen, dürften die Schweden wohl unerreichbar sein. In den späten 60er Jahren existierte in den USA eine aktive Psychedelic-Szene, deren Einflüsse bis heute hörbar sind. Space Probe Taurus haben diese Zeit und einige ihrer Protagonisten zu ihrem musikalischen Credo erhoben. The Stooges (Iggy Pop), MC5 und Blue Cheer sowie Mudhoney aus den späten 90er Jahren.
Eine spezielle tonale Abart aus dieser Zeit, Fuzz Rock, schneller und mit mehr Rock'n'Roll im Rhythmus, ist bei den Skandinaviern seit geraumer Zeit schwer angesagt. Warum das so ist, da kann man nur raten. Vielleicht, weil in dem Zeitraum, als dieser Sound angesagt war, Schweden noch nicht von diesem Musikstil infiziert war und dieser daher komplett am hohen Norden vorbeiging. Aber wie auch immer, die Aufholjagd hat begonnen und die Nordmänner von Space Probe Taurus haben ihren ersten gleichnamigen Longplayer veröffentlicht.
Mit dem Opener "Dig The Lizard" ist sofort klar, wohin die Richtung geht. Echter Garagen Rock mit einem Hauch Postmoderne segelt an einem vorbei. Es rockt im totalen Retro-Rhythmus und die Vocals erinnern täuschend echt an Produktionen aus den sechziger Jahren. Kreischende Gitarren und knochentrockene Stakkato-Drums sorgen für eine fiebrige Atmosphäre. Wer sich an Biker-Filme zurückerinnert, liegt genau richtig. Unter anderem haben die Jungs einen Soundtrack zu dem Film "Actress Apocalypse", einem B-Movie von Atomic Erotic Films, beigesteuert und sind auf der Original Motion-CD enthalten, die zusammen mit der DVD veröffentlicht wurde. Da es sich bei dem Plot um ein psychedelisches Machwerk handeln soll, das sich wiederum mit der Produktion eines Underground-Films beschäftigt, ist der musikalische Spagat in jeder Beziehung nachvollziehbar.
"Buzz Amp" entwickelt sich zu einem echten instrumentalen Reißer, dessen Hooks an die Stooges erinnern. Die Drums scheppern wie es sein sollte und die Soli kommen zwar verzerrt, aber extrem dünn an das Tageslicht. "Molten Lava" ist beinahe schon punkig riffig; der Sänger betätigt sich als echter Screamer und die Grooves attackieren sich gegenseitig. Eines kann man den Jungs bestimmt nicht absprechen: Leidenschaft und Energie dürften ihre Hauptantriebsquellen sein und das ist auch notwendig, denn sie tummeln sich in einem Umfeld, in dem die Konkurrenz zahlreich ist. Fuzz Rock-Bands gibt es beinahe so viele, wie Smörebröd in Skandinavien.
Im Gegensatz zu ihren US-Vorbildern bleiben sie jedoch seltsam diffus, d.h. eine eigene Identität ist noch nicht erkennbar. Die Tracks ähneln sich zu sehr, so dass Höhepunkte mit markanten Melodien Fehlanzeige sind. Eigentlich schade, denn man hört mit jedem Ton, dass sie mit Feuereifer bei der Sache sind, nur die richtigen Hooks und Chorusse sind noch in der Warteschleife. So bleiben auch "Barefoot", "Psi-Burn" und "Electric Explosion" seltsam blass. "Levitation" dagegen hat wieder echten Biss und zeigt gute Refrains mit dem passenden Härtegrad, die mit der richtigen Dynamik voll auf den Punkt gebracht werden.
Bei "Gravity Rush" hat man sich wohl zu stark am "Summertime Blues" von Blue Cheer orientiert, deren Blaupause unübersehbar durchschimmert. Der letzte Track dürfte auch gleichzeitig der Anspieltipp sein: "She-Wolf, Baby" der knackige Chorusse bietet und in der Marschrichtung voll auf dem Psychedelic-Trip liegt. Monster-Fuzz-Aroma mit der richtigen Hymne an Bord, hier wird nichts verharmlost, sondern scharf drauf los gerockt, dass die Tonspäne fliegen.
Mit dieser Veröffentlichung hat sich Space Probe Taurus auf jeden Fall einen Platz in der Liga der Fuzz-Töner erspielt. Das Material ist zwar noch durchwachsen, befindet sich jedoch auf dem Weg von mittelprächtig nach gut. Auf jeden Fall sind sie thematisch auf der richtigen Spur und für die Kenner des Genres mehr als einen Höreindruck wert.
Line-up:
Sjöberg (vocals & guitars)
Eronen (guitars & vocals)
Enberg (bass & vocals)
Sundler (drums & percussion)
Tracklist
01:Dig The Lizard
02:Buzz Amp
03:Molten Lava
04:Barefoot
05:Psi-Burn
06:Electric Explosion
07:Snakebirth
08:Supersonic Woman
09:Levitation
10:Gravity Rush
11:She-Wolf Baby
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