Manchmal, da kann es vorkommen, dass das Debütalbum einer neuen Band nicht weiter auffällt. Sei es, weil zur gleichen Zeit ganz viele andere großartige Alben veröffentlicht wurden, oder es Sommer war und alle im Urlaub waren, oder manchmal ist es beides. Ich weiß nicht ganz genau, was dafür sorgte, dass Speechless' 'Time Out Of Mind' in Deutschland keine sonderliche Beachtung fand. In der englischsprachigen Welt erhielt es viele gute Rezensionen und schaffte es auf Platz 46 der besten 100 Neuerscheinungen für das Jahr 2006 in den Gagliarchives, was ziemlich ungewöhnlich ist für eine Indie Prog-Veröffentlichung. Was ich aber weiß ist, dass die Musik zu gut ist, um ungehört in Vergessenheit zu geraten.
Wie der Name der Band schon andeutet, Speechless machen Musik ohne Sänger. Der Hörer kann sich von den abwechselnden Klängen der Instrumente durch die Musik führen lassen. Mal treiben schnelle Schlagzeugrhythmen die Musik vorwärts, wechseln den Takt, synkopieren, und manchmal treten sie fast ganz in Hintergrund. Dann übernehmen der Bass, die Gitarre oder das Keyboard die Führung. Mal wechseln sich die Instrument ab, mal führen sie im Duett, mal bilden sie einen Chor. Die Dissonanzen leisten einen erzählerischen Beitrag zu den Songs, ohne den Eindruck des Experimentellen zu vermitteln. Das Album ist melodisch und zum Teil sogar mitsummbar, was nicht gerade eines der dominierenden Merkmale von Progmusik ist.
Die entstehenden Klangteppiche sind nicht unähnlich denen des britischen, klassischen Progs mit ganz deutlichen Einflüssen des amerikanischen, klassischen Rocks. Bei all dem hat die Musik keinesfalls den Anspruch, mehr zu sein, als eine Mischung aus Elementen des Rocks Jazz, Worldmusic, Funk und Metal. Zusammengenommen sorgt dies für die entsprechende Abwechslung in einem ansonsten sehr harmonischen Album, bei dem die Musik sich einem nicht gleich aufdrängt, sondern sich vielmehr freundlich den Gehörgängen anbietet.
Dabei ist die Musik nicht ohne Humor. Wer "Hangover" gehört hat, dem ist klar, dass den Bandmitgliedern ein fürchterlicher Kater nach durchzechter Nacht kein Fremder ist. Auch lernt der Hörer hier, wie sich etwas Grünes anhört ("Something Green"), was gleichermaßen ein Euphemismus für Dollars als auch Pot ist. "The Big Majestic" beginnt genauso und wurde so wegen des spanisch angehauchten, majestätischen Intros benannt. "Spahghetti Junction" bezieht sich tatsächlich auf eine dieser irren amerikanischen Kreuzungen, welche sich in der Nähe des Studios befand, wo das Album aufgenommen wurde. "Vader's Boogie" wurde tatsächlich so nach dem asthmatischen Mann in der schwarzen Maske benannt. Der Titel des Albums wurde inspiriert von Will 'Inkenstein' Renfros Malereien, der auch das wunderschöne Albumcover entwarf.
Was mit am allermeisten für das Album spricht ist, dass es auch fast vier Jahren nach seiner Veröffentlichung noch immer zu begeistern vermag.
Line-up:
Sean Tonar (guitar)
Paul Rusek (bass)
Robbie Hamil (keyboards)
Derik Rinehart (drums)
Tracklist |
01:In The Clouds (5:02)
02:Spidercrawl (4:06)
03:Stella (6:30)
04:Thank You (5:20)
05:The Big Majestic (7:52)
06:Something Green (4:31)
07:Spaghetti Junction (4:51)
08:Hangover (3:28)
09:Vader's Boogie (8:46)
|
|
Externe Links:
|