In den Zeiten und Fluten von Wiederveröffentlichungen bzw. Aufpolieren alter
Tondokumente, werden auch einige Underground-Combos aus dem musikalisch
härteren Bereich mit an die Oberfläche geschwemmt.
Darunter sind solche, die sich Anfang der 90er mit großartigem Demo-Material im Gepäck, auf die Suche nach einem Plattenvertrag begaben, es aber trotzdem irgendwie nicht zum Ziel schafften. Deswegen allerdings gar nicht entmutigt sind, ihren musikalischen Weg aus der zweiten Reihe heraus, weiterverfolgten.
Die Schweden Speedy Gonzales geben das beste Beispiel dafür ab. Diese formierten
sich 1990, als Sänger Thomas Vikströms damalige Band Talk Of The Town sich auflöste, und Gitarrist Tommy Denander gerade von einem längeren Aufenthalt in Los Angeles in die Heimat zurückkehrte. Beide kannten sich schon mehrere Jahre und fanden, dass es an der Zeit wäre, eine gemeinsame Band zu gründen, die eine härtere Richtung als zuvor einschlagen sollte. Das passende Line-Up wurde schnell mit den Schlagzeuger Mats Dahlberg (ex-Treat) Basser Staffan Lindner und Keyboarder Thomas Ahlstrand komplettiert.
Nach ihrer obskuren Namensgebung unterschrieben die Herren einen Managervertrag
bei Anders Tengner (schwed.Journalist), um danach ein Demo mit 7 neuen Stücken und einer Neueinspielung des Talk Of The Town-Hits "Free Like An Eagle" zu produzieren, mit denen sie bei verschiedenen Plattenfirmen hausieren gingen.
Live sorgten die Protagonisten doch für einige Furore, so Ende 1990 beim 'December-
Rock Festival - Galverinken' im Vorprogramm von Candlemass und den Pretty Maids.
Tommy Denander wurde in der schwedischen Tageszeitung 'Aftonbladet' zum 'Gitarristen des Jahres' gewählt, was per se ein gewisses Medieninteresse nach sich zog. Auch ein paar amerikanische Major-Labels zeigten Interesse an der Band.
Das Ende kam aber schneller, als es begonnen hatte, mit dem plötzlichen Ausstieg von Hauptkomponist Denander. Seitdem kursierte das eingespielte Demo über die Jahre
in der Underground-Szene und resultierte in einigen Bootlegs. Behaftet mit einer gestiegenen
Nachfrage, bot Ihnen das rührige Label 'AOR Heaven' 2004 einen Vertrag für ein Komplettalbum an, das die schwedische Hardrock-Maschinerie wieder zum Arbeiten bewegte.
Die beiden Pedanten Thomas (der vorher noch bei Dark Illusion mitgewirkt hatte) und Tommy verstärkten sich durch Marcel Jacob (ex- Talisman, Malmsteen) am Bass und Daniel Flores (ex-Minds Eye, Xsaviour) an der Schießbude, um die schon existenten Demo-Tracks mit vier neuen Kompositionen nach ihren Vorstellungen vernünftig aufzunehmen.
Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen und es scheint, dass die 12 Songs auf
"Electric Stalker" auch nach Jahren nichts von ihrer Magie verloren haben, was sicherlich auch dadurch bestätigt ist, sie neu aufleben zu lassen, um in der derzeitigen Hardrock/AOR-Szene mitzumischen.
So ist es eigentlich egal, welchen der Songs man zuerst anspielt, denn alle versprühen ihren
exorbitanten Charme, der einen unweigerlich in seinen Bann zieht.
Die Schweden frönen vollkommen ihrem Faible für erdige Rocksongs, die nicht ohne eine
gehörige Portion Härte auskommen und ihr musikalisches Sammelsurium an 80er Hardrock/Heavymetal - Reminiszenzen ins rechte Licht rückt. Die geradezu passable Produktion, die trotz der Mainstreamausrichtung genügend raue Ecken und Kanten übrig lässt, wurde im Sound nicht unbedingt an gegenwärtige Hörgewohnheiten angepasst.
Dem einzigen Manko, des etwas flachen Schlagzeugsounds, steht die erfreulich knackige Gitarre von Tommy gegenüber, der sicherlich seine Selbstfindungsstudien bei Yngwie Malmsteen verinnerlicht hat.
Die Musikanten sind jedenfalls mit den Gesetzen der Dynamik vertraut, die sie hierbei
recht energetisch anwenden, die aber auch nicht über kleinere Schwächen, wie dem ziemlich ähnlichen Aufbau der Kompositionen, hinweg hilft. Neben der wahnwitzigen,
atemberaubenden Griffbrettakrobatik von Herrn Denander, fällt auch die überaus starke Gesangsarbeit Thomas Vikströms, die übrigens hervorragend zur etwas härteren Gangart passt, positiv ins Gewicht. Nur leider versteigt sich dieser immer wieder in kehlkopfstrapazierende Höhen, die einen gut aufgelegten Rob Halford oder den früheren Mercyful Fate- Sänger King Diamond verdammt nahe kommen.
Kompositorisch wird zuhauf von den 'großen' Vorbildern abgekupfert, was man aber verständlicherweise aus der bisherigen Biografie der Band ableiten kann. So startet das Album mit einen knackigen Maiden / Priest-Konglomerat ("Flash In The Blade"), bedient sich ungeniert beim "Screaming For Vengeance" ( Priest) Thema. Sogar der Refrain von "Jawbreaker" ( Priest) wird bei "Dominator" schamlos eins zu eins nachempfunden.
Der Vierer bewegt sich irgendwo im musikalischen Feld des tradionellen US-amerikanischen Hardrocks/AOR und dem Heavymetal britischer Prägung.
Das Ganze klingt weder sonderlich eigenständig, noch übermäßig spektakulär.
Für mich bilden der ziemlich fetzig-dramatisch aus den Boxen preschende Opener, das mit
einen orgiastischen Gitarrensolo veredelte, und stellenweise retroklassische Züge aufweisende
"Electric Stalker", die mit einem Journey-Touch versehene Hymne "Do You Know Where The Kids Go" und dem seelenvollen "Make Love In Red", das von beschwingten Hammond-Klängen getragen wird, das eigentliche Fundament für die restlichen Nummern. Natürlich darf hierbei eine ohrenschmeichelnde Ballade ("Men With Medals") nicht fehlen, was sicher jede AOR-Ader zum pulsieren bringen wird.
Die Arrangements wirken in ihrer Struktur sehr gestrafft, werden aber an einigen Stellen
vom dezenten und ungemein wirkungsvollen Keyboardeinsatz beispielhaft aufgelockert.
Letztendlich bleibt unterm Strich zwar ein solides Debüt, aber den hohen Erwartungen, die
man an eine derartig namhafte Musikerriege und den langjährigen Reifeprozess stellt,
wird das Album nicht wirklich gerecht.
Abgesehen davon geht das Songmaterial mit
Vergangenheit selten über üppige Hardrockelemente hinaus, bzw. kann sich nicht gerade
für dessen viel zu kurzen Spielzeit brüsten. Der kindliche Bandname (welcher Teufel die Herren da wohl geritten hatte) ist nicht unbedingt prädestiniert für eine Hardrock-Band, und das Cover geizt auch nicht gerade mit Kreativitätslosigkeit bzw. Ausdruckslosigkeit.
Es ist keinesfalls ein Werk für die Ewigkeit, aber akzeptable Hardrock/AOR-Hausmannskost.
Wohl bekommt's!
Spielzeit:39:31 Min, Medium: CD, Metal Heaven/Soulfood, 2006
1:Flash Of The Blade (5:05) 2:Desire Of The Flesh (3:53) 3:Electric Stalker (3:01)
4:Do You Know Where The Kids Go (3:58) 5:Free Like An Eagle (4:01) 6:Men With Medals (5:07)
7:Dominator (4:15) 8:Spit In The Hand That Feeds You (3:39) 9:Make Love In Red (3:20)
10:Shock The Nation (5:18) 11:Trial By Fire (3:09) 12:Lust And Desire (3:26)
Ingolf Schmock, 18.01.2006
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