Zurück aus dem Urlaub und gleich wieder kopfüber rein in ein randvolles Rock-Wochenende. Am Samstag in der heimischen Nordwaldhalle in Nordhalben 'Europas beste
AC/DC-Coverband'
Barock - eine Nacht einfach zum Abrocken mit einer wirklich tollen Live-Band. Ein Tipp für jeden Hardrocker, wenn die Truppe mal in der Nähe sein sollte.
"Fast besser, als das Original" so der Kommentar eines lokalen Redakteurskollegen, der die Aussie-Rocker schon mehrfach gesehen hat. In den frühen Morgenstunden des Montags dann auf 'WDR' der Mitschnitt von
Govīt Mule aus dem Kölner 'E-Werk'. Und dazwischen am Sonntag die
Spencer Davis Group im 'Live Club' Bamberg.
Eigentlich hatte ich keinen Bock, nach zwei Wochen unter südlicher Sonne mich beim herbstlichen Sauwetter im Frankenwald von der gemütlichen Couch abends ins Auto zu schwingen und die 80 Kilometer nach Bamberg zu düsen. Aber wenn der Kumpel aus dem Nachbarort mit den Größen der englischen Rockgeschichte sein Heimspiel hat, dann gibtīs natürlich keine Ausrede! In Bamberg waren bereits die Gehsteige hochgeklappt, selbst die sonst so gut bevölkerte Sandstraße war fast menschenleer. (Zur Erläuterung: Die Sandstraße ist in der schönen Weltkulturerbestadt Bamberg die Kneipenzeile schlechthin. Der 'Live Club' liegt gegenüber dem legendären 'Schlenkerla', der Bamberger Rauchbierinstitution.) Ich kam grad in der Umbaupause an, deswegen kann ich auch nichts zur Vorband sagen. Wie im 'Live Club' üblich, war der bis unmittelbar vor der Hauptband noch recht locker gefüllt. Ich bekam problemlos einen Platz unmittelbar vor der Bühne. Ein Großteil der Fans hockte nämlich noch in der Kneipe vorn dran und sah Sport, wohl die heimischen GHP-Basketballer). Es ist für jede Band, die zum ersten Mal im 'Live Club' auftritt, immer ein kleiner Schock. Beim Aufbau sind nämlich nur die paar Auswärtigen im sowieso sehr überschaubaren Raum, die Bamberger kommen erst rein, wenn die ersten Riffs zu hören sind.
Aber
Spencer Davis und seine Mannen kannten das schon und kletterten selbst erst in letzter Minute auf die Bühne. Die Instrumente kurz angestimmt und ab ging die Post - "Keep On Running" natürlich
der Opener. Der Bandleader begrüßte die Fans in gutem Deutsch und wies auch darauf hin, dass der Gig auf Vermittlung seines Drummers Steff Porzel
(s. Interview) zustande kam, der aus der Bamberger Musikszene stammt. Die Band war bestens gelaunt und kalauerte bei jedem Song.
"Dieser hier ist meiner geschiedenen Frau gewidmet" kommentierte
Davis zu "Donīt Want You No More", einer der Titel, der von anderen Bands erfolgreich gecovert wurden. Deutlich rockiger als im Original, aber auch weit von der
Allman-Version entfernt, machte schon der zweite Titel klar, dass das keine blasse Oldies-Werkschau werden würde.
Das gut anderthalbstündige Repertoire bestand aus den eigenen Band-Klassikern, einigen Covers und Solo-Nummern. Jeder der älteren Herren hatte ein Stück britische Rockgeschichte mitgeschrieben und das war einfach gegenwärtig.
Colin Hodgkinson durfte als erster ran und zeigte bei seinem ersten Stück, wie innovativ sein Spiel auf dem Fender-Bass bereits Ende der Sechziger Jahre war. Slaptechnik, Akkordspiel und reichlich Obertöne garnierten einen Skifflesong, bei dem er den Viersaiter virtuos als Melodieinstrument einsetzte. Zweifelsohne einer der wirklich besten Bassisten der Welt, der da grinsend seine Klasse bewies. "Across The Borderline" ging dann
Miller Anderson bei seinem Soloauftritt. Die
Hiatt/Cooder/Dickinson-Nummer präsentierte er als Folksong und ließ dabei seine Telecaster mit den Bottleneck weich singen.
Überhaupt fiel mir, als Gitarren-Laien, auf, wie wenig 'harsch' und 'spitz ' bei ihm dieses Instrument im Gegensatz zu vielen Kollegen klang. Mit
Hookerīs "Dimples" stieg die Band bluesig wieder ein und zog den Drive an.
"Für George Bush" sagte
Davis dann den nächsten
SDG-Hit "Somebody Help Me" an, bei dem nun die reiferen Mädels auf der Tanzfläche zeigten, wie man zu Beatzeiten groovte. Bei einer ganz eigenen Version von
Johnsonīs "Walking Blues" stand
Hodgkinson erneut im Fokus, sparsam begleitet von Drums und Slide. Nach zwischenzeitlichem Aufgallopp mit "Tulsa Time" präsentierte ein sehr gesund aussehender
Eddie Hardin eine seiner mitreißenden Balladen. Von
Anderson's letztem Album stammte die Version von "House Of The Rising Sun", in der er zunächst andere bekannte Interpreten (
VanRonk, Dylan,
Cash) karikierte.
Nicht unbedingt spektakulär, aber immer noch ein guter Song, wenn ihn die richtigen Leute spielen. Mit "Iīm A Man" gingīs ins Finale, die Band zeigte, welche Power in der Nummer steckt, mit der damals
Chicago berühmt wurde. Ein schöner Zug, dass Lokalmatador
Steff Porzel, der zurückhaltend, aber doch auch sehr akzentuiert das Gefüge zusammenhielt, nun solo seinen Können unter Beweis stellen durfte. Kein wilder Breakout, sondern im Rahmen des Songs Rhythmenvariationen, die nicht nur bei seinen reichlich gekommenen Fans Begeisterung auslösten.
Die Band ließ sich dann nicht lang bitten. "Gimme Some Lovinī" und noch einmal "Keep On Running" rundeten einen guten Club-Gig ab, der nicht nur den Oldies-Fans gefiel. Die bekannten Hits waren eher nur der Rahmen für einen Auftritt von exzellenten Akteuren unter dem Label einer Beat-Legende, bei dem der Spaß an der Rockmusik auf der Bühne und im Publikum im Vordergrund stand. Bleibt zu hoffen, dass die Herren noch lange fit bleiben und ab und zu mal vorbeischauen. 'Youngster'
Steff Porzel, mit einem frischen 'Weizen' in der Hand wurde dann bei der Verabschiedung noch einmal von
Spencer Davis besonders gewürdigt. Das war mehr als nur die 'Credits' für den Einheimischen, der bei seinen renommierten Kollegen offensichtlich auch viel Sympathie besitzt.
Der Heimritt erinnerte mich an Vorwendezeiten. Nordwärts keine zehn Autos auf dem Highway, aber immerhin nur fünf Grad Temperaturunterschied von Bamberg nach Nordhalben (noch kein Frost). Nach dem entspannten Abend im Live Club konnte ich mit dem schwerblütigen Gig von
Govīt Mule im Fernsehen nicht mehr viel anfangen. Na ja, ein Jedes hat seine Zeit und seine Fans. Und das ist auch gut so.