Spiritus Mortis / Fallen
Fallen
Obwohl die Doom Metal-Formation Spiritus Mortis aus Finnland bereits seit 1987 existiert und somit eine der dienstältesten Bands härterer Gangart ihres Heimatlandes sein dürfte, schaffte sie es erst 2004, nach einem guten Dutzend Demos, ihr Debüt heraus zu bringen. Nur leider segnete kurz nach der Veröffentlichung ihr damaliges Label 'Rage Of Archilles' das Zeitliche. Folglich lief natürlich absolut nichts in Sachen Promotion und die CD ging vollkommen unter. Aufgrund dieser Tatsache hörte auch ich erst jetzt von der Band.
Nun erscheint bei der griechischen Firma 'Black Lotus Records' das zweite Album "Fallen", mit dem Spiritus Mortis hoffentlich mehr Glück haben werden, denn mit dieser Platte haben sie wirklich hervorragende Arbeit abgeliefert. Seit ich die Promo vor einigen Tagen bekommen habe, hat sie meinen Player nicht mehr verlassen, denn das Songmaterial hat mich echt gefesselt. Ich habe schon seit langem kein so abwechselungsreiches Album wie "Fallen" gehört.
Als typische Doom Band würde ich Spiritus Mortis nicht unbedingt bezeichnen, denn sie beschränken sich nicht nur auf den Genre typische Zeitlupen-Sound, sondern flechten gekonnt Elemente aus klassischem Hard Rock, traditionellen Metal und Seventies Rock mit ein, wie es zum Beispiel auch Kult-Acts wie, Pentagram, Cathedral (die man ja laut der Label-Info beide 'vergessen' soll) oder die göttlichen Trouble tun.
Die Finnen bestechen durch ein sehr intelligentes und gradliniges Songwriting. Obwohl viele Stücke vom Tempo her recht langsam gehalten sind, wirken sie dank der schweren Black Sabbath-artigen Akkordfolgen und melodischen Gitarrenriffs die die beiden Gitarristen Jussi Maijala und VP Rapo aus dem Handgelenk schütteln und dem sehr groovigen Rhythmusteppich von Bassist Teemu Maijala und Drummer Jarkko Seppala super eingängig und rockig und gehen echt gut in die Beine. Der Einsatz von fetten Hammondorgelsounds verleiht dem Material dazu noch einen coolen Siebziger-Touch. Die Band scheut auch nicht davor die Geschwindigkeit gelegentlich mal zu variieren, und so sind mit "Divine Wind" und "Wasteland" zwei flotte, reinrassige Hard Rock-Songs vertreten.
Sehr beeindruckt hat mich vor allem Sänger Vesa Lampi, der im Label-Info (um es ein weiteres Mal zu zitieren) als "bester Doom-Sänger seit Messiah Marcolin von Candlemass" angepriesen wird. Eine Einschätzung, die im ersten Moment vielleicht etwas großspurig erscheinen mag, ich aber mittlerweile bedenkenlos unterschreiben möchte. Lampi besitzt ein ähnlich ausdruckstarkes Organ wie der massige Candlemass-Frontmann, nur etwas rauher und rockiger. Er hat bei Songs wie z.B. "Leave Me", "Beware Of The Quiet One", "Sleeping Beneath The Lawn" oder der Ballade "Goodbye", bei der er nur von Hammondorgel und Piano begleitet wird, wirklich packende Gesangslinien und Refrains kreiert, die mir nach nur wenigen Hördurchgängen nicht mehr aus dem Kopf gegangen sind. Ich weiß inzwischen nicht mehr, wie oft ich die CD schon gehört habe.
Gekrönt wird die geile Scheibe dann noch durch eine sehr lebendige, erdige Produktion und ein wirklich stimmungsvolles Cover, das geradezu nach einer Vinyl-Version schreit.
Ein einziges Manko hat der Silberling dann doch noch: er ist leider nach nur knapp zweiundvierzig Minuten schon wieder zu Ende. Da hilft nur der Druck auf die Repeat-Taste.
Für Doom-Fans sollte diese Platte sowieso ein absoluter Pflichtkauf sein, aber auch Metallern und Hard Rockern die normalerweise nichts mit dieser Art Musik anfangen können, sei sie wärmstens ans Herz gelegt, denn "Fallen" bietet Heavy Rock/Metal in seiner ursprünglichsten Form. Ich bin jedenfalls schwer begeistert.
DOOM OR BE DOOMED


Spielzeit: 41:40 Medium: CD, Black Lotus Records, 2006
Tracks: 1:The Dawn 2:New Age 3:Leave Me 4:Divine Wind 5:Something Came And Killed 6:Beware Of The Quiet One 7:Sleeping Beneath The Lawn 8:All Words Were Spoken 9:The Omen 10:All This In The Name Of Love 11:Wasteland 12:Goodbye
Stefan Gebauer, 24.03.2006