Spitting Off Tall Buildings ist eine Berliner Band, in deren Mittelpunkt ganz klar Frontfrau und Aushängeschild Jana Pallaske steht. Weitere Mitstreiter sind Niels Eberle (Drums), Andre Jürgens (Bass), Gregor Albrecht (Gitarre) sowie Paul Frank Rademacher (Bass, Gitarre, Gesang).
Ein verrückter Haufen, der ganz offensichtlich nicht dem üblichen Casting-Wahn entsprungen ist, sondern sich seine Sporen ganz allein durch ausgiebiges Touren, verbunden mit einem starken Willen und Energie, aber auch mit viel Stress und Schweiß, verdient.
Und was bedeutet der komische Bandname?
Zitat Jana: "Wind im Gesicht, mit Freiheit, Weite und Luft." "Dem Gefühl halt, was man hat, wenn man auf se nem hohen Haus steht - und da einfach runterspucken muss - kennt ihr doch, wa - so voll ausm Bauch raus!...".
Und so voll aus dem Bauch raus klingt auch die Mucke: frech, rotzig, energiegeladen, locker und nicht gekünstelt.- mitreißend eben!
Es ist Musik, die nun mal nicht radiotauglich ist. Die Band versteht es, die Grenzen zwischen Rock und Punk gekonnt zu verwischen und Songs zu schreiben, die zum Mitgrölen regelrecht einladen. Und das kommt an. Ja, da gab es Zeiten, wo sich gerade mal sechs zahlende Nasen wagten, ein Konzert mit dem Fünfer zu bewundern.
Dabei könnten Spitting Off Tall Buildings es doch so einfach haben: man muss nur dem allgemeinen musikalischen Trend hinterher hecheln (sie können gut singen und gut tanzen und sehen gut aus - ach so, sorry - ich vergaß: sie können ja außerdem noch Instrumente spielen) und schon würde sich der Kühlschrank fast von alleine füllen. Aber das ist nicht ihr Ziel. Sie wollen Spaß haben, Spaß an dem, was sie tun und das versuchen sie nicht nur bei ihren abgefahrenen Konzerten dem Publikum entsprechend zu vermitteln, sondern auf ihrem demnächst erscheinenden Debüt ebenfalls rüberzubringen.
Spaß macht das Album allemal, auch wenn sich die Songs zum größten Teil um die Zwei-Minuten-Grenze bewegen. Aber da ist mir doch ein kunstvoll dahingerotztes "Come On" mit 1:45 Minuten oder ein "Mc Noise", das trotz einer Spieldauer von gerade mal 1:59 voll auf die Glocke haut, wesentlich lieber als ein schmalztriefender Latino-Song mit der 3fachen Spielzeit , wo es lediglich darum geht, gut auszusehen und sexy mit dem Hintern zu wackeln. Damit haben die Berliner wirklich nichts am Hut.
Die Tracks sprühen regelrecht vor Lebensfreude, selbst wenn mal etwas leisere Töne angeschlagen werden, wie bei "Somethin New", immerhin eines der längeren Stücke.
Die Scheibe ist eine rundum gelungene Synthese aus Härte, Energie, starken Gefühlen und Lebensfreude.
Empfehlenswert für alle, die einfach nur Spaß am Leben haben und ehrliche Musik mögen. Dafür gibt es locker flockige 7 RockTimes-Uhren.
Spielzeit: 31:42, Medium: CD, Sanctuary Records, 2005
1:Come On 2:Mc Noise 3:This Boy 4:Nowhere 5:Gotta Hey 6:You Want Some 7:Fuck Ups 8:Something New! 9:Hey John 10:In Love & Rockin' 11:Questions & Answers 12:Sometimes I Just Wanna 13:Yuppie Scum
Ilka Czernohorsky, 28.09.2005
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