Irgendwo im Süden der USA, genauer gesagt in Jonesboro, Arkansas liegt die Heimat von
Starroy. Also nicht weit vom Delta mit seinem Blues und ebenso nah an den Regionen, wo man mehr auf Country steht. Keine Frage, so etwas muss sich in der Musik niederschlagen und wenn man sich das Album "Ocho For Willow" dieser seit 2004 bestehenden Band anhört, dann passt das auch genau da hinein. Trotzdem gibt es noch so zwei oder drei andere Einflüsse, die sich in der Musik unseres Quartetts hier finden lassen, aber unterm Strich kommen wir irgendwo bei Southern Jam-Bands raus.
Bereits im Jahre 2006 ging man ins Studio, um die Arbeiten zu vorliegender Scheibe voranzutreiben. Einhundertundsiebzig Live-Shows, der Ausstieg des damaligen Bassisten und ein beinahe tödlicher Unfall von Schlagzeuger
Heath Finch mögen die lange Wartezeit bis zur endgültigen Veröffentlichung erklären.
Starroy haben den Ruf der am härtesten arbeitenden Band von Arkansas und durften in ihrer Karriere schon die Bühne mit Bands wie
Skynyrd,
Night Ranger oder
Rick Springfield teilen. Bald dürfen sie zudem europäische Clubs in ihren Bann ziehen, denn ab Dezember wird kräftig getourt und es sollte der eine oder andere Termin in unserem Tourkalender zu finden sein.
Knapp siebzig Minuten gibt uns die Band für elf jammige Tracks, die sie in Eigenregie und unter Mithilfe von
Brad Vosburg produziert hat. Kein Name eines dicken Labels auf dem Cover zu finden? Fast nicht zu glauben, scheint aber zu stimmen. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird dem starken Opener "Knumb" begonnen und die Begriffe Jam, Southern und Blues formieren sich zu einem Gebilde in den Gehörgängen. Wenn dann Sänger
Adam Barnard einsetzt, springt bei mir sofort die Assoziationsschublade auf und ich muss unwillkürlich an
John Fogerty denken und auch in Teilen der Musik liegt so ein bisschen was von bedrohlicher Schwermut (z. B. bei "New Day"), ganz so, wie es schon vor Jahrzehnten bei
CCR der Fall war. Hauen wir dann noch eine Ladung
Gov't Mule,
ABB und
Little Feat in den Topf, kommen wir der Sache noch näher. Der Southern Rock mag sicherlich eine der großen Einfluss nehmenden Stilrichtungen für
Starroy sein, und das ist auch gut so. Gekonnt verpacken die Musiker die Zutaten in ihr knappes Dutzend Songs, jammen gitarrenlastig und von wabernder Orgel untermalt durch den temporeicheren Anteil der Songs. Aber auch Balladen können sie glaubhaft rüberbringen. "Bella" wäre da so ein Beispiel, akustisch auf der Slide Gitarre vorgetragen, das sofort wieder das Kopfkino in Gang setzt und mich an
Walter Hills "Long Riders" erinnert, einen der besten Western der Welt. Passend wäre auch noch "Southern Comfort", ein nicht weniger beeindruckender Film aus der selben Schmiede. Klar, Filmmusik von
Ry Cooder, akustische Slide, alles klar?
Von jammig-rockig (u. a. "War Cry") bis minimalistisch bluesig verpacken die Jungs ihre Stücke auf dem vorliegenden Debütalbum und sie schaffen es meiner Meinung so gerade, sich nicht der Grenze des Übertriebenen zu nähern. Beide Stilrichtungen können ja den Eindruck einer gewissen [Achtung, ketzerisch!] Langeweile kreieren, ist hier aber nicht der Fall - Entwarnung. Ich kann eigentlich nur hoffen, dass Starroy sich nicht wieder acht Jahre (ocho = nomen est omen?) Zeit lassen, bis ein neuer Rundling auf dem Tisch liegt. Zwischendurch haben wir ja auch noch die anstehende Tour, bei der wir (also ich auf jeden Fall) die Gelegenheit finden werden, uns von den Live-Qualitäten der Band zu überzeugen.