State Of Evidence / Something Strange In The Neighbourhood
Something Strange In The Neighbourhood Spielzeit: 36:08
Medium: CD
Label: ALL 1 Tunes, 2012
Stil: Punk Rock

Review vom 11.01.2012


Mike Kempf
Meine erste Punk-Platte fürs neue Jahr heißt: "Something Strange In The Neighbourhood" von der Oldenburger Handwerker-Truppe State Of Evidence. Das Quartett muss eine Menge Spaß verstehen, denn auf dem Cover blicken sie frisch gestriegelt, mit einer Blockflöte, einer Trompete, einer Akustikgitarre und einem 'putzigen' Xylophon bewaffnet, richtig wohlerzogen in die Kamera. Doch der Schein trügt, in den folgenden sechsunddreißig Minuten gibt's eine Hirnwäsche, die ich sonst nur vom Hauptstadt-Parlament kenne, wobei hier wenigstens noch der Spaßfaktor eine entschiedene Rolle spielt.
Die Kapelle nimmt mit ihren Eröffnungssongs "Freakshow" und "Space" gleich enorm an Fahrt auf, lässt ihr Notenfundament ungeschönt vom Stapel, überzeugt mit gekonnten Textvorträgen und hat in ihrer Songentwicklung oftmals einige Spritzer Pop beigemischt. Das hat den Vorteil, dass die Lieder zwar gehörig aus den Boxen scheppern, aber keinerlei allergischen Reaktionen auslösen. Die Rhythmusfraktion sorgt für einen respektablen, fehlerfreien Klangteppich, auf dem sich die Solo-Klampfe und das 'Stimmwunder' Marco Janssen optimal austoben.
Neben den beiden ersten Teilen eignen sich noch "Someone Better", "My Therapy" und "If You Cry" (mit tollem Gitarren-Solo) als Hörproben. Allesamt im Punk-Genre bewegend, den ich für gut heiße. Schnell, rasant, dynamisch und voller Power vergehen die elf Songs wie im Fluge. Zum Schluss hat sich die Band mit "Close To Midnight" einen Song aufgehoben, der überraschenderweise Balladen-Charakter offenbart. Warum auch nicht? Unterstreichen sie nur ihre Vielfältigkeit, möchten sie sich vielleicht noch ein Hintertürchen offen lassen, um sich künftig auch in anderen Stilrichtungen zu versuchen.
Deshalb rate ich den eingefleischten Punk-Fans etwas zur Vorsicht. Hirnwäsche hin, Hirnwäsche her, letztlich wird jeder Arzt dem Konsumenten hervorragende Heilungsprozesse diagnostizieren, denn allzu krass und heftig kommt die Scheibe nicht daher und lässt sich, dem Coverbild perfekt angepasst, gut verdauen.
Die Platte hat schon seit einiger Zeit das Licht der Welt erblickt, wurde aber noch mal aufgepeppt, sprich digitalisiert, und soll am 20. Januar, nach ihrer 'Frischzellenkur', den Markt neu erobern. Insgesamt betrachtet hat die Band einen ordentlichen Arbeitsnachweis abgeliefert, lässt mit knackigen Riffs, treibenden Drums, tiefen Bassgezupfe und ungeschönten Gesangseinlagen aufhorchen. Nach der 'Inspektion' wirkt die Platte perfekt abgemischt und klingt für ein Punk Rock-Scheibchen fast schon zu perfekt. Die Songs sind gut durchdacht, sind absolut Party tauglich und veranlassen mich, diese Band weiterhin im Auge zu behalten.
Line-up:
Marco Janssen (Gesang, Gitarre)
Jan Heeren (Gesang, Gitarre)
Christian Webermann (Gesang, Bass)
Keno Siefken (drums)
Tracklist
01:Freakshow
02:Space
03:Someone Better
04:Don't Care
05:Reason
06:The Best Is Yet To Come
07:My Therapy
08:She Is Danger
09:If You Cry
10:No Escape
11:Close To Midnight
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