Status Quo / The Party Ain't Over Yet
The Party Ain't Over Yet
Ey, Wakeman, haste schon gehört? Status Quo bringen wieder mal ne neue Scheibe raus!"
"Was, schon wieder?"
"Ja, diesmal sogar mit komplett neuem, also selbstgeschriebenem Material."
"Ha, ha, neues Material, neu und Quo, Olli, guter Joke!"

So oder so ähnlich hätte ein aktueller Dialog zwischen mir und einem Kumpel aussehen können, der einerseits glühender Yes - Verehrer ist, andererseits sich schon mal bei einer Session unter Freunden während eines Quo - Titels vor lauter Enthusiasmus einen Bänderriss zuzog.
Also schnappe ich mir mein Promoexemplar der(s) neuesten Status Quo und laufe bei meinem Kumpel unter dem Vorwand auf, mal wieder n' paar Soundvergleiche auf seiner sehr guten Anlage anchecken zu wollen.
Nachdem wir ausgesprochen erstaunt festgehalten haben, dass die neueste Rory Gallagher Best Of - Doppel CD im Hybrid - SACD Format sagenhaft enttäuschend klingt (wohlgemerkt, das Remastering und Rumgepfusche beim Remixen!), jubel ich ihm unbemerkt "The Party Ain't Over Yet" unter und spielte Track 6 an, "Belavista Man", ein staubtrockener 1,2,3, dä dä dä dem - Boogie-Bluesrock und frage dann ganz forsch:
"Und, Wakeman, wer is dat denn nu?"
Wakeman legt seinen Kopf leicht schief, sinniert vor sich hin, lauscht angestrengt und erklärt dann:
"Hmmh, kommt mir irgendwie bekannt vor, die Band klingt n' bisschen nach Status Quo, auf jeden Fall sehr klassisch das Ganze."
Das reicht mir nicht, von wegen klingt n' bisschen nach Status Quo, ich lege nach und präsentiere Track 5, "The Bubble", ein überaus geschickt groovender Song, der deutlich im Rhythm & Blues verwurzelt ist, stellenweise schwer bluesrockt, andererseits über einen unwiderstehlichen Refrain verfügt, der dem Ganzen eine gewisse Popleichtigkeit verleiht und Wakeman zeigt sich irritiert.
Um ihn noch weiter zu verwirren, spiele ich den Rausschmeißer, "This Is Me", eine freche Beatles - Hommage. Ich ernte nur ein Fragezeichen im Gesicht und zwitsche genüsslich zu "Nevashooda", ein fröhliches Pop-Psychedelic - Stück, welches weit, weit zurück in die Historie der Band verweist. Nicht umsonst feiern Francis Rossi und Rick Parfitt dieses Jahr ihr 40 jähriges (Bühnen)Jubiläum, welches unlängst dem 'WDR' gar eine TV-Doku wert war.
Wakeman ist aber immer noch irritiert und ich bin es langsam auch, denn ich dachte, er würde diese Band innerhalb einer Sekunde unter Tausenden zweifelsfrei heraushören können. Schließlich bringe ich den Opener, die erste Single des Albums und gleichzeitig Titelstück, ein wunderbarer Quo - Schunkler, der jede Fete in Schwung bringen müsste, zumindest wenn es sich um eine Ü-40 - Party handelt.
Aus und vorbei, ich habe Wakeman an den Rand der Verzweifelung gebracht, er ist völlig von der Rolle. Gemein wie ich bin, springe ich dann auch noch zu Track 9, "Goodbye Baby", der wie eine klassische Atzedatze Nummer beginnt, nur mit Orgelunterstützung. Nun ist das Chaos perfekt, ich kläre den gestressten Wakeman auf und der beißt mir fast in den Hals:
"Habe ich doch gleich gesagt, klingt irgendwie nach Status Quo".
"Ja, aber du sagtest nicht, dass es sich hier eindeutig um(!) die Gruppe Status Quo höchstselbst handelt!"
Ich ernte einen bösen Blick und sehe mich in der Meinung bestätigt, dass dieser Institution der Rockhistorie, von den Medien böse verrissen, von ihren sehr zahlreichen Fans abgöttisch geliebt, mit über 55(!) Hitsingles im UK und weltweit mehr als 112(!) Millionen verkauften Tonträgern, ein durchaus formidables Jubiläumsalbum gelungen ist, auf dem sie musikalisch die gesamte Spannbreite unterbringen, zu der sie überhaupt fähig sind und waren und die sie letztlich auch nie überschreiten woll(t)en.
Denn eine Quo - Platte, so Rick Parfitt in der bereits erwähnten 'WDR'-Doku, klingt nun mal nach einer Quo - Platte und nichts anderes sei auch beabsichtigt.
Diesbezüglich scheint den Jubilaren ein vergleichsweise frisches und abwechslungsreiches (ein in der Welt der Könige des 12 Bar - Boogierocks gewagter Terminus!) Album gelungen zu sein, denn es wird selten langweilig oder monoton; rockige, bluesige, popige, psychedelische, schlagerhafte usw. Tunes werden zusammen in eine Waagschale geworfen und Wakeman, der natürlich längst seinen Bänderriss auskuriert hat, schrie nicht gleich nach 10 Sekunden, dass es sich hier um die 'alten Säcke' von Status Quo handelt. Wenn das nicht ein großes Kompliment ist?!
Nachzuhören und vor allem zu sehen ist der aktuelle Zustand dieser liebgewonnenen Institution alsbald auch auf bundesdeutschen Konzertbühnen und RockTimes wird hier selbstverständlich für euch am Ball bleiben.


Spielzeit: 55:05, Medium: CD, Sanctuary Records, 2005
1:The Party Ain't Over Yet 2:Gotta Get Up And Go 3:All That Counts Is Love 4:Familiar Blues 5:The Bubble 6:Belavista Man 7:Nevashooda 8:Velvet Train 9:Goodbye Baby 10:You Never Stop 11:Kick Me When I'm Down 12: Cupid Stupid 13:This Is Me
Olaf "Olli" Oetken, 05.09.2005