Vier Studio-Scheiben der
Steepwater Band stehen in der Power Blues-Sektion meiner Sammlung. Nach "Revelation Sunday", "Dharmakaya" und dem eine winzige Spur einfacher zu goutierenden "Grace And Melody" (eine EP wurde dazwischen geschoben) legt
The Steepwater Band nun ihre erste Live-CD vor. "Live At Double Door" wurde am 22. Mai dieses Jahres beim Gastspiel der Band im Chicagoer Double Door-Club - übrigens ein Heimspiel für die Jungs - aufgezeichnet. Die beiden erstgenannten Studio-Alben waren unglaublich rau und rüpelhaft, im positiven Sinn gemeint. Das klang wie eine noch knorrigere Version von
Gov't Mule, gemeint ist hier die "Same"- und "...Roseland Ballroom"-Ära. Mit dieser Live-Scheibe legt die
Steepwater Band ein kantiges, fast sperriges Werk vor, das nichtsdestotrotz großes Hörvergnügen bereitet. Die sechs Songs von der etwas filigraneren "Grace And Melody" werden mit deutlich mehr 'Dreck unter den Fingernägeln' dargeboten.
Wenn man über Power Blues-Trios schreibt oder redet, fallen zwangsläufig irgendwann die Namen
Cream oder
Mountain. Sicherlich haben die drei
Steepwater-Männer, die alle Songs gemeinsam schreiben, bei diesen beiden Formationen genau aufgepasst. Ihre Spielart des Power Blues Rock trägt jedoch deutlich wahrnehmbare Züge von erdigem Southern Rock.
Cry Of Love oder die brachial-fulminaten
Screamin' Cheetah Wheelies lassen grüßen. Wer's nicht glaubt mag in Songs wie "Fire Away", "Dance Me A Number" oder "One Way Ride" hineinhören.
Zumeist wird Vollgas gegeben, die Gitarre immer bis zum Anschlag verzerrt. Die ersten Granaten sind "Roadblock" und "Revelation Sunday", beide mit urwüchsiger Kraft vorgetragen. Herrlich vertrackte Parts schachteln sich zu "Healer" zusammen, allerdings entlarven sich nicht nur hier
Jeff Masseys Schwächen beim Gesang - im Studio gefällig ausgebügelt - der als eher eindimensional und ohne Durchschlagskraft bezeichnet werden muss.
"All The Way To Nowhere" steigert sich nach eher verhaltenem Beginn in eine formidable Wah-Wah-Orgie
Masseys. Überhaupt dominiert der Gitarrist die vierzehn Songs von vorne bis hinten.
Tod Bowers mit seinem Halbakustik-Bass und
Joe Winters Sonor-Drums ordnen sich
Masseys Gibson bereitwillig unter. "Baby, You're On Your Own" ist der
Stevie Ray Vaughan-Gedächtnis-Song dieser Scheibe. Dieser Shuffle ist gnadenlos 'angefuzzt' und knüppelt herrliche achteinhalb Minuten aus den Boxen.
"A Lot Of Love Around" mit seinem verdrehten 7/8 Takt war in der Studioversion ein wahres Glanzstück. Die Live-Intensität ist spürbar, leider 'schwächelt' erneut der Gesang. Mit zunehmender Dauer des Sets dreht
Steepwater richtig auf, bspw. mit dem an die
Krähen erinnernden, wunderbar schrägen "Lord Knows". Mit dem Gänsehaut erzeugenden, langsamen "World Keeps Moving On" ist der Scheitelpunkt dieser Live-Scheibe erreicht. Jede Faser ihrer Seele legen die drei Musiker in ihre Instrumente und diesen Song. Die Stimmung im Double Door-Club schwappt über...
Wenn man über die leichten Schwächen hinwegsieht, ist "Live At The Double Door" als lustvoll und absolut energiegeladen zu bezeichnen, und was kann man sich von einem Live-Album eigentlich mehr wünschen? Zumal der Datenträger bis zum Platzen gefüllt ist. Man bekommt spontan Lust auf die Live-DVD Steepwaters von 2008. Muss ich mir unbedingt zulegen...