Spielzeit: 48:00 Medium: CD Label: Westpark Musik, 2015 Stil: Singer/Songwriter, Pop Review vom 10.05.2015 Wolfgang Giese

War ich anlässlich der letzten Platte von Latin Quarter nicht unbedingt in Jubelschreie ausgebrochen, so stellt sich nun eine weitere Herausforderung mit der Solo-Platte eines der Gründer der Band, Steve Skaith. Mit Steve Jeffries steht ihm jedoch einer der Mitstreiter zur Seite. Die Platte bietet Lieder der Band, die neu aufgenommen wurden.

Mit einem Remake der Single aus dem Jahr 1989 startet es mit verstärkter Akustikgitarre und Akustikpiano, sie tragen diesen Song, und gleich wird die Richtung aufgezeigt, in die es weitergehen wird. Reduziert, sozusagen 'stripped down' agiert der Mann von Latin Quarter, um eine Atmosphäre zu schaffen, die auch zu Hause im Wohnzimmer anlässlich einer Party unter netten Leuten entstehen könnte. Dies wird durch die verwendeten Instrumente natürlich unterstrichen, und genau diese Unplugged-Atmosphäre ist es, die eine besonders packende Stimmung erzeugt.
Die ursprünglichen Songideen in ihrer Rohfassung gewinnen durch solcher Art der Reduzierung an Tiefe, Ausdruck und Kraft. So klingen die den Freunden der Band sicher bekannten Songs in etwa, als wären es Demoversionen als Grundlage für nachfolgende Produktionen. Auch gibt es zwei Tracks vom ersten Album, "Modern Times", aus 1985. Und diese Neueinspielungen tun richtig gut, denn sehr schöne harmonische Nummern wie "Bride On The Bridge" sind das Ergebnis daraus, was mich weitaus mehr zufriedenstellt, als die letzte Bandveröffentlichung.

Auch die nächste Generation wurde beteiligt. So handelt es sich bei Becky CJ um die Tochter von Jeffries, die "Wounded In Action" mit heller klarer Stimme sehr gefühlvoll und berührend intoniert, begleitet von Klavier und Cello. Es fällt nicht leicht, einen Song besonders herauszuheben aus der Gesamtheit, doch würde ich immer jene vorziehen, bei denen auf das Schlagzeug verzichtet wurde. Ganz besonders schöne Momente gibt es natürlich immer dann, wenn die Stimmung noch ruhiger wird und man die Stille im Wohnzimmer hören kann, dann, wenn alle scheinbar zuhören, und lauschen, wenn Skaith fast hauchend "The Men Below" vorträgt. Ja, dieses Mal bin ich zufrieden und wünschte mir, dass weitere Veröffentlichungen in dieser Richtung folgen mögen, vielleicht noch ein wenig mehr mit Cello oder vielleicht mit zusätzlicher Violine - überhaupt mit kleinen Streicherarrangements.
Alle Texte sind übrigens im beigefügten Booklet abgedruckt, ein Service, den ich liebe.

Line-up:
Steve Skaith (voice and guitars)
Steve Jeffries (keyboards, percussion and backing vocals, piano - #11)
Becky CJ (vocal - #11)
Anna Carewa (cello - #11)