Deutschland im frühen Herbst. Draußen ausufernde Kälte, Regen und Windböen zur Genüge; drinnen ein Platz am Fenster, ein warmer Kakao und ein Haruki Murakami-Buch im Schoß. Irgendetwas fehlt: Der passende Soundtrack zum passenden Leben.
"Oceans Will Rise" heißt die neue CD der fünf Stills und die könnte genau die passende Musik zu deinem Leben liefern. Die Essenzen der vorangegangenen Alben wurden verwendet, ein bisschen Demut gegenüber der Übermacht der Natur eingebracht und das ganze schön vielseitig verpackt - fertig ist das neue Album. Mit zwölf Liedern und einer angemessenen Laufzeit wird hier eine erwachsene Platte präsentiert, die sicher ihre Liebhaber finden wird.
Der Titel "Oceans Will Rise" geht dabei auf ein Taucherlebnis zurück, so erklärt David Hamelin, einer der Sänger und Gitarristen der Band. Bei einem Tauchgang in Okinawa übermannte ihn das bekannte Gefühl aller die einmal ihren Kopf unter Wasser, besser noch in ein großes Meer gesteckt haben: Man ist nicht alleine in der Natur und es gibt noch viel zu entdecken - viel wichtiger aber - wir haben noch nicht die gesamte Macht über die Natur auf Erden übernommen. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig pathetisch und der ein oder andere mag besorgt sein, ob er sich wirklich ein weiteres pseudo-sozialkritisches Album antun muss. Und in der Tat zieht sich das Motiv der Natur durch das Album wie Fischschwärme durch die Weiten der Weltmeere. Hätte die Scheibe jedoch einen anderen Namen - ich weiß nicht ob die Interpretation ähnlich stark ausfallen würde. Es handelt sich einfach um schöne Texte mit einer Portion Tiefsinn, welche man beim ersten Hinhören nicht zwingend bemerkt.
Auch wenn in der Einleitung von einer Art Begleitmusik die Rede war, so ist dieses Album doch für so viel mehr zu gebrauchen. Neben der eher leichten Berieselungstaktik mit der man die Tracks natürlich auch aufnehmen kann empfiehlt es sich durchaus einmal die Füße hochzulegen, die Augen zu schließen und bewusst zuzuhören. Es ist eine jener Platten, bei denen man die feinen Details erst mit der Zeit bemerkt, weniger ausgeprägt freilich als bei anderen CDs dieses Genres, dafür insgesamt eingängiger. Ob sich diese gewisse Portion Gefälligkeit im frühen Stadium später in triste Langeweile wandelt, wie es bei so vielen leicht zu hörenden Musikstücken der Fall ist, sei dahingestellt und hängt sicherlich stark vom Ich des Hörers ab. Nur ein's ist diese Scheibe sicher nicht: Einseitig. Sollte man Bandvergleiche anstellen lägen vielleicht Death Cab For Cutie und die Foo Fighters nahe. Schön, oder? Zwei dermaßen unterschiedliche Bands könnten hier direkt auf zwei Tracks hintereinander Platz finden. Zum Glück sind es jedoch The Stills, und die füllen den digitalen Raum gekonnt mit Liedern unterschiedlichster Couleur, bewegen sich dabei jedoch auch immer im Rahmen ihrer Authentizität und klingen nie gewollt oder gar unpassend.
Was dabei herauskommt, ist einfach ein gekonnter Mix mit erstklassigen Arrangements, guten Musikern und einer Menge Spaß für den Hörer. Reminiszenzen an einige Bands der früheren, sowie aktuellen Musikgeschichte bleiben dabei nicht aus, dennoch stehen The Stills hier immer im Vordergrund und machen sich selber nichts vor.
Vom Sound her stellt dieses Album nichts Bekanntes in den Schatten, ist aber durchaus hörenswert gemischt und lässt der Dynamik, die diese Band braucht den Platz, um sich zu entfalten und im Raum zu wabern - bis das nächste Break kommt und die Gitarren auf einmal roh werden, einen bis dato passiven Hörer vom Buch aufblicken lassen und so genau das ausdrücken, was der Titel bereits beschwört: Es gibt eine Welt in die du einen Moment eintauchen kannst, mit der du harmonierst und in der du dich wohlfühlst, bestimmen kannst du es jedoch nicht.
Und wie sagt der Bandtext so schön? »Hearing it once will not be an option«. Dennoch kann man sich hier auch nach kurzer Einfindungszeit ein gutes Bild der CD machen. Auf das sich noch viele dieser Art erheben und das Licht der Welt erblicken.
Line-up:
Tim Fletcher (vocals, guitar)
David Hamelin (guitar, vocals)
Liam O'Neil (keyboards, percussion, background vocals)
Oliver Crowe (bass, background vocals)
Julien Blais (drums)
Tracklist |
01:Don't Talk Down
02:Snow In California
03:Snakecharming The Masses
04:Being Here
05:Everything I Build
06:Panic
07:Eastern Europe
08:Hands On Fire
09:Dinosaurus
10:I'm With You
11:Rooibos/Palm Wine Drinkard
12:Statue Of Sirens
|
|
Externe Links:
|