West Virginia, 35. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika und meistens eher im Zusammenhang mit riesigen Wäldern und Bergwerken genannt. Ein Staat, der aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten immer wieder gern zu den unterschiedlichsten Outdoor-Aktivitäten einlädt, u. a. führt der berühmte Appalachian Trail über Teile West Virginias. Die Schönheit der Landschaft wird übrigens in einem der wohl zweifellos berühmtesten Songs des 20. Jahrhunderts besungen, womit ich natürlich John Denvers "Country Roads" meine. Auch sonst stammen eher Musiker der Country- oder Folkszene von hier, Hard-Rocker sind weitestgehend eine Ausnahme. Und so eine Ausnahme haben wir hier vorliegen: Stone Machine haben sich dem klassischen (Hard) Rock verschrieben und mit "American Honey" bereits ihr zweites Album auf dem Markt. Das Debüt (ohne Titel) gibt es offensichtlich schon länger und wird gerade von Grooveyard Records wieder neu veröffentlicht.
Hinter dem Bandnamen verbergen sich in erster Linie Gitarrist Dirk Blevins und Sänger Jason Mays, die zusätzlich um Bassist Jamie Hall und Drummer Jeremy Hall erweitert werden. Darüber hinaus haben sie mit wechselnder ergänzender Unterstützung sowohl die Platten eingespielt, als auch ihre Live-Shows absolviert. Großartig bekannt sind die Jungs hierzulande wirklich nicht und ich gebe zu, bis dato auch eher mit Unkenntnis gesegnet gewesen zu sein. Also, auf, auf, bringen wir mal etwas Erleuchtung vor den Tag.
Eine dreiviertel Stunde mit zwölf Tracks legt man uns mit "American Honey" vor und der Titeltrack fungiert auch direkt als Opener. Ohne ein wirklicher Spezialist in Sachen
Stone Machine sein zu müssen, vernimmt man sofort, warum Bands wie
Free oder
Bad Company auch immer dann Erwähnung finden, sobald unsere West Virginians hier im Gespräch sind. Mir fallen dazu auch direkt noch
Foreigner ein, speziell deren Hit "Hot Blooded", wenn ich zum Beispiel "Rock N' Roll Queen" höre. Alles ist richtig cooler Gitarren-Rock der siebziger Jahre, aber nicht dieses ganze Retro-Gedudel, sondern authentische und ehrliche Musik. Die Nähe zum (musikalischen) Süden mit seinen vielen Southern Rock-Bands hört man zudem auch ganz deutlich raus. Bei "Long Road" dringen die
Allman Brothers durch und "Better Days" könnte ein Bruder von
Lynyrd Skynyrds "Sweet Home Alabama" sein. Und ja, genau wie bei denen haben wir auch hier simple aber tolle Gitarrenarbeit, die das Zuhören zu einem angenehmen Ausflug in 'days gone by' macht. Tolle Nummer!
Ein bisschen Funk packen die Jungs auch immer wieder mal in das große Paket, so zum Beispiel bei "Corn Bread", das zudem von erneut klasse gespielten, bluesig angehauchten Gitarrenpassagen lebt. Letzteres trifft übrigens auf nahezu alle Songs dieses wirklich starken Albums zu. Immer wieder wird mal ein wenig das Bottleneck ausgepackt und auch die Blues Harp kommt zum Einsatz, speziell bei "Shake That Thang", das im Gitarrenpart auch aus der Feder von
Billy Gibbons stammen könnte. Danach folgt "Speed Demon" und der Titel mag dem ersten Anschein nach etwas versprechen, das er musikalisch aber nicht hält. Mitnichten haben wir es mit einem Hochgeschwindigkeits-Heavy-Metal-Track zu tun, sondern ganz auf der Linie der restlichen Platte mit einem kernigen bluesigen Rocker.
Bei "Bad Lovin'" guckt gesanglich wieder mal ein
Paul Rodgers hinter der Gardine vor und auch die letzten beiden Songs hauen genau in eine ähnliche Kerbe. Das ist alles irgendwie so arrangiert, dass man sich ständig fragt, von wem denn der Song noch gleich war, aber dann ist es doch wieder neu. Sehr, sehr cool gemacht. "May You Run Forever", der Titel nimmt mir die Worte aus dem Mund. Lässt man mal die bereits erwähnte Nähe zu altbekannten Rock-Größen, wozu im Zusammenhang mit
Stone Machine sicherlich auch
Led Zeppelin zählen, vollkommen außer Acht, so bleibt unterm Strich eine Band, die es hervorragend verstanden hat, den Spagat zwischen althergebrachten musikalischen 'Tugenden' und eigenem Input in einer neuen Scheibe zu vollführen. "American Honey" wird bei mir nicht nur wegen des Anfangsbuchstabens im Regal unter "A" rangieren, soviel ist sicher. Mann, Jungs, wo habt Ihr die ganze Zeit gesteckt?