Nach ungefähr zehn Jahren haben die Schweizer Gothic-Metaller Stoneman eine Metamorphose von englischen zu deutschsprachigen Texten durchlebt. Unter anderem durch den düsteren Smasher "Devil In A Gucci Dress" bekannt, hat das neueste Album den vielsagenden Titel "Goldmarie", was nach eigener Aussage nicht das naive und tugendhafte Mädchen aus dem Märchen ist. Etwas anderes wäre angesichts der bildhaften Aussagekraft und des hintergründigen Humors der Schweizer auch nicht zu erwarten gewesen.
Diese 'Goldmarie', vielleicht auch inspiriert durch die Dame, die in James Bonds 'Goldfinger' ebenfalls in Gold gebadet wurde und verständlicherweise die Metal-Glasur nicht überlebte, stellt hier die sinnbildliche metallische Femme Fatale dar. Ganz so, wie es der Promoter in der Biographie der Dame darstellt, soll sie mal lasziv, devot, herrisch, zärtlich, brutal, ruchlos und blutrünstig sein. In genau dieser Form wird sie in den bildhaften Arrangements der Musiker lebendig. Ihr goldener Stachel sitzt tief im Fleisch des Sängers Mikki, dessen blutige Spur das Albumcover durchläuft und als goldenes Rinnsal durch die Seiten des Booklets fließt.
Diese Art der Darstellung weckt natürlich das Interesse am neuen Produkt und ist, um es vorwegzunehmen, ein beachtlicher qualitativer Zugewinn und setzt vor allem eine innovative Variante in der Schnittmenge von sanftem Düsterpop zu kantigen Riffs der neuen deutschen Härte, die im deutschsprachigen Gothic Metal neue Akzente setzt. Unter der Regie des Berliner Starproduzenten Steve van Velvet ist in den legendären Kohlekeller Studios ein vielleicht szeneprägendes deutschsprachiges Referenzwerk entstanden.
Zarte, dunkle Melodien in Verbindung mit unbändiger Härte verzaubern den Hörer mit satten Riff-Salven und großen Melodiebögen. Die Untergrundkünstler haben sich auf ihre Stärken besonnen und diese mit Gänsehautwirkung eindrucksvoll zu einem grandiosen Werk vereint. Die zur Jubilarin bestimmte "Goldmarie" könnte vielleicht den Weg zum goldenen Thron der musikalischen Oberliga ebnen.
Frontmann Mikki ruft "An die Geräte" und meint damit die Multimediamaschine, oder gibt sich im nachfolgenden Track "Liebe, Liebe" dem Düsterpop hin. Stoneman haben in der Tat ein Gefühl für nachwirkende Ohrwürmer und malerische Melodien entwickelt, die teilweise als Stimmungsverdunkler nachwirken. Sie ergehen sich dabei in Reflektionen über Krieg, Religion und Liebe.
Der Song "Mord ist Kunst", der gleichzeitig auch als Videoclip den musikalischen Wegweiser für dieses Album darstellt, stellt sogar noch die beinahe nicht zu toppende Hookline von "Wer ficken will, muss freundlich sein" in die zweite Reihe.
"Goldmarie" kann sich als echter Türöffner für den Weg an die Spitze der deutschsprachigen dunklen Metaller erweisen. Die Band könnte es noch weit bringen, wenn sie denn den musikalischen Weg qualitativ einhält und das Glück hat, dass die zahlreichen Ohrwürmer noch viele Nachfolger finden werden und sie damit zur neuen Stimme des deutschen Gothic Metal heranwachsen können.
Line-up:
Mikki Chixx (vocals)
Rico H. (drums)
Jadro (guitars)
Dee (bass)
Tracklist |
01:An Die Geräte
02:Liebe, Liebe
03:Mensch (Dein Name ist)
04:Der Rote Vorhang
05:Goldmarie
06:Mord ist Kunst
07:Es brennt ein Licht
08:Lolita
09:Freundlich Sein
10:Liebeslied
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