Stryper / Live At The Whisky
Live At The Whisky Spielzeiten: 75:42 (CD), 83:00 (DVD)
Medium: CD/DVD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: Heavy Metal, White Metal

Review vom 23.10.2014


Daniel Daus
Bei Stryper und ihrer neuen Live-CD/DVD bewege ich mich mal wieder auf etwas ungewohnterem Terrain. Hm, dazu noch als bekennender Atheist und, Borussia Dortmund sei Dank, einer Aversion gegen die von Stryper zur Schau getragenen Farben Schwarz/Gelb (meine sind ja bekannter Weise Rot und Weiß…), sind die Vorzeichen zunächst einmal als relativ ungünstig zu einzustufen.
Hier geht es aber Gott sei Dank weniger um persönliche Präferenzen, sondern darum, einem musikalischen Vortrag, im Rahmen der Möglichkeiten, trotzdem eine möglichst faire Beurteilung zu erweisen.
Stryper, die bisher immerhin über acht Millionen Tonträger bisher verkauft haben, kannte ich also bis dato nur vom Namen her. Die übliche Recherche ergab, dass die christlich verbandelte Gruppe ihre besten Tage in den Achtzigern hatte (damals sogar mal mit zwei Hits gleichzeitig in den MTV-Top-10) und mit "No More Hell To Pay" neulich nach vielen Jahren wieder in Originalbesetzung (Michael und Robert Sweet, Oz Fox und Tim Gaines) ein beeindruckendes Studio-CD-Comeback gefeiert hat (der Titelsong, als auch "Sympathy", beide hier als Videoclips im Bonusmaterial beigefügt, sind wirklich klasse).
Die Combo, die in ihrem Logo den Bibelvers Isaiah (Jesaja) 53:5 als Zusatz trägt und als Markenzeichen bei Konzerten Heilige Schriften ins Publikum schmeißt (so auch hier vor "No More Hell To Pay"), hat in der Metal-Szene dafür, wie auch wegen ihres US-typischen Bekenntnisses zu Waffen, abfälliger Äußerungen gegen Homosexualität und Drogen, sowie übertriebener Gagenforderungen (zu Recht) einiges an Kritik einstecken müssen, und ist wohl auch als Retourkutsche von den Leuten bei diversen Gigs mit Gegenständen zurückbeworfen worden.
Aber Schnee von gestern. Das vorliegende Live-Dokument (die Trackliste auf der DVD und CD ist identisch) offeriert, den religiösen Kram jetzt mal außen vor gelassen, knackigen, aber trotzdem sehr melodischen Heavy Metal. Die schlichte, relativ enge Bühne des Whisky wie auch die Show kommt ohne jegliche Effekthaschereien aus. Im Mittelpunkt steht eindeutig die Musik der Band.
Auch wenn hier Fronter Michael Sweet klar die bestimmende Person ist (sein leicht hölzerner Gesang ist zwar nicht der Mega-Burner, aber ok), zeigt die Band doch eine homogene Mannschaftsleistung. Robert Sweet und Tim Gaines liefern in der völlig balladenfreien Veranstaltung ein fettes dynamisches Rhythmus-Fundament. Michael und sein Gitarristen-Kollege Oz Fox lassen die Finger bei unzähligen quirligen Soli (sehr oft auch in der Twin-Variante) filigran über die Saiten fliegen. Mich erinnert das weitläufig an Sachen früher von Axe, Keel und/oder Asphalt Ballet, aus meinem eher überschaubaren Fundus in diesem Bereich.
Die Songs machen mit fortlaufender Dauer richtig Laune und finden ihren Höhepunkt im abschließenden "The Way" und den beiden Zugaben "To Hell With The Devil" und dem Hit "Soldiers Under Command", bei dem die Audienz im Gesangsintro lebhaft mit von der Partie ist. Und am Ende des auch für Nicht-Metaller/-Christen durchaus unterhaltsamen Konzertes gibt es dann völlig überraschend glatt noch ein von Michael Sweet vorgetragenes Gebet bei andächtig folgender Kulisse. Amen!
Line-up:
Michael Sweet (lead guitar, lead vocals)
Robert Sweet (drums)
Tim Gaines (bass, vocals)
Oz Fox (lead guitar, vocals)
Tracklist
01:Legacy
02:Marching Into Battle
03:You Know What To Do
04:Loud N' Clear
05:Reach Out
06:Calling On You
07:Free
08:More Than A Man
09:The Rock That Makes Me Roll
10:No More Hell To Pay
11:Jesus Is Just Alright
12:Always There For You
13:All For One
14:The Way
15:To Hell With The Devil
16:Soldiers Under Command

DVD-Bonus:
No More Hell To Pay (Videoclip)
Sympathy (Videoclip)
Nashville All Access (Interview)
Externe Links: