Subway To Sally – ein großer Name im weiten Feld der mittelalterlich angehauchten Musik. Und groß angekündigt waren auch die Sonderkonzerte ihrer "Nackt II"-Tour. Eine Akustik-Tour vom Feinsten, wegen der großen Nachfrage noch zusätzliche Termine nachgelegt, mit sensationellem Bühnenbild, so wurden sie angekündigt.
Am Sonntag, dem 27.3.2011 war es soweit und die Kammgarn in Kaiserslautern öffnete ihre Tore, um das zahlreich erschienene Publikum einzulassen.
Schon am Eingang war der Anblick ein wenig ungewohnt, zu den altbekannten Gesichtern der Kammgarn-Stammbesetzung hatten sich einige recht freundliche - aber dennoch irgendwie deplazierte - Security-Leute gesellt, die Taschen kontrollierten, und den Besuchern »viel Spaß« wünschten.
Soweit so nett.
Ist das voll – so mein erster Eindruck – nicht nur vom Kammgarn-Kasino, sondern auch von der Bühne, auf die sich die sieben Subway To Sally–Mitglieder noch zwei Gäste geholt hatten: Nora Thiele an den Percussions und den schon bewährten B.Deutung am Cello.
Nora Thiele war es denn auch, die das Konzert mit einem vielversprechenden Solo eröffnete und einen würdigen Rahmen für den Auftritt der restlichen Band bot.
Auf der Bühne stand neben den neun Musikern noch ein riesiger Baum, der – wie Eric Fish später erklärte – benötigt wurde, um den beiden Krähen, die unbedingt mit auf die Bühne mussten, einen Platz zu bieten. Ganz langsam fing es dann an – die ersten drei Songs gehörten den Fotografen, die dem Frontmann wohl noch einige Ablenkung bescherten. »Als sich bei den ersten drei Songs die Phalanx von Fotografen vor mir aufbaut, ertappe ich mich zum Beispiel dabei, wie ich versuche, diesem oder jenem Objektiv, eine möglichst fotogene Pose zu liefern.« So schreibt Fish im Subway To Sally - Tourtagebuch
Ok, nachvollziehbar und das war ja auch nach drei Nummern vorbei. Nicht vorbei war allerdings der Eindruck, dass sich der Anfang doch ein wenig zäh und mühsam gestaltet. So richtig gebrochen ist das Eis erstmals bei der "Eisblume", die Eric vom Publikum singen lassen wollte. Ob sein – leicht gequälter - Gesichtsausdruck währenddessen den Gesangeskünsten der Zuschauer oder dem Gedanken dieses Lied schon wieder spielen zu müssen, geschuldet war, war nicht eindeutig auszumachen. Doch auch danach war noch nicht wirklich ein Funke übergesprungen, die Setlist wurde für meinen Eindruck gut und professionell, aber irgendwie ein bisschen müde und leblos runtergespielt.
Das, was Eric in seinem Tourtagebuch als »so etwas wie positive Routine« bezeichnet, empfand ich mehr als Routine, denn als positiv.
Vielleicht liegen die Stärken von Subway To Sally auch einfach bei den fetzigeren Nummern mit ordentlich Hopsfaktor, denn so richtig hängen geblieben sind bei mir die "Henkersbraut", "Die Ratten", "Tanz auf dem Vulkan" oder auch "Auf Kiel". Das waren die Augenblicke, in denen die gewünschte Stimmung ansatzweise aufgekommen ist, sich Atmosphäre aufgebaut hat, um dann aber schnell wieder abzuflachen. Bei "Kaltes Herz", eine der Zugaben, offenbarte der überdimensionierte Krähenbaum dann noch einen zweiten Nutzen als von innen rot illuminierte Standleuchte.
Erst ganz am Ende, beim vom Publikum vehement eingeforderten "Räuber" ging dann so richtig die Post ab und ließ ahnen, wie es wohl auch sein könnte, schade, dass das nicht früher der Fall war.
Ziemlich ambivalent war mir beim Verlassen der Halle zumute. Einerseits war es eine absolut professionelle Leistung, die geboten wurde. Andererseits – war es vielleicht genau die Professionalität, die das Konzert so ein wenig lau wirken ließ? Waren meine Erwartungen zu hoch? Oder hatte die Band einen der nicht ganz so guten Tage, wie es ganz einfach menschlich ist?
Die Fragen bieten Raum für eine ganze Reihe von Gedankenspielen. Zweifellos stehen Musiker unter einem ganz gewaltigen Druck, denn eigentlich erwartet doch insgeheim jeder Konzertbesucher just bei dem Konzert, das er besucht, eine absolute Höchstleistung geboten zu bekommen. Management und Promotion schüren das noch, denn nur mit großen Ankündigungen werden Konzertkarten und CDs verkauft. Und doch stehen da auf der Bühne noch immer Menschen, die wohl wirklich einfach nur müde waren.
Diesen Schluss lässt zumindest Erics Eintrag im Tourtagebuch »After Show sitzen wir mit ein paar Leuten von BRAINSTORM zusammen und – brainstormen ein wenig bei Bier und Wein. Es wird spät, erst gegen vier ist Schluss und dazu kommt noch eine geklaute Stunde. Gute Nacht!« vom Vortag zu und versöhnt mich mit meiner Wahrnehmung und der Band.
Ganz herzlichen Dank an Angelika Kuhn vom Kammgarn Kulturzentrum für die Akkreditierung.
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