Olé, Hombres, olé!
Eine Band aus Pontevedra, das bekanntlich bei Spanien liegt. Jeder denkt sofort an Sonne, Costa Brava und Real Madrid. Oder an Sangria, Spania Orangen und Fernando Alonso. Aber auch in Sachen Musik hat die iberische Halbinsel eine Menge zu bieten. Rassige, lasziv unterkühlte Kastagnettenschwingerinnen stampfen stolz zu den heißen, aufwühlenden Rhythmen der Gipsy Kings. Headbanger wirbeln moshend über die Strandpromenaden, angetrieben durch den gnadenlosen Schwermetall von Baron Rojo und artige Enddreißiger träumen lechzend von den mit Lidschatten betonten Superaugen der Baccara-Damen.
All das muss nicht mehr sein, all das darf nicht mehr sein, all das braucht nicht mehr sein.

Denn Spanien hat sich erockifiziert. Sugar Mountain greifen in die Szene ein. Sie nennen ihre 2004'er Scheibe selbstbewusst "Hand Crafted Tunes". Dieser Titel ist nicht nur eine kreative Bezeichnung, sondern auch eine perfekte Produktbeschreibung. 13 mal fetzen sie ehrlichen, erdigen, schnörkellosen, aber vor allem beherzten Americana - Rock 'n' Roll in Richtung Musikfans. Den "Tune" gibt natürlich die Rock 'n' Roll Gitarre an. Der primordiale Telecaster-Sound springt geradezu an. Die Riffs powern soviel wie nötig, aber sie dominieren so wenig wie möglich, denn es ist der Song auf den es ankommt. Das Boogiepiano fungiert dazu wie der Mörtel in der Ziegelwand. Es ist immer schön, wenn es zu hören ist. Es nervt nie, hält die Arrangements aber zusammen, rundet sie gar ab. Die Leadvocals treffen genau ins Rock'n'Roller Herz. Es wird gesungen und nicht gebölkt. Besonders stark kommen die Gesangslinien wenn Sugar Mountain bivocal agieren.
Die ganze Kiste erinnert irgendwie an... genau,... an Redaktionsliebling Dan Baird.

Ein Blick aufs Cover enthüllt den Grund für die auffällige Verwandtschaft im Sound. An den Knöpfen drehte kein geringerer als Dan Baird persönlich. Und er bringt seine ganze Erfahrung ein. Die Scheibe reiht sich nahtlos in das Umfeld des amerikanischen Multitalents ein. Zu Dan Baird Solo, Yayhoos, The Crashers, The Dusters und so weiter und sofort stößt nun der Zuckerberg.

Schon alleine von der Stimme her gesehen bescheinigen wir Songwriter, Gitarrenmann und Sänger Javier Ruano hervorragende Frontmannqualitäten. Das kann nur abgehen wie Lucie auf der Bühne..
Die Songs sind durchweg originell. Sie klingen frisch und unverbraucht. Selbst der Lennon/McCartney - Nummer "Drive My Car" ist in der Sugar Mountain Interpretation etwas abzugewinnen. Von wahren Rock 'n' Rollern gespielt und von Mr. Baird produziert werden also sogar Beatles- Songs erträglich. Olé!

Wer eine weitere Beschreibung des Musikstils wünscht, sollte mal einen Blick aufs Frontcover werfen. Die Knopfstellungen auf dem Effektgerät geben eins zu eins das Mischungsverhältnis der Ingredienzien von Sugar Mountain wieder. Zu beachten sind besonders die voll bis zum Anschlag aufgerissenen Regler für Rock and Roll!

Schon nach einmaligem Durchhören pappt man verschiedene Songs in die Favoritenliste. Eine wirklich coole Nummer ist "Soul Window". Trotz des gemäßigteren Tempos ist es voller subkutaner Energie. Dieses Ding würde ich gerne man live genießen dürfen. "Just One day" geleitet den Musikfan vom Saloon bis in einen vor Spaß tobenden Menschenmob. Das Honky Tonk Piano heizt die Stimmung an, bis die E-Gitarre dem Song den wirklichen Groove verpasst.

Eine ganze Menge Musikfans werden dieses Teil nicht mehr aus den CD-Spielern lassen, wenn es erst einmal seinen Weg hinein gefunden hat. Garantiert! Einen netten Eindruck von den Songs und der Live Performance könnt ihr euch über die Bandpage beschaffen. Der Link ist wie immer unten aufgeführt.
An das Gipfelkreuz können sich Sugar Mountain ab heute 8 sonnengebräunte, F1-weltmeisterliche, stierkämpferische und gut gelaunte RockTimes Uhren nageln. Olé, Hombres, olé!

Für den Ersten von euch, der uns die korrekte Übersetzung des folgenden spanischen Aphorismus zumailt, spendieren wir eine CD aus dem reichhaltigen RockTimes Fundus:
"Pasta para limpia los manos"
Viel Glück!