Ein gewagtes Unterfangen war es schon, bei diesem von Regenwolken verhangenen Himmel, die Band im Freien spielen zu lassen. Aber den Mutigen gehört die Welt und Mut haben die Veranstalter bewiesen. Nun, alles in allem habe ich wohl 14,2 Regentropfen abgefasst. Lächerlich!
Jedenfalls stehen um 10:30 Uhr sieben schwarz gekleidete Herren beim Smalltalk.
11:10 Uhr geht es auch los, aber mit leichten Soundproblemen. Sascha Kühn (keyb) hört wohl keinen Monitor und ist ein bisschen aufgebracht (ja, genau der Sascha Kühn von Birth Control).
Dem Publikum ist das aber egal. Die Band legt gleich richtig los, explosive Bläsersätze knallen uns an die Ohren. Albie Donnelly »Mr. Cleanhead« ( Zitat - Jürgen Wieching) mit seinen Markenzeichen Glatze, Bart, Sonnebrille und seinem Können an Saxophon und Stimme, geht los wie die berühmte Schmidt'sche Katze. Schon beim zweiten Titel "Gangster Of Love" kommt Roy 'The Boy' Harrington mit seiner Gitarre von der Bühne, und beeindruckt durch sein starkes Solo.
Auf der Bühne ist ebenfalls Action. Die Bläser swingen und rocken und soulen und boogien und bluesen, dass es nur so eine Freude ist. Niemand kann da ruhig bleiben und nur so dasitzen. Es zuckt in den Beinen und Armen. Neben der Bühne wird getanzt, nur gut, dass heute keine Sonne scheint, warm wird es durch die Musik. "Choo Choo Boogie", "Don't Worry Bout A Thing" oder "Mellow Saxophon" usw. sorgen schon dafür. Hardy Fischötter (dr) schlägt ein Solo, Wolfgang Diekmann (b), der eher der ruhende Pol der Band ist, beweist beim Solo ebenfalls sein Können.
Und Roy, der ist schon wieder nicht mehr auf der Bühne, also ich würde ihn als 'Clown auf der Gitarre' bezeichnen. Da springt er schon auf einen Tisch, oder er reitet auf seiner Gitarre durch den Schloßgarten, ja er verprügelt sein Instrument sogar mit dem Gurt, das er jedoch, trotz aller Gimmicks, exzellent bedienen kann. Die Roy Herrington-Gitarrenshow veranlasst meinen Tischnachbarn zum Ruf: »Roy For President!!!«, dem kann ich augenblicklich zustimmen.
Mike Rafalczyk (tp, harp, voc) hat mittlerweile seine Posaune völlig bis ins letzte Röhrchen zerlegt und kann trotzdem noch daraus Töne zaubern. Und Jürgen Wieching (sax), der 'Hühne' auf der Bühne, grummelt so schöne tiefe Töne aus dem Sax, da braucht es keinen Verstärker. Es gibt auch mal ein ruhiges Stück wie "Save Your Love For Me". Da beweist Mr. Donnelly seine gesanglichen Fähigkeiten. Bei "Hoochie Coochie Man" wird Albie von der Band animiert, immer noch höhere Töne zu spielen, na ja, bei mir ist wohl schon bei 13 kHz Schluß. Und endlich spielt er auch sein Saxophon entgegen der Regel (siehe Foto)!
Nach ca. 150 Minuten und drei Zugaben ist leider schon wieder alles vorbei.
Supercharge ist echt Super.
Bilder vom Konzert
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