NDW Reloaded
Knapp zehn Jahre ist es her, als damals Bands wie Juli oder Silbermond nach einem etwas längeren Winterschlaf der deutschsprachigen Popmusik wieder zu Popularität verhalfen. Im Sog dieser zweiten 'Neuen Deutschen Welle' kamen natürlich viele andere Bands auch mit deutschen Text auf dem Markt. 2009 beispielsweise gründeten sich in München die Supersieger. Die beiden Mitglieder Dominik Schauer und Christian Schmitter brachten dann zwei Jahre später auch ihr Debüt mit dem Namen "Wissen ist Macht (Nie mehr ohne)" raus. Jetzt liegt mit "Der Tag, an dem...", ihr zweites Album, vor und genau so gaga wie der Albumtitel ist auch die Musik.
Wo hört Witz auf und wo fängt Schwachsinn an?
Da ich vorher noch nie von dieser Formation gehört hatte, schob ich also ohne Vorbehalte und ohne Erwartungen die CD in den Player. Der Opener "1000 Kilometer" macht noch Hoffnung, denn die Nummer hat einen ganz netten Refrain und geht gut ab. Deutschrock im Stil der - leider zu Unrecht - eher unbekannten Band Angelika Express gemischt mit Elektro-Elementen und sehr offensichtlichen NDW-Anleihen wie die Zeile »Ich düse meist im Sauseschritt«. Nicht wirklich innovativ, aber durchaus hörbar. Spätestens jedoch ab der Folgenummer "Der König ist tot!" wird der Nervfaktor durch die Keyboardeinlagen strapaziert. Der Tiefpunkt wird dann mit "Mechanischer Mensch" erreicht. Einfach nur nervig und noch dazu flach. Hier wird konsequent auf billige Keyboards und Gaga-Elemente gesetzt und das geht aber mal voll in die Hose. Was vor dreißig Jahren mit "Da Da Da" noch witzig weil anders war, wirkt heute wie ein billiger Abklatsch mit übelstem Kirmes-Sound-Niveau. 'Schauderhaft' ist leider hier die passende Vokabel. Auch die zwischenzeitlichen Rock- und Disco-Elemente können den Untergang der Scheibe nicht mehr retten.
"Der Tag, an dem mein..." beweist, dass die NDW damals eine Stilrichtung war, die genau zur richtigen Zeit kam und auch zu Recht irgendwann wieder verschwand. Man kann einfach nicht dreißig Jahre später versuchen, das Selbe mit einer - zugegebenermaßen - guten und zeitgenössischen Produktion wieder zu beleben. Versuch gescheitert - muss man hier leider klar erkennen. Auch Humor ist eine Sache, die immer etwas mit dem Zeitgeist zu tun hat. Leider ist das, was die Supersieger hier abliefern alt, abgestanden und fad. Daher bleibt mir nichts anders übrig, als nach langer Zeit mal wieder das 'Wasted Time'-Prädikat zu vergeben. Selten hat es eine Scheibe aber mehr verdient als diese. Da nützt auch der extrem lange und schräge Titel nichts.
Line-up:
Dominik Schauer (vocals, guitar)
Christian Schmitter (vocals, drums)
Tracklist |
01:1000 Kilometer
02:Der König ist tot !
03:Indie Rock Band
04:Mechanischer Mensch
05:Wie einst Heinz Erhardt
06:Hummeln im Arsch
07:Las Vegas
08:Ich hab geweint
09:So radikal
10:Meehaw (Die Wut)
11:Nicht mehr erwünscht
12:Darf ich bitten
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