Es gibt Konzerte, an die, auch wenn sie bereits über dreißig Jahre her sind, man sich gern erinnert und die im tiefsten Inneren verankert sind. Das hat meist den Grund, dass das damals Erlebte einfach bärenstark war. Im Fall von Supertramp kann ich mich, auch wenn ich nicht mehr das genaue Datum hinbekomme, an ihren Berlin-Auftritt Ende der Siebziger, in der mittlerweile nicht mehr existierenden Deutschlandhalle, noch ziemlich gut erinnern. Es war die Zeit, als sich die 'Superband' auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Karriere befand und sie mit "Breakfast In Amerika" einen grandiosen Meilenstein in der Musikgeschichte setzten, der sich zudem millionenfach absetzen ließ. Was lag damals näher, als die Sahne des Erfolgs auf einer Welttournee reichlich abzuschöpfen?
Vom 29. November bis zum 2. Dezember 1979 gaben Supertramp an jedem dieser Tage im Pavillion de Paris ein Konzert. Zuerst nutzen sie das gewonnene Tonmaterial, um 1980 eine Live-CD namens "Paris" anzubieten. Die Filmaufnahmen, die vom Gig des 1. Dezember sind, blieben zunächst unveröffentlicht. Gut dreiunddreißig Jahre später hat man die Audiomitschnitte mit den bewegten Bildern vereint und bietet nun eine DVD/Blu-ray mit DTS, 5.1 Surround oder in Dolby Stereo 2.0 an. Ob "School", "The Logical Song", "Give A Little Bit", "Dreamer", oder "Take The Long Way Home", auf der Bild- und Tonkonserve sind so ziemlich alle großen Lieder der Band verewigt. Songs, die auch noch heute fast jeder Musikfreund kennt, zumindest aber diejenigen, die sich um die Fünfzig bewegen. Zum Bewerten des Konzerts steht mir leider 'nur' die DVD zur Verfügung.
Eigenartigerweise habe ich mein damaliges Erlebnis noch viel intensiver in Erinnerung, als es diese DVD widerspiegelt. Die Performance der Band reißt nicht gerade Bäume aus, beschränkt sich fast ausschließlich auf ihr musikalisches Können, und das war und ist unumstritten allererste Sahne. Roger Hodgson hält oftmals während des Konzert seine Augen verschlossen - so, als ob er sich voll auf seinen Text konzentrieren müsse. Vielleicht brauchte er einige dieser 'Tiefenphasen', denn er singt mit einer sehr außergewöhnlich guten, prägnanten, intensiven Stimme, die auch heute noch ein unverwechselbares Markenzeichen des Quintetts ist. Ein weiteres klares Plus der Band ist ihr Sound, der damals in Paris vom Toningenieur Pete Henderson aufgenommen wurde. Er ist es auch, der sich für das Remastern der Tondokumente verantwortet und somit dem Konsumenten gar eine Vertonung in bereits oben angegebenen Formaten anbieten kann. Die Bildführung (16:9) glänzt mit tollen Nah- und Totalaufnahmen. Somit ergibt sich für den Interessierten eine tolle Zeitreise in der Geschichte Supertramps.
Nach über zwei Stunden Begutachten des Silberlings, wird mir abermals bewusst, welch großartige Komponisten Roger Hodgson und Rick Davies sind, wie sie es mit ihrem Talent der Songarchitektur schafften, Lieder zu entwickeln, die vor allem mit "Breakfast In Amerika", zu Weltruhm gelangten. Ihr herausragendes musikalisches Verständnis lässt auch bei diesem Live-Auftritt keine Qualitätsmängel zu. Hier gibt es von mir nur Bestnoten! Obwohl ich selbst eher Musik der härteren Gangart bevorzuge, gefiel - und gefällt mir immer noch - ihr Stil aus einer Mischung aus Progressive, Pop und Rock. Die ganze Scheibe versprüht unentwegt gute Laune, viel Harmonie und eckt zu keinem Zeitpunkt negativ an.
Zum Ende der Disc wird von jedem Musiker eine sehr knappe Kurzbiografie über den weiteren Werdegang eingeblendet. Die Extras bestehen aus fünf weiteren Tracks. Es handelt sich hierbei ebenfalls um Live-Mitschnitte der Band, die diesmal aber nur mit Fotokollagen unterlegt sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es keine brauchbaren, bewegten Bilder von den Songs.
Das beigefügte Booklet ist nicht so berauschend. Zwar wird ein Teil der Geschichte von Supertramp dargestellt, dafür aber für meinen Geschmack mit Bilder aus vergangenen Tagen gegeizt. Die Bild- und Klangqualität des remasterten Materials, wenn man das Alter berücksichtigt, sind recht gut. Für den Supertramp-Fan ein Muss, könnte die DVD für den Rockmusikliebhaber ohne bestimmtes Genre ebenfalls interessant sein. Ich selbst bevorzuge meine alten CDs, lasse dazu mein Kopfkino laufen und fühle mich mit meinen Erinnerungen an den Berlin-Gig (müsste 1978 gewesen sein) etwas besser bedient.
Line-up:
Rick Davies (vocals, keyboard, piano, harp)
Roger Hodgson (vocals, guitar, acoustic guitar, keyboard, piano)
Dougie Thompson (backing vocals, bass, keyboards)
Bob Siebenberg (drums, percussion, backing vocals)
John Anthony Helliwell (vocals, woodwinds, saxophone, keyboards)
Tracklist |
01:French Touch
02:School
03:Bloody Well Right
04:The Logical Song
05:Goodbye Stranger
06:Breakfest In America
07:Hide In Your Shell
08:Asylum
09:Even In The Quietest Moments
10:Give A Little Bit
11:Dreamer
12:Rudy
13:Take The Long Way Home
14:Another Man's Woman
15:Child Of Vision
16:Fool's Overture
17:Two Of Us
18:Crime Of The Centucky
19:From Now On (Credits)
Bonus Tracks
01:Ain't Nobody But Me
02:You Started Laughing (When I Held You In My Arms)
03:A Soap Box Opera
04:From Now On
05:Downstream
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