Swan Christy / A Decent Album
A Decent Album
Als ein anständiges, ordentliches oder auch nettes Werk betiteln die Griechen Swan Christy ihr Album des Jahres 2005. Ob "A Decent Album" seinem Namen alle Ehre macht, entscheiden aber dennoch die Hörer. Objektiv kann festgestellt werden: "A Decent Album" ist Eines sicherlich geworden, nämlich dezent. Unaufdringlich gehen die vier Musiker zur Sache. Freunde von lauten Tönen sind sie dieses Mal jedenfalls nicht.
Für meine Ohren klingt "A Decent Album" zunächst eher experimentell denn progressiv. Eine Progressive Rock Scheibe kann durchaus experimentelle Elemente in sich bergen. Andererseits ist aber eine experimentelle Produktion nicht automatisch progressiv. Die Instrumentierung verrät schon ein wenig, worauf sich der Hörer einstellen muss: Vocals, Piano, Guitar und Programming ist im Booklet zu lesen. Es wird viel mit elektrischen Rhythmus- Variationen herumprobiert. Immer wieder erklingen aus dem Background ungewöhnliche Sounds. Mal eher die Rhythmik unterstützend, mal spacig akzentuierend, mal verwirrend gewöhnungsbedürftig.
Neben den stimmungsvollen Pianomelodien sind die Leadvocals die zweite Hauptstütze der Kompositionen. Iraklis Gialatsiadis und Kostas Makris teilen sich diese verantwortungsvolle Aufgabe. Sie machen ihren Job ganz gut. Sie singen verhalten, auch mal im Duett, aber nie laut, dreckig oder unpräzise. Ein passenderer Gesangsstil ist für diese Art von Musik schwerlich vorstellbar. Außer vielleicht, eine Dame würde noch bezaubernd eingreifen.
Los geht die CD mit "Rehearsal Recording". Los geht "Rehearsal Recording" mit einer seltsamen Klangfarbe. Wer in der Schule mal Langeweile gehabt hat, kennt ggf. den Effekt mit dem um die Ohrmuschel gespannten Gummiring. Zupft man und zieht gleichzeitig daran, ändert sich (natürlich) die Tonhöhe. Ein ähnlicher Sound eröffnet den Song und somit auch die Scheibe. Ein Teil der Rhythmik wird durch die endlose und mit fast schon Kraftwerkscher Stupidität durchgehaltene Wiederholung des Songtitels erzeugt. Ganz zum Schluss beendet die Akustikgitarre mit einer kleinen Melodie das Stück. Insgesamt könnte ich es mir schon als Untermalung bei einer Vernissage vorstellen.
Tatsächlich so etwas wie ein Gitarrenriff eröffnet "Gently Rated". Wieder geht es ruhig und träge zu. Die wirklich künstlich klingende Bassdrum verfremdet das Stück, wahrscheinlich genau in dem von den Musikern gewollten Ausmaß. "Gently Rated" hat das Zeug zum Dauerbrenner bei jedem Treffen der "optimistischen Intellektuellen".
"Kaufman's Memory Banks" steht "Gently Rated" ins Sachen Tempo in Nichts nach. Dieser Song bekommt durch den futuristischen Synthesizereinsatz ein utopisches Ambiente. Würde mich nicht wundern, ihn mal in der kultigen BR 3 "Space Night" zu hören. Tja, liebe Musikfans, es lohnt sich wirklich, ab und zu von den "Sexy Sport Clips" weg zu zappen. Die Musik bei der "Space Night" ist definitiv besser.
Für Freunde experimentaler Klänge ist das fünfte Album von Swan Christy durchaus geeignet. Auch Anhänger des Progressive Rocks sollten mal reinhören. Die Griechen bereichern die Plattenschränke der Republik in jedem Fall mit einem intellektuellen, niveauvollem Album. Ob man damit aber auch ein Rendezvous zu einem erfolgreichen Abschluss bringen kann, bleibt mal dahingestellt.
5 experimentelle Uhren aus dem RockTimes-Labor.


Spielzeit: 49:08, Medium: CD,Black Lotus Records, 2005
1:Rehearsal Recording, 2:Who Knows? 3:Gently Rated, 4:Kaufman's Memory Bank, 5:Shallow You, Shallow Me 6:Gravity Change, 7:Inward Look, 8:My Sentimental Friend, 9:Your Name 10:Shame, 11:Stupid Achievement
Ella Wirtz, 10.05.2005