Wow - was für ein Wochenende! Nur ärgerlich, dass im hohen Alter die Regenerationsphasen immer länger werden. Ich werde wohl noch etwas Zeit brauchen, um das Ganze zu verdauen...
7 Jahre 'Blues Garage', das Motto war Programm! Hochkarätig besetztes Wochenende mit Chris Farlowe, Robin Trower und eben der Tony Spinner Band. Zugegeben, Toto höre ich heutzutage auch nicht mehr unbedingt häufig. Mein Hintergrundwissen über Tony Spinner war also gleich Null. Aber ich war gespannt, zumal mir Epitaph-Gitarrist Cliff Jackson noch kurz vor dem Gig sagte, dass der Tony ein ganz Großer sei.
Die Blues Garage war leider nur mäßig gefüllt, aber die Anwesenden schienen Tony besser zu kennen als ich. Band und Management waren absolut relaxt und es gab überhaupt kein Problem, die Genehmigung für einen Mitschnitt zu bekommen.
Pünktlich um 22.00 Uhr dann (wie immer unterlegt von "Jessica" der Allmans) Henrys Ansage: "Welcome on stage Tony Spinner & Band"!
Es ging sofort rockig zur Sache. Die klassische 3er Besetzung ( Tony Spinner - vocals, guitars, Michael Mulder - bass, back vocals und Han Neijenhuis - drums) harmonierte perfekt. Allerdings hatte der Mann am Mischpult wohl nicht seinen besten Tag: der Sound im Club war Brei !!! Der Bass: nicht zu hören, Bassdrum: kein Druck, die Toms klangen wie Pappe und die Snare hatte keinen Kick! Da waren sie wieder, meine 3 Probleme: schlechter Mann am Soundboard, schlechter Sound im Raum, Mitschnitt für die Tonne! Mit 2 Mikrofonen ist man nun mal vom Sound im Raum abhängig (den in der Regel Henry mixt, und das sehr gut, wie bei meinen Mitschnitten auch zu hören ist). Henry sah dann auch nicht sehr glücklich aus...! Nach einer halben Stunde das nächste Dilemma: die Snare-Drum war kaputt und musste ausgetauscht werden. 10 Minuten Pause wurden angekündigt, aber Tony und Han setzten sich auf's Schlagzeugpodest spielten spontan eine Blues-Session, die das Publikum zu Standig Ovations hinriss. Mir klappte doch glatt der Kiefer runter, WOW (nochmal), was für Musiker !!!
Zwischenzeitlich war die Snare gewechselt, die Show ging weiter. Auch Tony wechselte, und zwar die Gitarren: von der Gibson zur Strat und zur Telecaster. Er gab dann noch zum Besten, dass er Gitarren sammelt und bei 'ebay' kaum an einer vorbeigehen könne ;-)
Aber warum um alles in der Welt konnte dem Mischer niemand sagen, dass man bei Gitarrenwechsel auch mal ein einigen Knöpfen drehen muss ??? Die Eine zu laut, die Andere zu leise und nach dem ersten Set (65 Minuten) platzte dann auch Henry der Kragen. Zwar konnte er den 'Sound Engineer' der Band nicht von der Kanzel stossen (schade eigentlich), aber er durfte helfen!
Die Band kam nach nur 10 Minuten Pause zurück und beim ersten Titel stand dann Henry am Pult. Kurze Zeit später drang dann endlich der gewohnt gute Blues Garagen Sound mit Druck und präziser Ortung der Instrumente aus den Boxen. Henry sei Dank, denn das zweite Set schlug das Erste auch musikalisch um Längen! Ich kann hier (mangels Hintergrundwissen) leider nicht alle Titel wiedergeben. Auch die Setliste, die ich normalerweise nach der Show sofort von der Bühne abgreife, hätte nichts gebracht: sie las sich eher wie ein dickes Notenbuch (ja ja - die können Noten lesen ;-)
Ein paar Highlights sollen aber nicht unerwähnt bleiben: der Tony Spinner wagt sich doch tatsächlich an Ten Years After ran!
Und dann auch noch "I'm Goin' Home"!! Unglaubliches Gitarren-Feuerwerk. Der (heutige) Alvin Lee wäre vermutlich vor Neid erblasst. Tony hatte inzwischen die Schuhe ausgezogen, aber einen Schweißtropfen auf der Stirn konnte ich nicht erkennen. Nach einer weiteren Stunde Spielzeit (im 2. Set) bemerkte er nur kurz, dass die Band wegen der kleinen Panne im ersten Set heute etwas länger spielen würde. Dieses 'Etwas' wurde zu einer weiteren Stunde Blues-Rock-Power!
Gott, hat der Mann uns verwöhnt!
Kurz vor der Zugabe gab es noch meinen persönlichen Led Zeppelin Favoriten, "Communication Breakdown". Und weil Alter nicht vor Torheit schützt habe ich (seit langer Zeit) mal wieder richtig abgerockt...!
Fazit: eine der längsten Shows, die ich in der 'Blues Garage' gesehen habe. Begnadete Musiker, Spielfreude pur und großes Können! Wenn der Mann mit seiner Band mal wieder nach Deutschland kommt, verpasst die Show nicht. Auch wenn ihr dafür einige 100 Kilometer fahren müsst - die lohnen sich in jedem Falle! Der Mann hat Spirit und Feeling. Und auch wenn er sich ständig auf Robin Trower als sein großes Vorbild bezieht, meine ich, dass Tony Spinner den Robin an die Wand spielen würde. Das behaupte ich mit dem direkten Vergleich vom Wochenende im Hinterkopf (Freitag: Robin Trower, Samstag: Tony Spinner). Ende der Durchsage...
Wir haben uns nach dem Konzert noch richtig nett unterhalten. Ich habe natürlich gleich um Freigabe eines Titels für den nächsten "Blues Garagen Sampler" gebeten - und sofort eine Zusage bekommen. Tony wollte allerdings vorher die Aufnahmen hören (logisch). Ich habe ihn dann zu meinem Laptop geschleppt und nach dem Hören kam der lustigste Spruch: "Bitte schick mir eine Kopie. Das klingt so geil. Alle die mich aufgenommen haben, versprechen mir eine Kopie, aber niemand schickt wirklich eine."
Naja, von mir bekommt er sie jedenfalls - und ich freue mich schon auf seine Reaktion!
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