Andy T Nick Nixon Band / Livin' It Up
Livin' It Up Spielzeit: 53:20
Medium: CD
Label: Delta Groove, 2014
Stil: Blues

Review vom 23.06.2014


Wolfgang Giese
"Blues News", so lautet der Titel eines im Jahre 1969 erschienenen Samplers in weißem Vinyl und mit einem Poster dabei. Diese Kompilation verdeutlichte seinerzeit, dass der Blues nicht tot war, keinen langen Bart mehr trug und eine ganz neue Richtung eingeschlagen hatte. Nicht nur dadurch, dass 'bleichgesichtige' Künstler präsentiert wurden, sondern auch mit dem Hinweis, dass sich der schwarze Blues verändert hatte, in eine neue Richtung schritt und durchaus innovativ sein konnte. Offensichtlich sollte einerseits darauf hingewiesen werden, dass alte Zöpfe abgeschnitten wurden, aber andererseits dem offensichtlich stagnierenden Umsatz von Bluesplatten etwas Dampf gemacht werden.
Neben 'zwangsmodernisierten' Künstlern wie Muddy Waters ("Let's Spend The Night Together") und Howlin' Wolf waren Cream, Taste und gar die dem Blues eigentlich sehr fernen Savage Rose aus Dänemark am Start.
Nun denn, der Blues hat sich seitdem immer wieder in verschiedene Richtungen begeben. Seit Jahren verkümmerte das, was ich einst als Blues kennen- und liebengelernt hatte, zu simplem Blues Rock, der mehr Rock als Blues war und dem ich meistens das Bluesfeeling absprechen musste. Das war, um auf den Sampler zurückzukommen, die 'weiße' Entwicklung, während die Modernisierung des Black Blues damals nachfolgend, so wie sie propagiert wurde, in eine Sackgasse führte.
Umso erfreulicher war/ist es für mich, dass es dennoch immer wieder Musiker jeder Hautfarbe gab/gibt, die die Fahne der Tradition aufrecht fest halten, ohne zu verstecken, dass sie in der Gegenwart leben. Die Platte dieser beiden Musiker, Andy T und Nick Nixon, ist eines der positiven Beispiele dafür. Dabei werden unterschiedliche Stilelemente aus Texas (Shuffle), Chicago, New Orleans, West Coast Jump Blues und träg schleppendem Swampsound aus Louisiana verarbeitet.
Bereits der erste Song setzt mit treibend-swingendem Sound Zeichen, von Bläsern unterstützt. "Best in Town" verbindet auf ansprechende Weise Lousiana Swamp mit der Musik von Jimmy Reed. Track drei führt uns dann nach New Orleans, gespielt im Stile von Professor Longhair und ähnlichen Künstlern.
Herrlich, wenn des Öfteren diese perlende Gitarre à la T-Bone Walker in Erscheinung tritt, besonders gut zu hören beim vierten Titel, während beim fünften etwas B.B. King durchscheint. Und genau in dessen Richtung, als auch hin zu Eddie 'Cleanhead' Vinson führt oft der gefühlvolle und geschmeidige Gesang von Nick Nixon, der aber letztlich eindeutig er selbst im Ausdruck ist. Zusammen mit dem Gitarristen bildet er eine dichte Einheit, die von Emotion und Leidenschaft geprägt ist. Ja, da fliegen die Funken, da schäumt das Bluesfeeling, aber auch einmal kommt mit "Last To Leave" ein strammer Rocker zu Wort, der ganz im Stil von Eddy Clearwater über die Bühne geht - das geht ins Blut, aber sofort und direkt ohne Umwege. Hier legt 'Andy T' Talamantez davon Zeugnis ab, wie einfach es doch sein kann, Authentizität und Moderne geschickt zu verbinden, ohne auf Geschwindigkeitsjagd und Effekthascherei zu setzen!
Aber auch ein schöner Slow Blues darf nicht fehlen und davon gibt es mit "Whatever You Had You Ain't Got It No More" einen ganz besonderen - einen, der sich nicht am Üblichen orientiert, sondern, von knarrenden Saxofonklängen und perlender Orgel unterstützt, lasziv vor sich hinschleppt. Dieser bietet Nixon abermals die Möglichkeit, neben Blues auch eine Menge Soul in der Stimme zu präsentieren. Den Abschluss bildet eine gospelorientierte Ballade mit ganz viel Emotion und rundet den bunten Reigen dieser großartigen Musik perfekt ab.
Genau so stelle ich mir zeitgenössischen Blues vor - in einer Kombination zwischen Gestern und Heute. Anson Funderburgh hat mit seiner Produktion ein sehr gutes Händchen bewiesen!
Line-up:
Andy T (guitar)
Nick Nixon (vocals)
Sam Persons (bass, additional rhythm guitar - #3)
Larry Van Loon (piano, B3 organ, B3 bass - #3)
Jim Klingler (drums)
Ron Jones (saxophones - #1,3,5,7-9,11,12, solo - #7)
Christian Dozzler (harmonica - #2, piano - #2,4,5,8)
Dana Robbins (saxophone - #6, 13, solos - #8,11,12)
Anson Funderburgh (rhythm guitar - #12)
Tracklist
01:Baby Right Now (3:04)
02:Best In Town (3:47)
03:Livin' It Down (3:23)
04:My Baby Is Now On My Mind (3:24)
05:Good Man (5:47)
06:One Note Shuffle (3:30)
07:Back Down South (6:26)
08:Last To Leave (3:08)
09:Let's Say It's For Good (3:13)
10:Snake In The Grass (4:56)
11:Whatever You Had You Ain't Got It No More (2:57)
12:Oh Baby (4:54)
13:Love At First Sight (4:47)
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