Wer George Thorogood und seine Destroyers ( Jeff Simon - Drum, Billy Blough - Bass, Jim Suhler - Gitarre, Buddy Leach - Saxophon) schon mal live erlebt hat, so wie ich 2001 in München beim Tollwood-Festival, der weiß, welche Urgewalt sie auf der Bühne entfachen.
Die Bühne lebt - die Bühne bebt, wenn George und seine Mannen zum Angriff blasen!
Schade, dass dies seit jenem legenderen 02. Juli 2001 bis zum heutigen Tag der einzige Auftritt des Amerikaners mit seiner Truppe in Deutschland geblieben ist.
Hoffen wir, dass er es sich doch noch mal anders überlegt und trösten wir uns bis dahin mit vorliegender DVD, die anlässlich seines 30jährigen Bühnenjubiläums aufgezeichnet wurde, während er im Rahmen einer Europatour England beackerte.
Ansprechend finde ich zuerst einmal die Aufmachung des Menüs. Man schaut in eine Bar, die mit einer Juke-Box ausgestattet ist und gelangt von dort aus in die verschiedenen Sequenzen.
Zuerst aber wollte ich mir doch das Live-Konzert geben und traute meinen Augen kaum: die Zuschauer sitzen - es ist wirklich und wahrhaftig ein Sitzkonzert!
Die Band dagegen rackert sich auf der Bühne ab und bietet einen wahrhaft schweißtreibenden Gig, Thorogood ist ständig in Bewegung. Und was tun die steifen Engländer? Sie wagen kaum mit den Köpfen zu wackeln, man könnte sich ja was vergeben oder die frisch gestylte Frisur in Gefahr bringen. Die Hände liegen brav gefaltet im Schoß, lediglich am Songende wird höflich Beifall geklatscht.
Da kann man als Band schon mal ganz gewaltig die Lust verlieren, deshalb gebührt dem Meister und seinen Destroyers meine ganz besondere Hochachtung. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schlimmeres als ein bestuhltes Konzert.
Nur gut, dass sie Profi genug sind, dennoch einen dermaßen phantastischen Gig abzuliefern.
Gab es wirklich keine bessere Location für eine solch denkwürdige Aufnahme?
Ein guter Querschnitt wird durch Thorogooods langjähriges Schaffen geboten. Natürlich dürfen die obligatorischen Reißer wie "Who Do You Love", "I Drink Alone", "One Bourbon, One Scotch, One Beer" oder auch "Bad To The Bone" nicht fehlen. Besonders freute mich, dass Songs aus seinem letzten Hammer-Album Ride Til I Die ebenfalls nicht zu kurz kamen.
Nein, er ist kein filigraner Techniker an der Gitarre, aber er ist ein Tier an dem Instrument und er treibt seine Band immer wieder zu Höchstleistungen an. Ohne Frage, sie bieten eine tolle Performance. George Thorogood ist eben eine Institution in Sachen Bluesrock.
Mit witzigen Einlagen versucht er immer wieder die Zuschauer aus der Reserve zu locken, was ihm offensichtlich im Verlaufe des Abends dann doch noch gelingt, denn endlich, ich fass es nicht: bei "Bad To The Bone" stehen plötzlich ein paar besonders Mutige vor der Bühne und klatschen mit. Schlussendlich überlegt es sich auch der letzte im Saal und bewegt sich im Rhythmus Thorogood´scher Klänge.
Sogar ein Prominenter hat sich unter die Zuschauer gemischt: Gwyn Ashton ist in kurzer Einblendung zu sehen. Vermutlich wollte er mal schauen, was sein "Brother in Mind" da so auf der Bühne zaubert.
Einblicke hinter die Kulissen sowie kleine Interview-Einlagen gibt es zwischen den einzelnen Live-Tracks und könnte auf den einen oder anderen störend im Gesamteindruck wirken.
Die Bild- sowie Tonqualität ist sehr gut.
Als Bonus gibt es ein Promo-Video zu "American Made" sowie akustische Versionen von "Ride 'Til I Die" und "Merry Christmas Baby".
Für alle Thorogood-Fans ist die DVD ein kleiner Leckerbissen.
Spielzeit: 103 Minuten, Medium: DVD, Eagle Vision, 2004
1:Long gone 2:Who do you love 3:Night time 4:I drink alone 5:One Bourbon, one Scotch, one beer 6:Don't let the bossman get you down 7:The sky is crying 8:Sweet little lady 9:Greedy man 10:Bad to the bone 11:Move It On Over 12:The fixer 13:You talk too much 14:That's it I quit 15:Rockin' my life away
Ilka Czernohorsky, 16.01.2005
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